Epilog

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- Marco -

Unglaublich das ich gerade mit meinem Sohn auf dem Weg ins Stadion bin um meine Freundin bei dem bis dato wichtigsten Spiel ihrer Karriere zu unterstützen. Wenn mir das jemand so vor einem Jahr erzählt hätte, hätte ich die Person für total verrückt erklärt. Das ich wieder mit Emma zusammen bin, dass es den kleinen Louis gibt, alles so unwirklich. Heute morgen musste ich mich erst einmal kneifen, so surreal kommt mir der heutige Tag vor. Emma ist bereits früh aufgestanden, um sich mir ihrer Mannschaft auf das Spiel einzuschwören. Heute steht das Champions League Finale in Bilbao statt. Nach Louis' Geburt musste Emma etwas länger Ruhe halten als ihr lieb war, aber so bald sie das Go von ärztlicher Seite hatte, hat sich wieder mit dem Training angefangen. Ein steiniger Weg lag vor ihr und sie ist noch immer nicht am Ende angekommen, aber sie trainiert mittlerweile wieder voll umfänglich mit der Mannschaft und hat im vorletzten Ligaspiel der Saison ihr richtiges Debüt und gleichzeitiges Comeback gegeben. Eine Halbzeit hat sie alles gegeben und sogar einen Treffer erzielt. Das es für ganze 45Minuten Einsatz noch zu früh war, hat sie direkt zu spüren bekommen. Neben einem hartnäckigen Muskelkater, wollte sie am liebsten einen ganzen Tag schlafen. Fand der Kleine natürlich nicht so prickelnd und dadurch hat sich ihre Regeneration etwas länger hingezogen. Trotzdem stand sie im letzten Spiel dann wieder für eine Halbzeit auf dem Platz und auch für heute stehen ihre Einsatzchancen nicht gerade schlecht, sie ist echt verdammt gut und das sage ich nicht nur weil sie meine Freundin ist. Ich ziehe meinen Hut und habe allerhöchsten Respekt vor ihr, das sie das alles so meistert. Emma ist eine absolut liebevolle und fürsorgliche Mutter für Louis und schafft es irgendwie alles unter einen Hut zu bekommen. Ich versuche ihr so viel wie möglich zu helfen, aber nachdem ich wieder fit und zurück in Dortmund war, waren meine Möglichkeiten sehr beschränkt. Da hatte es mich sehr gefreut, das die Beiden für drei Wochen mit nach Dortmund gekommen sind bevor Emma wieder trainieren konnte. Die anschließende Pendellei zwischen den beiden Städten und das mit unseren vollen Terminkalendern hat unsere Nerven strapaziert aber wir haben das Beste draus gemacht. Deswegen freue ich mich aber besonders auf die bevorstehende Sommerpause in der ich jede Minute mit meinen beiden Lieblingsmenschen verbringen werde.

Aber erst einmal steht der heutige, aufregende Tag bevor. Ich ziehe dem Kleinen sein grünes Wolfsburg-Trikot an. Es tut mir in der Seele weh, dass es nicht schwarz-gelb ist. Aber immerhin steht Mama als Name und Emmas Nummer auf seinem Rücken. Ich konnte mich nicht dazu durchringen ein grünes Trikot anzuziehen, da muss ein Schal mit der heutigen Paarung reichen. Es klopft an der Hotelzimmertür. Mit dem Kleinen auf dem Arm gehe zur Tür und öffne sie. ,,Und seid ihr fertig?" Fragt meine Mutter die im Hotelflur steht. ,,Einen Moment, muss eben alles einpacken." Antworte ich und gehe wieder ins Zimmer. Sie folgt mir und schaut Louis an. ,,Da hat einer ja schon mal das richtige Trikot an. Ich kann ihn dir abnehmen, dann hast du beide Hände zum einpacken." ,,Danke." Sage ich und gebe ihr den Kleinen: ,,Reicht je wenn einer grün trägt. Mich bekommst du nicht in so ein Shirt. Ich habe mir gestern schon ein Schal besorgt." Ich nehme die Wickeltasche und schaue noch mal ob alles drin ist. ,,Hat Emma die schon fertig gemacht?" Fragt meine Mutter und ich nicke: ,,So grob. Sie hat mir aber ne Liste gemacht damit ich nichts vergesse." ,,Wo sie nicht ganz unrecht haben könnte." ,,Ey." Sage ich beleidigt und ziehe eine Grimasse. Ich packe die wichtigsten Dinge in die Tasche und frage nebenbei wo mein Vater sich rumtreibt. ,,Der wartet unten mit Jürgen in der Lobby." Erklärt meine Mutter und ich nicke. Die hoffentlich vollständig gepackte Wickeltasche packe ich unten in den Kinderwagen und nehme dann den Kleinen wieder auf den Arm. ,,Dann wollen wir mal deine Mama anfeuern." Sage ich zu ihm, bevor ich ihn in den Wagen lege und mit meiner Mutter das Zimmer verlasse.In der Hotellobby gabeln wir noch Emmas Onkel Jürgen und meinen Vater auf, bevor wir uns auf dem Weg zum Stadion machen.

