TEIL SIEBENUNDDREIßIG

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Weihnachten. Das Fest der Liebe. Oder eher des Stress. Die Weihnachtsfeier habe ich mehr oder weniger überstanden. Seit der Veröffentlichung meiner Schwangerschaft habe ich in den letzten Wochen die Öffentlichkeit gemieden. Da war ich natürlich ein gefundenes Fressen für die Reporter, die am grünen Teppich vor der Veranstaltungshalle gewartet hatten. Zum Glück war ich mit Katha und Sophia zusammen gegangen und sie konnten mir seelischen Bestand leisten. Ansonsten war der Abend sehr unspektakulär. Es gab sehr viele Reden und gutes Essen. Ich habe ein paar der Spieler der Männer-Mannschaft kennengelernt und ein bisschen mit den Mädels getanzt. Insgesamt war es aber ein sehr förmlicher Abend und ich war froh als er überstand war.

Heiligabend ein paar Tage später, habe ich dann ganz gemütlich mit Jürgen und seiner neuen Freundin Ulrike verbracht. Sie waren extra aus England gekommen. Ich hatte ihnen meine neue Wohnung gezeigt und hatte ein leckeres Festessen gezaubert. Es war wahnsinnig schön mal wieder mit meinem Onkel zu reden. Zwar hatten wir in den letzten Monaten ab und zu geschrieben und gelegentlich auch telefoniert aber sich persönlich zu treffen ist dennoch etwas ganz anderes. Er erzählte mir begeistert von seinem neuen Trainerjob und der neuen Mannschaft. In seinem Verein hatte er mit seiner typischen, direkten Art direkt eingeschlagen und mächtig Eindruck hinterlassen. Um ehrlich zu sein hatte ich auch nichts anderes erwartet. Seine Freundin ist auch eine sehr nette Frau und wir haben uns direkt gut verstanden. Der Abend hat mir sehr viel Kraft gegeben und ich habe wieder einmal gemerkt wie sehr Jürgen doch irgendwo mein Familienrückhalt geworden ist. Er versprach auch direkt vorbei zukommen wenn das Kleine da war.

Am ersten Weihnachtsfeiertag habe ich mich dann mit einigen der Mädels getroffen. Zum einen brauchen einige aus der Mannschaft einen Vorwand um Abstand von der Familie zu bekommen oder sie hatten keine brauchbare oder greifbare in der Nähe, so wie ich. Wir haben lecker Raclette gemacht, uns über die Schrottwichtel-Geschenke kaputt gelacht und zu Abschluss zwei Weihnachtsfilme geschaut. Es war ein sehr gelungener Abend und ich habe mich im Kreise der Mädels absolut wohl gefühlt.

Jedoch war der Abend nicht gerade kurz und so klingelte mich mein Wecker nach gerade einmal fünf Stunden Schlaf erbarmungslos aus dem Schlaf. Gerade im Moment brauche ich sehr viel Schlaf, der Grund dürfte naheliegen. Genervt stehe ich nach dem zweiten Wecker auf und atme erst einmal tief durch. Ich strecke mich und meine müden Knochen quittieren dies mit dem ein oder anderen knacken. Ich schleiche ins Bad und stelle mich dort unter die Dusche. Etwas frischer wickle ich mich wenig später in ein großes Handtuch und gehe zurück ins Schlafzimmer. Mein Outfit für den Tag hatte ich bereits vor Tagen rausgesucht, als ich in Anflug von Panik bereits alles zusammen geschmissen hatte, dass ich heute brauchen könnte. Aber natürlich auch alles was ich nicht brauchen würde. Da ich aber erst einmal noch ein wenig Auto fahren darf, suche ich mir erst einmal ein gemütliches Outfit für die Fahrt raus. Anschließend föhne ich meine Haare etwas an, um sie anschließend zu zwei lockeren Zöpfen zu flechten. Vielleicht würde ich dann später leichte Wellen haben. Fertig gemacht, zumindest für die Fahrt, gehe ich noch einmal meine Tasche durch und kontrolliere zum zehnten Mal ob ich auch wirklich alles eingepackt habe. Ich bleibe ja eigentlich nur für eine Nacht und brauch nicht viel, aber ich will für alle Eventualitäten gewappnet sein. Auch ein zweites Outfit findet den Weg in meine Tasche, falls ich nachher mich doch Umentscheide, was ich nicht ganz ausschließen kann. Seufzend ziehe ich schließlich den Reisverschluss zu und atme tief durch. Hoffentlich nichts vergessen. Es ist gerade einmal kurz vor zehn und schon so viel Stress am morgen, denke ich mir und streiche über den Bauch. Und nur dir zu liebe, richte ich mich an ihn und muss schmunzeln. In der Küche mache ich mir einen Tee in meinen To-Go-Becher und packe den übrig gebliebenen Kuchen von gestern in eine Tupperdose. Natürlich nicht ohne ein kleines Stück zu naschen. Ist ja schließlich für den Weg und der fängt definitiv schon in meiner Küche an. Dann flitze ich einmal durch die Wohnung um alle Stecker zu kontrollieren und das auch wirklich alles aus ist. Das flitzen stelle ich mir in meinem Kopf super schnell vor, dabei wirkt es eher wie ein träges watscheln aber immerhin zählt der Wille. Nachdem das erledigt ist, schlüpfe ich in Jacke und Schuhe und bringe alles ins Auto. 

Schnaufend lasse ich mich kurz darauf auf dem Fahrersitz sinken und atme wieder einmal durch. Verdammt, ist meine Luft heute knapp. Das liegt bestimmt auch an der nervigen Aufregung vor dem heutigen Tag, denke ich. Um meine Gedanken zu übertönen, mache ich mir eine Feel-Good-Weihnachtsplaylist an und mache mich auf den Weg Richtung Ruhrpott.

(2) Vom Ende zum AnfangWo Geschichten leben. Entdecke jetzt