TEIL VIER

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Wieder einmal klingelt mein Wecker um sechs Uhr und ich quäle mich aus dem Bett. Nach dem gestrigen Training gab es einen fetten Stau auf dem Heimweg und ich war erst um halb eins zu Hause. Gerädert mache ich mich also fertig und packe auch wieder meine Sporttasche zusammen. Immerhin ist heute schon Freitag und damit der letzte Arbeitstag für diese Woche. Die Woche verlief ziemlich ereignislos. Ich habe es tatsächlich geschafft meine Gedanken wieder etwas zu kontrollieren und ich konnte mich wieder auf meine Aufgaben konzentrieren. Das Training lief wieder besser und ich freute mich aufs heutige Abschlusstraining vor dem morgigen Liga-Spiel. Doch jetzt musste ich mich erst einmal beeilen um zur Arbeit zu kommen. Wie immer mit Kaffeebecher bewaffnet verlasse ich das Haus und steige in mein Auto.

Eine halbe Stunde später komme ich auf meiner Station an und direkt beginnt der Wahnsinn. Der Tag verläuft dermaßen stressig, dass ich nicht einmal dazu komme richtig eine Pause zu machen. Im gefühlten Minuten Takt kamen neue Patienten und die bisherigen Patienten mussten auch noch versorgt werden. Also war ich sehr erleichtert als ich um kurz vor sechs Uhr und damit eineinhalb Stunden später als geplant endlich das Krankenhaus verlasse. Einmal tief durchatmen und die frische Luft genießen. Doch zulange kann ich die herrliche Ruhe nicht genießen, da ich mich nun beeilen muss um pünktlich zum Training zu kommen. Ich steige also in mein Auto und mache mich auf den Weg nach Essen. Natürlich muss es sich an einem Freitagnachmittag etwas stauen in ich komme erst fünf Minuten vor Trainingsbeginn am Sportplatz an. Ich hetze also mit meiner Sporttasche in die Umkleide, vorbei an den Mädels die schon fast alle auf dem Rasen stehen. Hastig ziehe ich mich um und schlüpfe in meine Schuhe. Als ich den Rasen betrete, sind die Mädels gerade losgelaufen. ,,Du bist zu spät." Begrüßt mich Marc, unser Trainer und ich antworte: ,,Tut mir leid, ich kam nicht eher bei der Arbeit weg." ,,Dann hopp. Du kennst das Spiel." Fordert er mich auf und ich beginne ebenfalls damit meine Runden zu drehen.

Bei der nachfolgenden Passübung stoße ich dann zu den Anderen. Nach einiger Zeit ruft uns der Trainer zusammen. ,,So, morgen steht das nächste Pflichtspiel an. Wir spielen zu Hause gegen Turbine Potsdam. Die stehen drei Plätze über uns in der Tabelle, was aber nicht heißt das wir denen den Sieg schenken. Wir geben alles und werden kämpfen. Und wenn wir als ein Team auftreten, können wir eventuell sogar mindestens ein Punkt mit nach Hause nehmen." Richtet er eine Motivationsrede an uns und sagt dann: ,,Wir machen jetzt noch eine kleine Übung bevor wir dann zwei Mal 25 Minuten spielen werden. Also los geht's." Dann erklärt er uns noch die neue Übung und wir machen uns dran. Nach der stressigen Arbeit ist es immer eine Wohltat sich beim Training noch einmal richtig auspowern zu können. Obwohl die Arbeit auch sehr anstrengend ist, gebe ich auf dem Platz noch mal den letzten Rest.

Nach der Übung werden wir in zwei Teams aufgeteilt. Zur erst kommen beide Mannschaften nicht wirklich ins Spiel und bereits nach fünf Minuten unterbricht. ,,Wollt ihr mich veraschen? Das war nichts, aber absolut gar nichts. Wenn ihr so morgen spielt, brauchen wir gar nicht erst antreten. Dann können wir nicht antreten und sind mit einem 3:0 gut bedient. Reißt euch zusammen und zeigt das ihr kämpfen könnte. Und zeigt das ihr Fußball spielen könnt. Los jetzt." Staucht uns Marc zusammen und pfeift dann das Spiel wieder an. Minute für Minute kommen wir mehr ins Spiel und zur zweiten Halbzeit sind wir in Höchstform. 

