TEIL SIEBEN

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——— vor einem Jahr ———

,,Hier." Ich riß meinen Arm hoch und signalisierte das ich frei stand. Ich bekam die Flanke gespielt. Etwas zu hart und nur halbhoch kam sie auf mich zu geflogen und ich nahm sie mit dem Bauch an bevor ich den Ball aufs Tor schoss. Treffer! Das 1:0 in einem hart umkämpften Pokalspiel, das drei Minuten später abgepfiffen wurde. Wir feierten den Einzug in die nächste Runde geschafft und waren voller Euphorie. Die Saison hat gerade erst angefangen und lief sehr gut an. Vor lauter Adrenalin ignorierte ich das Ziehen in meinem Bauch und schon es einfach auf den etwas zu harten Ball.
Trotz einer ausgiebigen Feier in der Umkleide verließ ich als eine der ersten die Kabine und ging zu meinem Auto. Ich war noch mit Marco bei seinen Eltern eingeladen und musste mich ein wenig beeilen. Ich wollte gerade mein Auto aufschließen als mich ein stechender Schmerz in meinem Bauch zusammenfahren ließ. Er breitete sich binnen Sekunden auf den gesamten Körper aus und mir wurde schwarz vor Augen.
Es dauerte ein wenig bis mich Alena fand und den Krankenwagen gerufen hatte. Ich wurde sofort ins Krankenhaus gebracht. Dort wurde ich komplett durchgecheckt und mir wurde mitgeteilt das ich schwanger gewesen bin. Durch den Ball kam es zu einer Fehlgeburt. Ich wusste nichts von einer Schwangerschaft und konnte es somit auch nicht verhindern.
Marco war die ganze Zeit an meiner Seite, solange bis wir hörten, das ich etwa in der sechsten Woche gewesen müsste. Da sowohl Marco als auch ich gerade erst im Trainingslager waren und der Saisonstart uns beide sehr forderte, war unsere Beziehung etwas auf der Strecke geblieben und außer kuscheln lief nichts zwischen uns. Deshalb war für Marco auch direkt klar, dass es nicht sein Kind gewesen sein kann und ich betrogen habe müsste. Und es stimmte. Nicht das ich ihn betrogen hatte, zumindest nicht mit Absicht, aber es war nicht sein Kind. Als ich dann noch mal an den Abend zurück dachte an dem das Kind gezeugt wurde, wurde mir erneut schwindlig und ich konnte nur wieder in Tränen ausbrechen. Marco verließ mich auf der Stelle und wünschte mich in die Hölle.
Von den körperlichen Schäden erholte ich mich relativ schnell und stand bereits nach zwei Wochen wieder auf dem Platz. Aber seelisch ging es mir ziemlich bescheiden, immer wieder durchlebte ich den schlimmsten Abend meines Lebens und konnte den Gedanken nicht entfliehen. Marco hatte jeden Versuch mit ihm zu reden abgeblockt. Hat über die Mannschaftskollegen mir mitteilen lassen, dass ich unverzüglich auszuziehen hatte und damit war das Thema durch. Immerhin fand ich auf die schnelle eine Wohnung in die ich ziehen konnte, auch wenn mein Onkel mich aufgenommen hätte. Ich habe niemanden erzählt was wirklich vorgefallen war und deswegen wussten alle nur das wir uns getrennt hatten und das ich Marco betrogen haben soll. Das habe ich immer abgestritten aber auch nicht aufgeklärt wie es tatsächlich war. Die ganze Geschichte war nur etwas zwischen Marco und mir und da er nicht mehr mit mir redet würde das immer ungeklärt bleiben. Über die Arbeit habe ich zeitweise eine Therapie gemacht und konnte nach einiger Zeit besser mit der gesamten Situation umgehen. Trotzdem habe ich manchmal noch Albträume. Von dem Abend an dem es passierte, an dem Tag als Marco mich verließ, manchmal schreie ich auch im Traum seinen Namen und wache panisch auf, weil er nicht da ist.

Aus meinen Gedanken von damals werde ich durch ein Klopfen an der Scheibe gerissen. Schnell wische ich mir die Tränen von den Wangen und lasse das Fenster runter. ,,Kannst du Marco vielleicht eben nach Hause bringen? Der ist zu voll um ihn in ein Taxi zu setzen und ich habe das Auto schon voll. Er wohnt ja auf dem Weg." Fragt mich Mats und ich antworte: ,,Ich glaube nicht dass das eine gute Idee ist. Du hast doch gehört wie er immer noch von mir denkt." ,,Du hast das gehört? Ich dachte du wärst schon weg. Er ist total dicht, der meint das nicht so." Erklärt er und ich sage: ,,Betrunkene sagen immer die Wahrheit aber was soll's. Ihm wird es nicht gefallen aber dann kommt er wenigstens zu Hause an." Ich knicke mal wieder ein und wenig später sitzt Marco neben mir auf dem Beifahrersitz. Tatsächlich hat er nicht gemeckert als er einsteigen sollte, aber vielleicht hat er das auch einfach nicht mitbekommen. Ich habe keine Ahnung wie er es geschafft sich so abzuschießen aber er ist schon sehr betrunken.