Wir dürfen zum Glück durch den VIP Eingang ins Stadion und kommen somit auch recht schnell an unsere Plätze an. Meine Nervosität ist auf dem Weg auch mächtig gestiegen. ,,Dafür das du gar nicht auf dem Platz stehst, bist du aber ganz schön hibbelig." Meint mein Vater zu mir und ich winke nur ab: ,,Ich bin etwas nervös. Auch weil es mein erstes Mal alleine mit Louis in so einem großen Stadion ist." Das es nur die halbe Wahrheit ist, muss ich ihm ja nicht erzählen. Der heutige Tag soll nämlich noch einen weiteren Höhepunkt erreichen. ,,Hast du den Kleinen kurz im Blick? Ich wollte noch mal kurz zu Emma und ihr viel Glück wünschen." Frage ich meine Mutter und sie nickt direkt: ,,Klar, kein Problem." Ich streiche Louis noch einmal über die Wange und mache mich dann schnellen Schrittes auf den Weg in Richtung Katakomben. Zum Glück habe ich im Vorfeld schon abgeklärt, das ich ausnahmsweise Zugang zu den Räumlichkeiten bekomme. Als ich in den Spielertunnel abbiege, sehe ich wie die Gegnerinnen gerade auf den Platz hinausströmen. Hoffentlich habe ich die Wolfsburgerinnen nicht schon verpasst. ,,Hey, was machst du den hier?" Werde ich überrascht von Sophia gefragt, die als erst aus der Kabine kommt. Hinter ihr stehen auch die anderen Spielerinnen. ,,Ich wollte euch nur viel Erfolg wünschen und kurz mit Emma sprechen." Sage ich etwas überfordert. ,,Danke. Wir werden unser Bestes geben." Bedankt sie sich und ruft in die Kabine: ,,Emma, dein Lover ist da." ,,Haha, der ist auf der Tribüne bei Louis." Kommt nur zurück und dann steht sie vor mir. ,,Hey, was machst du den hier?" Fragt sie überrascht. ,,Wir gehen schon mal raus, komm gleich einfach nach." Meint ihr Trainer und scheucht die gaffenden Mädels mit den Worte: ,,Auf gehts, Ladys. Konzentration aufs Spiel und Fokus." Ein paar Augenblicke ist es noch Dusselig bevor wir alleine zurück bleiben. ,,Also noch mal, was machst du hier?" Fragt sie noch mal und ich atme tief durch. Diesen Moment habe ich mir schon tausend Mal ausgemalt und doch schlägt mir das Herz bis zur Brust. Meine gut überlegten Worte sind verpufft. Leere herrscht in meinem Kopf. ,,Ist alles in Ordnung. Ist irgendwas mit Louis?" Fragt sie nun etwas unruhig. ,,Nein, nein. Louis geht es gut, er ist oben bei meiner Mutter." Wehre ich ab. Noch einmal atme ich durch. Sie schaut mich forschend an. ,,Ich wollte dir nur sagen..." Beginne ich und breche wieder ab. Noch einmal sammle ich mich und atme tief durch.

(2) Vom Ende zum AnfangWo Geschichten leben. Entdecke jetzt