TEIL ACHT

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,,Du hast was?" Schreit mich Jenny an und ich gucke sie erschrocken an. ,,Nicht so laut. Was sollen die Nachbarn denken." Versuche ich sie zu beruhigen und sie meint nur: ,,Die blöden Nachbarn interessieren mich ein Scheiß. Viel mehr interessiert mich was du gemacht hast." ,,Ich habe eventuell vielleicht mit Marco geschlafen." Nuschle ich leise verlegen und drücke mein Gesicht in eines der Sofakissen. Es ist mittlerweile Sonntagmittag und ich habe direkt Jenny angerufen als ich nach Hause gekommen bin. Diese lies mich gar nicht groß erklären und stand wenig später bei mir vor der Tür. Nun versucht sie herauszufinden was genau passiert ist. ,,Eventuell, vielleicht? Willst du mich verarschen? Sowas passiert nicht vielleicht entweder ja oder nein und eventuell auch nicht. Was ist den gestern beim Grillen passiert das es soweit gekommen ist? Ich dachte er behandelt dich wie Dreck, der Spast." ,,Ich musste ihn halt nach Hause bringen weil er so voll war. Im Auto hat er so süße Sachen gesagt. Er meint dass er mich nicht hassen kann, weil er mich immer noch liebt. Dann als ich ihn in Schlafzimmer gebracht habe, hat er mich geküsst. Dann ist eins zum anderen gekommen." ,,Aha." Kommentiert Jenny das Ganze nur und fügt dann hinzu: ,,Du bist die vernünftigste Person die ich kenne und da du Auto gefahren bist weiß ich das du nichts getrunken hast. Also, wie im Himmels Willen hast du dich darauf eingelassen? Vor allem nachdem er sich nicht gerade nett dir gegenüber verhalten hat." ,,Er wollte mich heiraten, Jenny. Er hat einen Ring gekauft." Sage ich verzweifelt und drücke mein Gesicht ins Kissen. Meine Tränen benässen das Kissen direkt. ,,Oh." Ist wieder einmal eine einsilbige Antwort meiner Freundin. ,,Hat er dir das gesagt?" Fragt sie und ich nicke: ,,Ja, er hat mir alles gesagt und das auch mit dem Ring. Den hat er immer noch in seiner Schublade." ,,Hast du ihn gesehen?" Fragt sie nun und ich antworte: ,,Ja, als ich heute Morgen wach geworden bin musste ich mich erst einmal sortieren. Als ich realisiert habe was passiert ist, habe ich mich direkt angezogen und wollte einfach nur weg. Ich war aber neugierig ob er die Wahrheit gesagt hat, also habe ich nachgesehen. Jenny, der Ring ist so schön und perfekt. Ich habe alles kaputt gemacht." Ich weine stärker und sie nimmt mich in den Arm. ,,Du hast nichts kaputt gemacht. Ja, du hast ihm die eine Sache verschwiegen aber das war mehr als verständlich. Wenn er nicht so ein Arsch wäre, dann hättest du ihm alles erklärt und ihr wärt vielleicht noch zusammen. Oder er wäre nach der Aussprache immer noch ein Arsch und hätte dich trotzdem verlassen. Aber ihr hattet nicht einmal eine Chance. Er hat alles kaputt gemacht, nicht du. Rede dir das bloß nicht ein. Du bist die stärkste Person die ich kenne. Du hast schon soviel durchgestanden und hast dich nie unterkriegen lassen."

Ihre Worte tuen mehr als gut und ich kann mich etwas beruhigen. ,,Danke das du bei mir bist." Flüstere ich und Jenny antwortet: ,,Immer. Dafür sind Freunde doch da. Hat er dich heute Morgen eigentlich mitbekommen als du gegangen bist?" ,,Ich glaube nicht, der hat so tief geschlafen und nichts mitbekommen. Ich habe ja auch nur mich angezogen, in die Schublade geschaut und bin gegangen. Ich bezweifle außerdem das er irgendwas von der letzten Nacht noch weiß. Er war so betrunken." Erkläre ich und sie fragt: ,,Und wie soll es weiter gehen?" ,,Wie wohl? So wie bisher. Wir werden kein Kontakt haben und uns nicht sehen. Obwohl vielleicht werden wir uns doch mal über den Weg laufen, ich habe nämlich beschlossen mich mal wieder öfter bei den Jungs sehen zu lassen." ,,Das finde ich gut. Du hast dich lange genug verkrochen. Du bist stark und unabhängig." Bestärkt sie mich und meint dann: ,,Ich muss aber leider gleich schon wieder los. Ich muss noch meine Sachen holen bevor ich zu Arbeit fahren kann." ,,Ach ja, du musst heute noch arbeiten." Gedanklich schlage ich mir die Hand vor den Kopf und sage dann: ,,Das ist schade. Aber danke das du da warst." ,,Klar, du weißt wie neugierig ich immer bin. Ich will immer alles wissen." Sagt sie und steht auf. Ich begleite sie zur Tür. Dort schlüpft sie in ihre Schuhe und umarmt mich zum Abschied. ,,Denk dran: Immer Kopf hoch sonst rutscht die Krone runter Prinzessin." Ich muss lachen und sage: ,,Danke dir. Viel Spaß bei der Arbeit. Hoffentlich bleibt es heute ruhig." ,,Ruhig? Hast du mal raus geguckt? Es ist schönes Wetter und du weißt was das heißt..." ,,Jaja ich weiß. Schönes Wetter heißt gleich trottelige Outdoor-Sport-Aktivitäten die zu dämlichen Verletzungen führen." ,,Exakt. Wir sehen uns dann wahrscheinlich morgen. Bis dann." ,,Tschau." Mit diesem Wort des Abschieds verschwindet sie aus meiner Wohnung und ich schließe die Tür hinter ihr.

