TEIL VIERZIG

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Die Sonne weckt mich am nächsten Morgen und ich kneife genervt die Augen zusammen. Ich taste nach meinem Handy und werfe einen Blick aufs Display. Es ist acht Uhr dreizig, viel zu früh. Eine Nachricht auf meinem Sperrbildschirm erweckt mein Interesse und ich klicke Gregors Name an: ,Guten Morgen! Keine Ausreden! Du, heute, hier. Wir erwarten dich und die kleine Kugel. Widerstand zwecklos.' Ich verdrehe die Augen, muss aber auch lächeln. Marco hat also direkt gepetzt. Ich schreibe nur ein schnelles ,Bis später' und stehe anschließend auf. Ich fühle mich ein bisschen gerädert, aber das liegt wohl an der abgefallenen Anspannung vom gestrigen Tag. Ich suche mir etwas gemütliches aus dem Koffer raus und ziehe mich um. Anschließend gehe ich in die Küche, auf dem Weg komme ich an Marcos Schlafzimmer vorbei. Die Tür ist nur angelehnt und ich höre ihn entspannt schnarchen. Wahrscheinlich ist mit ihm sowieso erst in ein paar Stunden zu rechnen. Ich mache mir einen Tee und setze mich dann mit einer Decke auf die Couch. Mein Blick fällt auf die Terrassentür und mir fällt fast die Kinnlade herunter. Draußen schneit es und es liegt auch schon ordentlich Schnee. ,,Kurz nachdem zu ins Bett gegangen bist, hat es angefangen." Meint Marco der auf einmal in der Tür steht und mein Blick verfolgt hat. ,,Bei dem Wetter fährst du definitiv heute nicht nach Hause." Ergänzt er und ich sage: ,,Oh man, aber ich wollte morgen wieder arbeiten." ,,Naja, aber du bist doch sowieso schon im Mutterschutz. Da wird nicht gearbeitet." ,,Ja, aber ich wollte an meiner Doktorarbeit weiterschreiben und dafür noch ein paar Daten auswerten." Erkläre ich und er fragt: ,,Du hast doch bestimmt dein Laptop dabei. Dann kannst du das auch hier machen." ,,Ja schon aber das ist trotzdem was anderes." ,,Naja, Fakt ist, ich lasse dich bei dem Wetter nicht bis nach Wolfsburg fahren." Ich schaue auf das Schneetreiben und weiß das er Recht hat. Ich nicke also resigniert und er klatscht in die Hände: ,,Da wir das jetzt geklärt haben, mache ich mir ein Kaffee, dann reden wir über Namen. Danach kannst du noch ein bisschen was arbeiten wenn du unbedingt den Drang danach verspürst und nachher fahren wir dann zu Gregor." ,,Das hast du dir ja schon gut ausgedacht. Was übrigens uncool direkt zu petzen." Marco schaut ich überrascht an. ,,Jetzt tu nicht so. Gregor hat mir schon geschrieben, dass er mit mir rechnet." Sage ich und Marco hebt unschuldig die Hände. ,,Diese Geste funktioniert nicht auf dem Spielfeld und bei mir schon gar nicht, Freundchen." Sage ich und Marco verschwindet nur lachend in der Küche. 

