Drei Tage lang habe ich mich nicht überwinden können, Marco anzurufen. Lediglich eine Nachricht das es mir gut geht und ich mich melde wenn ich darüber nachgedacht hätte, konnte ich ihm schreiben. Ich starre das Handy in meiner Hand an. Auf dem Display leuchtet Marcos Kontakt und ich muss eigentlich nur noch auf Anrufen klicken, aber ich kann einfach nicht. Ich atme noch einmal tief durch und klicke schnell, kein zurück mehr. Es klingelt einen Augenblick bevor Marco abhebt: ,,Emma. Wie schön das du anrufst." Im Hintergrund höre ich Stimmengemurmel das langsam leiser wird. ,,Störe ich?" Frage ich deshalb und bekomme prompt die Antwort: ,,Nein, überhaupt nicht. Ich sitze nur gerade mit ein paar Jungs zusammen. Wir planen Weihnachtsgeschenke für die jeweiligen Familien und Freundinnen weil die meisten umkreative Säcke sind." Mit dieser Antwort bringt er mich zum schmunzeln. ,,Aber ich denke du rufst wegen was anderem an und nicht um zu hören wie planlos die Jungs sind." Ich schlucke und antworte: ,,Ja, ich wollte mich für letztens entschuldigen. Mich hat deine Frage einfach so sehr überrumpelt und überfordert, das ich zu nichts mehr in der Lage war." ,,Das habe ich gemerkt, aber es spricht doch eigentlich nichts dagegen mitzukommen, oder?" Fragt er und ich fahre mir mit meiner Hand durchs Gesicht. ,,Eigentlich nicht. Aber ich glaube es wird ein sehr unangenehmes Treffen werden." Gebe ich zu bedenken und er sagt: ,,Naja, aber irgendwie müssen wir mal den ersten Schritt machen. In Zukunft werden meine Eltern ja auch gerne mal das Kleine treffen und dabei wird es nicht vermeidbar sein das du auch dabei bist. Dann doch lieber jetzt schon mal wieder annähern damit es später nicht noch krampfiger wird." ,,Du hast natürlich recht, aber trotzdem löst der Gedanken in mir sehr viel Unbehagen aus." ,,Wofür du keinen Grund haben brauchst. Wir sind alle erwachsene Leute und können über Unstimmigkeiten reden." ,,Aber an Weihnachten?" Frage ich etwas verzweifelt und füge hinzu: ,,Wollen wir nicht ein neutraleren Tag nehmen?" ,,Nein, meine Mutter hat das vorgeschlagen und ich finde das eine gute Idee. Solange du mir nicht eine absolut triftigen Grund nennen kannst warum es dir nicht passt, sage ich ihr zu." ,,Was ist den zeitlich geplant? Ich muss dann ja auch erst mal aus Wolfsburg hinkommen." ,,Das ist kein Problem. Es ist gegen Nachmittag und dann gibt es Abendessen." ,,Na gut. Dann schaue ich mal nach einem Zimmer für die Nacht, weil danach werde ich sicher nicht mehr nach Hause fahren." ,,Das ist doch gar kein Problem. Mein Gästezimmer beziehe ich frisch und dann kannst du da schlafen." ,,Du musst dir keine Aufwand machen." ,,Und du erst recht nicht. Du brauchst ein Bett und ich habe ein Bett. Fertig. Du tust ja gerade so als wären wir Fremde. Hallo? Wir bekommen ein Kind zusammen, wir treffen meine Familie. Wir werden in Zukunft eine Familie sein, da ist sowas ja absolut selbstverständlich." Versucht er mich wachzurütteln. ,,Ich weiß, ich will mich dir nur nicht aufdrängen. Das ist jetzt doch alles sehr viel und plötzlich." Gebe ich zu und Marco meint: ,,Aber daran sind wir ja beiden Schuld das es so gekommen ist. Wir werden das Beste aus der Situation machen und dazu gehören zu Kleinigkeiten wie im Gästezimmer hier zu übernachten, absolut dazu." ,,Na gut." Lenke ich ein und er ergänzt noch: ,,Außerdem haben wir vor nicht allzu langer Zeit in deinem Bett gemeinsam geschlafen, also ist im Gästezimmer ja wohl gar nichts." Die Erinnerung an den halbnackten Marco blitzt in meinem Kopf auf und lässt meine Wangen ein bisschen heißer werden. Zum Glück kann er mich nicht sehen. ,,Stimmt." Knicke ich schließlich ein und er wechselt das Thema: ,,Wer war da eigentlich am Telefon, der mich weggedrückt hat?" ,,Das war Philip. Mein Arbeitskollege." Erkläre ich und bekomme die Frage: ,,Der Philip? Mit dem du aus warst?" ,,Wir waren nicht wirklich aus. Wir haben nur mal ein Kaffee getrunken und uns anschließend auf eine freundschaftliche Basis geeinigt. Schließlich arbeiten wir ja auch zusammen." ,,Ach so." ,,Hast du da damit ein Problem?" Frage ich und bekomme zuerst keine richtige Antwort. ,,Spuck es aus." Fordere ich nachdem Marco sich nur irgendwas zusammen stottert. ,,Ich kann dir nicht vorschreiben mit wem du deine Zeit verbringst aber ich wünsche mir einfach manchmal das wir mehr Zeit zusammen hätten, was auf Grund der Entfernung natürlich nicht so einfach ist. Da bin ich wohl einfach ein bisschen neidisch." ,,Du tust ja gerade so als würde ich mit ihm jeden meiner Nachmittage verbringen. Wir arbeiten zusammen und treffen uns wirklich unregelmäßig mal außerhalb der Arbeit. Darauf brauchst du wirklich nicht neidisch sein." ,,Ich weiß." Seufzt er und ich verstehe ihn nicht so ganz. Irgendwo ist seine Aussage ja süß, aber wir sind auch nur Freunde. Da kann er keine größeren Ansprüche stellen. ,,Ich wollte das nur eben mir dir geklärt haben. Ich will dich auch nicht groß weiter von euren Weihnachtsplanungen abhalten." ,,Alles gut. Die Jungs gehen mir ohnehin mit ihrer Ratlosigkeit auf den Senkel." ,,Ja, aber ich muss noch ein bisschen Haushalt machen und dann wollte ich mit Sophia in die Stadt. Ein Outfit für die Weihnachtsfeier suchen, ich habe nichts mehr schickes was mir passt." ,,Da wirst du bestimmt fündig. Dann kannst du ja auch für Weihnachten schauen." ,,Ja, mal sehen was mir über den Weg läuft." Sage ich und verabschiede mich anschließend von Marco. Alles weitere würden wir dann im Laufe der Tage klären. Nach dem Gespräch muss ich erst einmal durchatmen. Geschafft. Auch wenn mir das Treffen immer noch ein bisschen Bauchweh bereitet, muss ich da wohl einfach durch. Es wird schon alles gut gehen, hoffe ich.
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(2) Vom Ende zum Anfang
FanfictionDrei Jahre sind seit dem Ende des ersten Teils vergangen und es ist viel passiert. Emma ist der Liebe wegen nach Dortmund gezogen und hat ihre Verpflichtungen in Potsdam aufgegeben, um in der Nähe zu spielen. Jedoch gehen sie und Marco seit einem sc...