TEIL ZWÖLF

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Ich schrecke hoch als mein Wecker mich aus meinem traumlosen Schlaf reist. 4 Uhr verrät mir das Handydisplay. Gerädert mache ich den Wecker aus und schleppe mich aus dem Bett. Im Badezimmer schlüpfe ich in meine Klamotten und versuche meine Haare zu bändige. Mit kalten Wasser ein bisschen frischer auszusehen, aber die frühe Uhrzeit kann man meinem Gesicht förmlich ablesen. Ich mache mir noch einen Kaffee für den Weg und verlasse wenig später das Haus. Auf dem Weg sehe ich noch ein paar Fans durch die Straßen schleichen, die wohl alle ausgiebig den Triumph gefeiert haben. Ich stelle mein Auto auf dem Parkplatz ab und gehe dann ins Gebäude in Richtung meiner Station. Am Schwestertresen treffe ich direkt auf Doktor Hein der sich mit einer Schwester unterhält. ,,Ah, Frau Klopp wie schön das sie schon da sind." Sagt er erfreut als er mich erblickt. ,,Guten Morgen." Begrüße ich die Beiden und sofort bekomme ich ein kurzes Update über die aktuelle Situation: ,,Wie zu erwarten war gab es etwas mehr zu tun durch das gestrige Spiel und die anschließenden Feierlichkeiten. Es ist auch davon auszugehen das im laufe des Tages noch weitere Fälle den Weg hierher finden werden. Ich muss gleich auch versuchen zwei Finger zu retten, weil ein Herr meinte Bengalos sind ein tolles Spielzeug. Ihr erster Patient ist in der 413, gebrochenes Waden- und Schienbein mit vermutlich verschobener Kniescheibe. Weil der Patient gestern etwas alkoholisiert zu uns kam, habe ich die Operation auf acht Uhr angesetzt damit der Kreislauf sich stabilisieren kann. Schwester Kim nimmt gleich noch mal die neuen Blutwerte und hängt eine Elektrolyt-Infusion an, dann sollte es keine Probleme mehr geben. Ich denke den Eingriff bekommen sie eigenständig hin, wenn ich mit den Finger fertig bin komme ich dazu aber sie sollten eigentlich keine Unterstützung benötigen. Sie müssen nur den Patienten noch einmal über den Eingriff aufklären und seine Einverständnis einholen, dass normaler Prozedere eben. Dann müssen sie noch in 408-412 Visite machen aber das sollte kein Problem sein. Ich muss dann jetzt los, bis später." Mit  dieser langen Liste an Aufgaben lässt er mich stehen und verschwindet. ,,Okay, ich ziehe mich erst mal um und dann mache ich mich an die Arbeit." Sage ich und frage: ,,Du kümmerst dich zuerst um die 413?" Schwester Kim nickt und sagt: ,,Ja, dass mache ich gleich zu erst. Dann sollten die Ergebnisse auch schnell kommen." ,,Danke, bis später." Verabschiede ich mich für den Moment und gehe in Richtung der Umkleideräume.