Kurz darauf sitzen er mit einer Tasse Kaffee neben mir auf dem Sofa und öffnet eine Liste auf seinem Handy. ,,Was ist das denn?" Frage ich überrascht und er sagt: ,,Eine Liste mit Namen die ich schön finde. Die Hälfte fällt jetzt raus weil es Mädchen Namen sind aber die anderen würde ich dir gerne vorstellen." ,,Wie viele sind das bitte?" Frage ich schockiert, als er in der Liste zu scrollen beginnt. ,,Ach nur so zwanzig oder dreißig." Meint er locker und ich sage: ,,Ach du Heilige, ich habe maximal fünf." ,,Tja, da kommen jetzt noch einige dazu." Gibt es gelassen zurück und ich sage: ,,Na dann fang mal an. Wo hast du die eigentlich alle her?" ,,Ich habe viel gegoogelt, überlegt und in Filmen zugehört." Erklärt er und fängt an seine Namen aufzuzählen. Allerdings überzeugen mich die ersten überhaupt nicht und nachdem ich diese auch abgeschmettert habe, meint Marco: ,,Na gut, dann nenne mir doch mal deine Favoriten." Also zähle ich ihm meine fünf Namen auf und er sagt: ,,Okay, die finde ich auch alle nicht schlecht bis auf Theodor, der ist einfach alt." ,,Ja, gut aber dann bleiben ja nur noch vier übrig." ,,Wie ist das eigentlich mit dem Nachnamen?" Fragt er und ich muss kurz schlucken, bevor ich ihm erkläre: ,,Es ist zwar meistens Ganz und Gebe den Namen des Vaters zu nehmen aber da der Kleine bei mir wohnen wird und das sonst auch zu vielen Fragen kommen könnte, wird er wohl meinen Namen bekommen." ,,Das klingt logisch." Sagt er aber ich kann seine Enttäuschung hören. ,,Ich weiß das du dir den kleinen Mini Reus im Borussen Trikot vorstellst aber immerhin ist ein kleiner Klopp mit BVB Trikot auch nicht abwegig." ,,Stimmt." Ich lenke das Thema wieder auf den Vorname und wir diskutieren eine geschlagene Stunde bis wir uns auf nur noch zwei Namen einigen können. ,,Es wird also einer der zwei Namen. Aber ich habe keine Lust noch weiter zu diskutieren, wir können uns irgendwie noch nicht einigen und wir haben ja auch noch ein bisschen Zeit." Sage ich weil mich diese ganze Diskussion wahnsinnig anstrengt. ,,In Ordnung. Wir müssen uns langsam auch fertig machen, weil wir in einbandhalb Stunden bei Gregor sein müssen und du willst dich bestimmt noch hübsch machen." Stimmt mir Marco zu und ich frage gespielt  schockiert: ,,Was, du findest mich nicht hübsch so wie ich bin?" Da ich aktuell immer nah am Wasser gebaut bin, schaffe ich sogar kleine Tränen rauszudrücken. ,,Oh nein, so meine ich das gar nicht. Du bist die Schönste Frau die ich kenne, ich dacht nur du fühlst dich so nicht wohl wenn du in deinen gemütlichen Klamotten da hin müsstest." ,,Du findest meine Klamotten auch hässlich?" Spitze ich das ganze weiter zu und Marco versucht total überfordert mich zu beruhigen: ,,Nein, nein so meine ich das gar nicht. Ich wollte nur das du genug Zeit hast, dich so zu kleiden und fertig zu machen das du dich wohl fühlst. Ich nehme dich so wie du bist oder auch in einem Kartoffelsack mit, das ist mir egal. Hauptsache du fühlst dich gut und bist zufrieden. Ich weiß doch gar nicht was ich sagen soll." Er wirkt sehr überfordert und ich kann nicht länger meine Maske aufrecht erhalten und fange an zu lachen. Jetzt schaut Marco erst Recht wie ein Auto und versteht die Welt nicht mehr, also erlöse ich ihn und sage: ,,Ich weiß doch wie du das meinst. Es ist alles gut. Ich gehe dann mal in Ruhe duschen." 

Ich stehe auf und Marco versteht immer noch nicht die Welt. ,,Alles in Ordnung." Sage ich noch mal zur Bestätigung und drück ihm ein Schmatzer auf die Wange. Ich gehe Richtung Treppe und höre von ihm ein: ,,Sind das diese Stimmungsschwankungen von denen manche reden?" ,,Ganz dünnes Eis. Nimm es einfach nur so hin." Sage ich und gehe nach oben. 

(2) Vom Ende zum AnfangWo Geschichten leben. Entdecke jetzt