Für einen kurzen Moment verharre ich und starre an die geschlossene Tür. Was fange ich nun mit diesem angebrochenen, sonnigen Sonntag an? Ich entscheide mich dazu eine kleine Runde laufen zu gehen und später einen schönen Film zu schauen. Gesagt, getan. In meinem Schlafzimmer schmeiße ich mich in meine Laufsachen und ziehe mir meine neuen Laufschuhe an, die ich erst letzte Woche von meinem Sponsor zu geschickt bekommen habe. Apropos Sponsor. Am Mittwoch habe ich ein Shooting für die neue Puma Kollektion im Signal Iduna Park, weil ich auch Sachen für den BVB präsentieren soll. Das wird auch ein anstrengender und langer Tag. Für das Training bin ich an dem Tag zum Glück freigestellt, ansonsten würde ich das mit der Arbeit zeitlich nicht schaffen. Aber erst einmal genieße ich jetzt meinen Sonntag. Ich schnappe mir noch Kopfhörer, Handy, Schlüssel und verlasse meine Wohnung. 

Mit meiner Motivationsmusik auf den Ohren beginne ich meine Runde und laufe einfach nach Gefühl durch die Gegend. Es ist ein herrlicher Sommertag und ich bin nach einiger Zeit ein wenig genervt von den ganzen Menschen die ebenfalls das Wetter nutzen und spazieren gehen. Den Park bei mir unweit entfernt lasse ich ganz aus, um nicht Gefahr zu laufen irgendwen umzurennen. Ich fühle mich fit und ausgeruht, auch wenn die Nacht recht kurz war. Die Zeit und Kilometer verfliegen nur so und ich komme eineinhalb Stunden später wieder vor meinem Wohnhaus an. Meine Laufapp verrät mir, das ich ganze 15km gelaufen bin. Diese Strecke merke ich beim Treppen steigen auf einmal doch in meinen Knochen. Das gestrige Spiel gibt vermutlich sein übriges dazu. Wenig später stehe ich seufzend unter der warmen Dusche, wo sich meine Muskeln langsam wieder lockern und ich mich entspanne. Etwas länger als sonst lasse ich das Wasser über mein Körper laufen, bevor ich aus der Dusche steige und mich abtrockne. Ich ziehe mir direkt meinen kurzen Pyjama an und setze mich mit meinem Handy ausgestattet auf die Couch. Zur Feier des Tages, welche Feier auch immer, beschließe ich mir eine Pizza zu bestellen, da ich keine Lust mehr habe irgendetwas zu kochen. Nachdem ich meine Bestellung aufgegeben habe, sehe ich das mir Mats geschrieben hat. Ich klicke die Nachricht an und lese. "Hi! Ich wollte nur kurz hören ob alles in Ordnung war gestern? Hat er sich etwas benommen?" Ich muss etwas schmunzeln bei der Absurdität der letzten Nacht. Ich antworte: "Hey. War in Ordnung. Ich denke nicht, dass er noch weiß das ich ihn nach Hause gebracht hat. Er war ja ziemlich voll." Prompt bekomme ich eine Antwort: "Das stimmt wohl. Er hat sich vorhin auch gemeldet. Kater des Todes und hat gefragt wer ihn gebracht hat. Als ich dich erwähnt habe hat er das nur zur Kenntnis genommen." "Hat er wohl einfach nicht mit gerechnet." Ist meine letzte Antwort bevor ich den Chat schließe und den Fernseher anschalte. Bei meiner "kleinen" Lauf-Runde bekam ich das Verlange einen Disney Film zu schauen. Als ich mich endlich für einen Film entschieden hatte, bei der Vielzahl von Filmen gar nicht so einfach, klingelt es auch schon an der Tür. Ich stehe auf und nehme dem Lieferanten meine Bestellung ab. Mit meiner dampfenden Pizza kuschle ich mich aufs Sofa und starte den Film. Aus einem Film wird noch ein zweiter und so stehe ich erst gegen Mitternacht wieder von meinem Sofa auf. Ich räume schnell alles weg und lege mich dann ins Bett. Schneller als ich auch nur über etwas nachdenken kann, bin ich eingeschlafen.

(2) Vom Ende zum AnfangWo Geschichten leben. Entdecke jetzt