Ich schlüpfe in meine Arbeitskleidung und setze mich dann an den Rechner um mir einen schnelle Überblick über die PatientInnen zu verschaffen. ,,Der Patient in der 413 hat ein paar Fragen und ist etwas mies drauf, wäre cool wenn du dich zuerst um ihn kümmern könntest." Informiert mich Kim und ich sage: ,,Wenn er jetzt schon nicht so happy ist, würde ich ihn gerne noch ein wenig warten. Aber ja, ich gehe gleich mal hin." Ich schließe die aktuelle Akte am PC und schnappe mir eines der Tabletts. Auf dem Weg zum Zimmer rufe ich die Akte des Patienten auf. Ich klopfe an die Tür und betrete den Raum. Mein Blick ist noch auf die hinterlegte Röntgenbilder gerichtet, die einen unschönen Bruch zeigen, dass ich nicht mitbekomme wer da im Bett sitzt. ,,Guten Morgen, meine Kollegin sagte sie haben noch Fragen." ,,Ja, die habe ich Emma." Ich hebe meinen Blick: ,,Marco." Stelle ich überrascht fest. ,,Hab ich dich wieder an der Backe? Sag mir jetzt bitte nicht du bist für mich zuständig. Doktor Hein sagte mir, dass jemand anderes für ihn übernehmen wird, aber du?" ,,Wenn es dich beruhigt, ich habe mich nicht freiwillig auf deinen Fall gestürzt. Ich kam zur Arbeit und mir wurden einige Fälle übertragen darunter deiner." Erkläre ich ihm ruhig. ,,Na super, wann kann ich endlich nach Hause?" Fragt er und ich halte mich zurück, nicht die Augen zu verdrehen. ,,Also, zunächst warten wir auf deine neuen Blutwerte und hoffen das du nach der gestrigen Feier wieder nüchtern bist. Dann musst du mir noch eine Einverständniserklärung für die Operation unterschreiben und dann wäre die gleich gegen acht Uhr. Wenn alles gut verläuft kannst du morgen nach Hause." ,,Morgen erst?" ,,Ja, hast du schon ein paar Sachen hier?" Frage ich und er schüttelt den Kopf: ,,Nein und irgendwie ist mein Handy mir abhanden gekommen." ,,Soll ich jemanden für dich informieren?" ,,Kannst du Forni anrufen? Der hat ein Schlüssel für meine Wohnung." Fragt er und klingt etwas weniger aufbrausend. ,,Mach ich gleich. Hast du noch Fragen zum Eingriff?" ,,Was genau muss den gemacht werden und wie lange darf ich nicht belasten?" Fragt er und ich antworte: ,,Dein Schien- und Wadenbein wird an den Bruchstellen fixiert und wir müssen schauen in wie weit deine Kniescheibe in Mittleidenschaft gezogen wurde. Danach musst du wahrscheinlich sechs Wochen dein Bein ruhig halten bevor du wieder mit Belastung beginnen kannst, dass richtet sich dann nach dem Heilungsprozess. Also wenn es gut läuft bist du zur Vorbereitung wieder fit." ,,Super, so kann man ja auch mal eine Sommerpause verbringen. Ich will ja nur nächste Woche in den Urlaub fliegen." Grummelt er und ich sage: ,,Ich komme gleich noch mal mit dem Formular wenn die Ergebnisse da sind. Bis später." Damit verlasse ich den Raum und gehe zurück zum Tresen. ,,Piep mich an wenn die Blutwerte von 413 da sind. Ich kümmere mich solange um die restlichen Patienten." Sage ich zu meiner Kollegin und gehe beginne dann meine Check Runde bei den anderen Patienten auf meiner Liste. Trotz der frühen Uhrzeit sind die Patienten freundlich und ich komme schnell durch. Als ich zurück zum Büro komme, wird mir mitgeteilt das die Blutwerte da sind. Mit einem gekonnten Blick überfliege ich die Tabelle und alle Werte liegen im Normbereich. Ich beauftrage eine Schwester mit dem einholen der Unterschrift die wir noch benötigen, da sie ihn sowieso anschließend schon vorbereiten müssen. Ich krame mein Handy raus und suche nach der Nummer von Marcos besten Freund Marcel. Er hasst mich seit dem Vorfall und ist alles andere als gut auf mich zu sprechen. Ich wähle die Nummer im Stationstelefon und warte darauf das er abnimmt. ,,Ja." Höre ich eine verschlafene Stimme. ,,Entschuldigen Sie die frühe Störung, spreche ich mit Marcel Fornell?" Frage ich höflich und er sagt: ,,Ja, der bin ich. Was gibt es?" ,,Klinikum Dortmund hier, ich Freund Marco Reus hat mich gebeten sie anzurufen. Er ist seit gestern Abend hier auf Station und könnte ein paar Sachen von zu Hause gebrauchen." ,,Was ist mit Marco?" ,,Bei dem gestrigen Spiel hat Herr Reus sich das Bein gebrochen, diese werden wir gleich operieren müssen. Anschließend muss er mindestens bis morgen zu Beobachtung hier bleiben. Können Sie vielleicht Mittags vorbeikommen und ihm ein paar Anziehsachen von zu Hause mitbringen?" ,,Ja, natürlich. Mach ich." ,,Danke, er liegt auf Station Vier. Einen schönen Tag noch." Und bevor er noch etwas erwidern kann, lege ich auch schon auf. Das wäre geschafft, ich hoffe ich laufe ihm nachher nicht über den Weg. Dann könnte ich mir mal wieder was anhören. Aber jetzt fokussiere ich mich erst einmal aufs hier und jetzt. ,,Es ist alles soweit vorbereitet." Informiert mich Kim und ich nicke.
Ich stehe auf und gehe in Richtung OP-Vorbereitungsraum und mache mich fertig.

(2) Vom Ende zum AnfangWo Geschichten leben. Entdecke jetzt