TEIL ZEHN

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Ich schlafe trotz der Erschöpfung auch in dieser Nacht nicht besonders gut, aber durch das Training und die Arbeit schaffe ich es mich abzulenken. Mein Kreislauf ist zwar immer noch nicht ganz stabil, was mich schon irgendwie nervt aber durch den Stress eigentlich auch nicht verwunderlich ist. Das nächste Ligaspiel gegen Sand konnten wir für uns entscheiden und nun steht das letzte Heimspiel gegen Wolfsburg an. Das wird noch ein Kampf heute werden, da die Wölfinnen heute wahrscheinlich den Meistertitel holten wollen. Aber nur noch einmal 90min danach ist ein Monat Pause. Vier Wochen einfach mal ohne Training, dann habe ich nur die Arbeit und kann mal ein wenig den Stress zu reduzieren. Aber erst einmal muss ich mich aufs heutige Spiel fokussieren.

Gegen zehn Uhr verlasse ich das Haus und mache ich mich auf den Weg nach Essen. Da heute auch der letzte Spieltag in der Bundesliga ist und Dortmund im Signal Iduna Park gegen die Bayern spielt, ist die Stadt schon brechend voll. Durch die Innenstadt zu kommen ist ein kleiner Kampf, überall Menschen und Autos. Als ich endlich auf der Autobahn bin, kann ich etwas durchatmen und komme endlich gut durch. Pünktlich parke ich auf dem Parkplatz des Stadions und schnappe mir meine Tasche vom Beifahrersitz. Ich laufe auf das Stadion zu und sehe das gerade auch der Bus der Gegnerinnen vorfährt. Ich setze mein Weg fort und erreiche kurz darauf die Umkleide. Überrascht stelle ich fest, dass bereits alle da sind. Kaum habe ich die Mädels begrüßt und mich auf meinen Platz gesetzt, betritt auch schon unser Trainer den Raum. ,,Willkommen zum letzten Spiel der Saison. Es geht praktisch um nichts mehr, wir können den Gegnern ihre Meisterschaft nicht mehr nehmen aber ärgern können wir sie trotzdem. Wir wollen es ihnen nicht angenehm machen hier also gebt noch mal alles. Heute noch mal kämpfen und ab morgen ist dann frei." Beginnt er seine Ansprache und erläutert dann die Aufstellung mit der Taktik. Danach geht er und lässt uns zurück. Wir fangen an uns umzuziehen und Alena neben mir beginnt das Gespräch: ,,Ich bin echt gespannt wie das Spiel wird. Ich denke das wird ein harter Kampf." ,,Denke ich auch. Ich hoffe das Beste, mache mir aber keine allzu großen Hoffnungen." Gebe ich zu und sie nickt: ,,Ja, dass stimmt schon. Ich finde es aber schade, dass nach dem Spiel einfach die Sommerpause beginnt und es kein richtigen Abschluss gibt." Damit spielt sie auf die fehlende Saisonabschlussparty an. ,,Naja, ich denke nach dem Spiel bedanken wir uns bei den Fans und ein Teil geht dann bestimmt noch feiern." ,,Ja, dass wird wohl so sein. Würdest du mitkommen?" Fragt Sie mich und ich schüttle den Kopf: ,,Ganz ehrlich bin ich nicht so scharf darauf mit unseren Küken zu feiern. Ich habe Tickets für Dortmund von meinem Onkel bekommen. Saisonfinale, eventuell werden die heute Meister und es ist definitiv das letzte Spiel meines Onkels. Er hat sich gewünscht dass ich dabei bin und das kann ich ihm ja schlecht verwehren." ,,Das ist natürlich verständlich und wer würde nicht lieber mit dem BVB feiern, als mit uns?" Wir müssen lachen und ich sage: ,,Was soll ich machen? Das ist doch wieder pure Absicht, dass beide Saisonfinals auf einen Tag fallen. Wenn du Lust hast kannst du auch mitkommen? Meine Arbeitskollegin kommt auch mit und dann wird das bestimmt lustig." Biete ich ihr an und sie schaut mich überrascht an: ,,Wirklich? Ich muss heute Abend auf meine Neffen aufpassen aber davor wäre schon cool." ,,Überleg es dir. Ich nehme dich gerne mit." Sage ich und stehe dann fertig umgezogen auf.

Als Team betreten wir wenig später den Rasen und werden mit einem warmen Applaus empfangen. Nach dem Aufwärmen versammeln wir uns noch einmal für eine kurze Motivationsansprache unserer Kapitänin in der Kabine. Danach stellen wir uns neben den Gegnerinnen auf und warten aufs einlaufen. Die drei Schiedsrichter führen uns wenig später aufs Feld. Nach dem Abklatschen und der Seitenwahl stellen wir uns auf und warten angespannt auf den Anpfiff.

Die ersten Minuten werden wir direkt von den Gegnerinnen unter Druck gesetzt und regelrecht überlaufen. Mit Mühe und Not versuchen wir dagegen zu halten. Dieser Versuch scheitert bereits in der zehnten Minute mit dem 0:1-Treffer der Wölfinnen. Unser Trainer tobt an der Außenlinie und wir versuchen uns etwas weniger aggressiv zu motivieren. Etwas besser aber immer noch nicht wirklich zufriedenstellend halten wir weiter dem Druck stand. Das Spiel findet nahezu komplett in unserer Hälfte statt und so ist es wenig verwunderlich, dass in der 30ten Minute das 0:2 fällt. Unter Druck gesetzt von den Gegnerinnen geht es auch danach weiter und wir finden kein Weg uns zur Wehr zu setzen. