TEIL NEUNUNDZWANZIG

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Am nächsten Morgen klingelt mich  der Wecker gnadenlos um sieben Uhr aus dem Bett. Die Nacht war sehr unruhig, die Nervosität vor meinem ersten Arbeitstag gemischt mit meinem Gefühlschaos war weder Schlaf noch allgemein Entspannungsfördernd.  Gerädert stehe ich auf und mache mich fertig. In einer der vergangen schlaflosen Stunden habe ich mir bereits mein Outfit ausgemalt, sodass ich dafür immerhin keine Zeit verschwende. Mit einem ToGo Becher frischem Tee in der Hand betrete ich um kurz vor Acht das Krankenhaus. Am Empfang werde ich bereits erwartet. ,,Ah, Frau Klopp. Wie schön Sie zu sehen. Guten Morgen." Begrüßt mich Doktor Kinsen lächelnd. ,,Guten Morgen." Erwidere ich den Gruß und sie sagt: ,,Ich führe sie erst einmal herum, zeige ihnen die wichtigsten Dinge und dann klären wir die Arbeitsinhalte." Ich nicke und folge ihr. Auch wenn Tamara unsere Team-Ärztin ist, aber wir uns auf einen rein professionellen Umgang bei der Arbeit verständigt. Nach einem Rundgang der die wichtigsten Stationen, wie unter anderem Notaufnahme, Labor und Schwesternzentrale  beinhaltete, kommen wir in der Forschungsabteilung an. Dort werden wir auch direkt von einem brünetten Mann begrüßt. ,,Ah, Doktor Kinsen. Wie schön das sie da sind. Wenn bringen sie den da mit?" Fragt er neugierig und Doktor Kinsen stellt mich vor: ,,Das ist Frau Klopp, sie hat bisher für die sportmedizinischen Abteilung in Dortmund gearbeitet und wird nun unser Team hier verstärken. Ich habe ihr schon soweit alles wichtige gezeigt aber falls Fragen sind können Sie ja auch helfen." Er nickt und reicht mir die Hand: ,,Freut mich sie kennenzulernen. Doktor Philip Hansen." ,,Freut mich." Erwidere ich seinen Gruß. ,,Also wir müssen bis Ende der Woche die Auswertungen der Phase Eins beenden, die Befragungen zu den psychologischen Grundlagen von Phase Eins zur Ausgangslagen Bestimmung stehen dann für nächste Woche an." Rattert er runter. ,,Alles klar, Frau Klopp wird Sie in der Auswertung unterstützen. Bitte bringe Sie auf den aktuellen Stand der Studie und dann machen Sie an die Arbeit. Ich habe jetzt noch Schicht auf Station und würde mir heute Nachmittag ein Zwischenstand abholen." ,,Natürlich." Dann verabschiedet sich die Chefärztin und wir bleiben zurück. ,,Dann wollen wir mal an die Arbeit gehen." Mit diesen Worten dreht sich der Brünette um und geht vor in Richtung Arbeitsräume.

,,Ich denke mit den Grundlagen unserer Arbeit sind sie vertraut oder?" Fragt er mich und ich antworte: ,,Ja, ich habe schon einiges über die Studie lesen dürfen." ,,Sehr gut. Sie sind nur für Zuarbeiten hier, oder? Als Hilfskraft." Ich bin etwas baff als er diese Fragen stellt. Nur eine Hilfskraft? Ich habe zwar keinen Doktor-Titel aber trotzdem ist er jetzt nichts besseres. Ich schlucke meine aufkommende Wut herunter und nicke. Er erklärt mir unsere aktuelle Aufgabe und wir beginnen mit der Arbeit.

,,Und wie läuft es?" Fragt Tamara, die nach einiger Zeit wieder vorbeischaut. ,,Ganz gut soweit denke ich. Wir kommen ganz gut voran." Erklärt Philip und sie sagt: ,,Sehr gut, dann würde ich sagen ist Zeit für die Mittagspause. Frau Klopp, würden sie mir danach bei einer Kreuzband-Operation assistieren? Ich möchte wissen wie ihre Fähigkeiten im OP sind." ,,Ja, klar. Gerne." Sage ich und Philip fragt: ,,Sie soll assistieren? Sie ist doch nur eine Unterstützungskraft für die Datenauswertung der Studie." ,,Nein, das habe ich auch so nie gesagt. Frau Klopp ist Ärztin und gleich berechtigte Mitarbeiterin in der Studie wie sie. Zudem ist sie meine Doktorandin deswegen liegt mir ihre weitere Ausbildung nahe. Haben sie noch weitere Fragen?" ,,Äh, nein. Ich war nur verwundert." Rudert er zurück. ,,Sehr gut. Kommen Sie doch einfach direkt mit zum Mittag in die Kantine, dann kann ich sie direkt auf den Stand bringen." Wendet sie sich noch einmal an mich und ich nicke überrumpelt. Wir verlassen also gemeinsam die Forschungsabteilung und gehen Richtung Kanine. ,,Philip bildet sich ein bisschen viel auf seinen Doktor-Titel ein. Dabei hat er nicht mehr Erfahrung als du. Er hat nach dem Studium direkt seinen Titel gemacht und arbeitet seitdem hier in meiner Abteilung. Ich hoffe er war nicht zu schroff." Erklärt mir Tamara und ich winke ab: ,,Passt schon. Er war wohl jetzt sehr überrumpelt weil er mich vorher als Hilfskraft abgestempelt hat." Sie schüttelt nur den Kopf und wir widmen uns der anstehenden Arbeit.

Durch die Operation verging der restliche Arbeitstag wie im Flug. Kurz vor dem Feierabend hole ich mir meine Tasche aus dem Büro und treffe dort noch einmal auf Doktor Hansen. ,,Ah, da haben sie ja an ihrem ersten Tag schon direkt einen starken Eindruck hinterlassen." Meint er und schaut mich prüfend an. ,,Ich habe nur meinen Job gemacht." ,,Schon klar und mich ganz nebenbei ins Messer laufen lassen." ,,Ich habe nichts gemacht, sie haben mich direkt heruntergestuft. Ein Doktortitel ist kein Freifahrtschein." ,,Ich weiß, es tut mir leid. Ich hätte sie nicht so abstempeln sollen. Ich hoffe wir können trotzdem friedlich zusammenarbeiten." ,,An mir wird es nicht scheitern." Sage ich und er nickt mir zu. ,,Dann auf eine erfolgreiche Zusammenarbeit." Hält er mir seine Hand hin und ich schüttle sie kurz. Anschließend wünsche ich ihm einen schönen Feierabend und mache mich auf den Heimweg.

(2) Vom Ende zum AnfangWo Geschichten leben. Entdecke jetzt