Nach zehn Minuten Schweigen, fängt er an zu reden: ,,Weißt du?! Eigentlich hasse ich dich. Du hast mich kaputt gemacht, Emma. Aber ich kann dich nicht hasse. Weil ich dich immer noch liebe." Ich habe leichte Schwierigkeiten ihn zu verstehen, da er schon ziemlich nuschelt. Aber den letzte Satz habe ich klar verstanden und er hat mir eine Stich versetzt. Ich dachte er würde nun schweigen, aber er fährt fort: ,,Ich wollte dich heiraten. Wenn wir uns wieder gesehen hätten. Also öfter so. Wir wohnte zusammen und sahen uns ja doch nie. Aber wenn es besser gewesen wäre. Dann hätte ich dir einen Antrag gemacht. Ich hatte sogar schon den blöden Ring. Aber du musstest mich ja betrügen. Und dann auch noch schwängern lassen. Du hast mich kaputt gemacht. Und doch bist du der tollste Mensch den ich kenne. Den Ring wollte ich ihm See versenken, aber konnte es nicht. Jetzt liegt er in meiner Schublade und verstaubt."

Ich schluchze leise auf, einzelne Tränen rollen mir über die Wangen und ich muss mich auf das Fahren konzentrieren. Er wollte mich heiraten und ich hätte mir nichts schöneres vorstellen können. Ich würde nichts lieber tun als den Rest meines Lebens mit ihm zu verbringen. Wenig später halte ich vor seinem Haus. ,,Dann auf nimmer wieder sehen." Nuschelt Marco und steigt aus. Ich sehe ihn zur Tür gehe bzw. eher wanken und humpeln. Deshalb beschließe ich kurzerhand ihn noch bis zum Bett zu bringen, damit er heile ankommt. Ich hole ihn an der Haustür ein, wo er gerade dabei scheitert diese aufzuschließen. ,,Lass mich das machen." Sage ich ruhig zu ihm und er blafft: ,,Ich kann das. Ich brauche keine Hilfe." ,,Aber wenn ich das mache, geht es etwas schneller." Ich nehme ihm den Schlüssel aus der Hand und schließe die Tür auf. Im Flur helfe ich ihm seine Schuhe und Jacke auszuziehen und bugsiere ihn dann die Treppe hinauf.

Im Schlafzimmer nuschelt er: ,,Ziehst du mich auch noch aus?" ,,Das bekommst du auch alleine hin." Er murrt kurz. ,,Das werde ich morgen bereuen." Meint er leise und bevor ich versteh kann was er meint, drückt er mich an die Wand und presst seine Lippen auf meine. Der Kuss ist zunächst etwas grob, aber leidenschaftlich und voller Sehnsucht. Der Geschmack von Alkohol und die Welle der unterdrückten Gefühle vernebelt meine Gedanken und ich kann nicht mehr klar denken. Der leidenschaftliche Kuss geht in einer Wilde Knutscherei über. Er fährt mit seiner Hand unter mein Shirt und streicht über meinen nackten Rücken. Seine Berührung lässt meine Haut sich wie Feuer anfühlend. Vorsichtig schiebe auch ich meine Hand unter sein Shirt und fahre sein Sixpack entlang. Er war schon immer gut trainiert aber scheinbar hat er sich in dem letzten Jahr noch weiter definiert. Die ganze Pracht seines Oberkörpers kann ich wenig später bestaunen, als er sich erst sein Shirt über den Kopf zieht und dann auch mir die Bluse aufknöpft. Er verteilt brennende Küsse auf meinen Hals und wandert in Richtung meiner Brüste. Mein Kopf schreit mich an, dass es mehr als falsch ist was hier passiert aber es fühlt sich im Moment einfach nur gut an. Deshalb kann ich auch nicht verhindern, dass mir ein leichtes Stöhnen entflieht. Das scheint Marco zu bestätigen und er verwickelt mich erneut in einen leidenschaftlichen Kuss. Als nächstes fällt mein BH zu Boden und auch unsere Hosen folgen ziemlich schnell.
Etwas ruppig dreht Marco uns und drückt mich aufs Bett. Unsere Lippen sind weiter miteinander beschäftigt und auch unsere Hände erkunden weiter den Körper des jeweils anderen.
Mein Kopf hat sich derweil absolut verabschiedet und ich genieße einfach nur das hier und jetzt. Wir beide geben uns völlig hin und lassen unserer Lust freien Lauf.

(2) Vom Ende zum AnfangWo Geschichten leben. Entdecke jetzt