TEIL ZWEIUNDDREIßIG

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In der Kabine hat sich schon der Großteil der Mannschaft versammelt und man spürt direkt die Bedeutung des heutigen Spiels. Es dauert auch nichts lange bis alle anwesend sind und wir uns umziehen. Anschließend warten wir auf unseren Trainer für die Ansprache vor dem Spiel. ,,So, ich hoffe ihr seid frisch, fit und munter für das heutige Spiel. Wir haben ein anstrengendes Spiel vor uns. Das erst K.O. Spiel der neuen Champions League Saison." Beginnt Jannis seine Rede nachdem er die Kabine betreten hat. ,,Wir müssen von Anfang wach, auf Zack und kampfbereit sein." Fährt er fort und erklärt uns anschließend die Aufstellung. ,,Und jetzt raus zum warm machen." Schließt er ab und schickt uns aufs Feld. Das Stadion ist schon ziemlich gut gefüllt.

Das Spiel beginnt und es ist wie Jannis es vorhergesagt hat, ein kämpferisches Spiel und beide Mannschaften schenken sich nichts. ,,Ich hasse es zuzuschauen." Meine ich zu Pia, die neben mir sitzt. ,,Ich bin immer trotzdem so aufgeregt und würde am liebsten mit auf Feld rennen." Erkläre ich und sie sagt: ,,Fühle ich. Aber manchmal fühle ich mich auch ganz wohl hier draußen, weil ich dann nicht das Gefühl habe, alles liegt in meiner Hand." ,,Ja, der Druck ist dann schon ziemlich enorm. Aber so gar keinen Einfluss zu haben selbst wenn man möchte, ist ätzend." Sie nickt und wir verfolgen weiter das packende Spiel. Kurz vor der Halbzeit passiert es dann, nach einer Ecke bekommen die Mädels den Ball nicht aus unserem Strafraum raus und eine Gegenspielerin nutzt ihre Chance. Sie drischt den Ball aufs Tor, Merle's Schicht ist behindert, sodass der Ball ins Netz einschlägt. ,,Okay, alles gut Mädels. Weiter kämpfen." Ruft Jannis von der Seitenlinie aufs Feld. Aber viel kann die Mannschaft nicht mehr ausrichten bevor der Halbzeitpfiff ertönt. Die Pause wird für eine aufbauende Rede genutzt und dann geht es auch schon weiter. Die zweite Halbzeit verläuft weiterhin sehr ausgeglichen und beide Mannschaften haben ihre Chancen. ,,Kommt Mädels, werft alles rein. Wir haben nur noch zehn Minuten. Beißen und kämpfen." Versucht der Trainer die Mannschaft noch mal einzuheizen. Durch einen Freistoß aus vielversprechender Lage fällt es endlich, das erlösende Tor. Das Tor welches uns erst einmal in die Verlängerung rettet. Doch auch da zieht sich das Spiel nur weiter wie Kaugummi. Es ist ein ständiges hin und her. Für den Zuschauer sicher spannend anzusehen, aber absolute Folter wenn du auf der Bank sitzt und auf den erlösenden Treffer deines Teams wartest.

100.Minute. Immer noch 1:1 und es sieht nicht nach Besserung aus. Gleich eine kurze Trinkpause, dann die finalen 15 Minuten und im Zweifelsfall Elfmeterschießen. ,,Emma!" Ruft mich der Trainer zu sich. ,,Das wird wohl auf Elfmeterschießen hinauslaufen. Kann ich dich in kurz vor Ende einwechseln? Ich brauche dich als Schützin." ,,Ich weiß nicht." ,,Ich kenne deine Bedenken und das Risiko aber es wird frühestens fünf Minuten vor Schluss sein." ,,Na gut. Wenn du vertrauen hast, das ich im Elfmeterschießen nicht daneben haue." ,,An deine Schusstechnik habe ich kein Zweifel. Also würdest du?" ,,Ein ungutes Gefühl bleibt aber so ein kurzes Debüt wäre schon cool." ,,Super, dann gehe dich warm machen."

Ich nicke und gehe zurück zur Bank. Dort ziehe ich meine lange Jogginghose und den Pulli aus. Dann streife ich mir eine Leibchen über und laufe zu den anderen warmmachenden Auswechselspielerinnen an der Außenlinie. Dann gibt es auch schon der Halbzeitpfiff der Verlängerung. Mein Puls schießt in die Höhe. Gleich wird es ernst, keine Ahnung ob es eine gute Idee war ,ja' zu sagen. Hoffentlich endet es nicht so wie letztes Mal, schießt es mir in den Kopf. Ich verdränge den Gedanken und versuche mich zu konzentrieren. Damals wusste ich nichts von der Situation, jetzt kann ich besser damit umgehen.

Die zweite Hälfte der Nachspielzeit wird angepfiffen und beiden Mannschaften wirken, als hätten sie sich mit dem Elfmeterschießen angefreundet. Es ist ein zähes Hin-und her ohne gefährliche Aktionen. Der Trainer ruft mich zu sich. Jetzt wird es ernst. Ich ziehe das Leibchen aus und stelle mich neben ihn. ,,Okay, du weißt was zu tun ist. Füge dich ins Spiel ein und dann bringt ihr das sicher ins Elfmeterschießen. Kein Risiko in allen Belangen eingehen und dann wird das, okay? Du kommst nach rechts außen." Ich kann nur nicken, mir wird auf einmal sehr übel und ich muss mich zusammen reißen mich nicht direkt zu übergeben. Meine Nervosität steigt rasant als die Tafel für die Auswechslung hochgezeigt wird. Noch 7 Minuten auf der Uhr. Gina verlässt den Platz und wir klatschen ab. Ich laufe auf meine Position und bekomme ein paar verwunderte Blicke der Mädels zugeworfen. Keine hat damit gerechnet, das ich aufs Spielfeld kommen werde heute. Ich auch nicht. Die gegnerische Torfrau legt sich gerade den Ball zum Abstoß zurecht. Der Ball kommt in hohem Bogen auf die linke Seite geflogen. Dort setzt sich Jule durch und spielt den Ball sicher zur Abwehr. Die Gegnerinnen setzen kaum Druck ein und lassen uns machen. Wir starten den Versuch eines Angriffs. Der Ball landet zuerst in der Mitte. Ich sehe die Linie herunter und habe frei Bahn. Ich gebe ein Zeichen und laufe los. Der Ball kommt geflogen, jedoch kommt eine Gegnerin angerauscht und klärt den Ball vorher ins Seitenaus.

(2) Vom Ende zum AnfangWo Geschichten leben. Entdecke jetzt