Nachdem der Trainer abgepfiffen hat, sagt er noch: ,,Wenn ihr so spielt wie in der zweiten Halbzeit könnte es morgen was geben. Geht euch jetzt umziehen und dann sehen wir uns morgen in alter Frische wieder. Treffen ist um 13Uhr, denkt dran. Pünktlich!" Bei dem letzten Wort schaut er besonders unsere drei Küken Isa, Marie und Jana an. Als Studentinnen genießen sie das Leben abseits des Platzes, lassen selten eine Party ausfallen und nehmen es mit der Pünktlichkeit nicht so genau. Wenn sie nicht so gut und wichtig für die Mannschaftsleistung wären, dann würden sie bestimmt weniger spielen. Aber gerade bei unserem Trainer zählt die Leistung auf dem Platz und das sonstige Verhalten spielt nahezu keine Rolle. Deshalb ist es ihm auch egal, dass ich manchmal trotz lange Tagen und vielen Schichten zum Training komme aber nicht hundert Prozent geben kann. Dann gibt es nur unangenehme Kommentare und ich würde auf die Bank gesetzt werden. Allerdings schaffe ich es meistens zu den Spieltagen immer in Topform zu sein und habe immer diese Tage frei. 

Frisch geduscht verabschiede ich mich wenig später  von den Mädels und verlasse die Umkleide. Seufzende lasse ich mich danach in auf den Fahrersitz meines Autos sinken. Die Sporttasche habe ich auf den Beifahrersitz geschoben und fische mein Handy aus dem Seitenfach. Doch bevor ich meine Nachrichten checken kann, klopft es an meiner Scheibe und ich zucke erschrocken zusammen. Alena steht neben meinem Auto und schaut mich grinsend an. Ich lasse das Fenster runter und frage: ,,Was gibt's?" ,,Kannst du mich zufällig mit nach Dortmund nehmen? Meine Schwester hat gefragt ob ich spontan auf ihre Kinder aufpassen kann und ich habe im Moment kein Auto." Fragt sie mich und ich antworte: ,,Klar, steig ein." Meine Tasche schmeiße ich auf den Rücksitz und sie lässt sich auf den Beifahrersitz fallen. Ich starte das Auto und fahre los.

,,Danke dir. Sie ist im Moment echt immer sprunghaft und spontan. Sie ruft mich echt oft an und fragt ob ich mal eben aufpassen kann. Ist ja nicht so, dass ich vierzig Minuten entfernt wohne." Erklärt sie und ich sage: ,,Ich muss ja eh in die Richtung also kein Problem." Wir schweigen und ich konzentriere mich auf den Verkehr. Alena war eine der Ersten die ich näher aus der neuen Mannschaft kennengelernt habe. Insgesamt konnte ich mich damals relativ schnell ins Team integrieren aber es war nie eine so enge Gemeinschaft wie es in Potsdam war. Manchmal habe ich in der Vergangenheit auch schon mit dem Gedanken eines Wechsels gespielt. Nicht nur die Situation mit Marco sondern auch die Aussicht auf mögliche internationale Wettbewerbe waren einige Faktoren. Bisher haben wir es nie weiter als einen vierten Platz in der Tabelle geschafft und aktuell stehen wir wieder nur im Mittelfeld.

 ,,Bist du bereit für das Spiel morgen?" Fragt mich Alena nach einiger Zeit. ,,Klar, ich freue mich riesig. Wird ein hartes Spiel aber mal schauen wie es ausgeht. " ,,Du bist im Moment immer etwas ausgelaugt und wirktest schon mal frischer auf dem Spielfeld auf mich ohne das jetzt böse zu meinen." Erklärt sie mir und schaut mich von der Seite an. Sie ist eine der Älteren in der Mannschaft und kümmert sich immer um alle. ,,Die Arbeit ist zur Zeit ein wenig stressig. Die Leute sind im Moment alle draußen unterwegs und verletzen sich weil sie denken barfuß Fußball spielen wäre eine gute Idee. Oder sie fühlen sich jung genug um einen Purzelbaum zu machen. Deswegen waren heute zwei Leute da, beide Armbruch." Lache ich und füge dann hinzu: ,,Ich bin froh wenn es sich wieder etwas entspannt." ,,Bekommst du das den soweit hin mit dem Sport und der Arbeit? Nicht das dein Körper das nicht mitmacht. Also ich arbeite ja nur Vormittags in der Schule aber das reicht mir schon." ,,Es geht natürlich entspannter aber bis ich meinen Facharzt habe kann ich einfach nicht kürzer treten und den Sport liebe ich zu sehr um ihn einzuschränken. Außerdem habe ich endlich mich fest in der Nationalmannschaft etabliert und würde noch gerne schauen was ich noch so erreichen kann." Erkläre ich mich und sie nickt. ,,Du denkst auch über einen Wechsel nach oder? Ich kenne dich seit drei Jahren und habe in der letzten Zeit beobachtet wie du nachdenklicher wirkst. Eigentlich hast du dich schon seit Anfang der Saison nach dem Trainingslager verändert und bist nicht mehr so viel beim Team dabei." Stellt sie mir ihre Analyse vor. Ich weiß nicht so Recht was ich darauf sagen soll, denn eigentlich hat sie Recht. 

(2) Vom Ende zum AnfangWo Geschichten leben. Entdecke jetzt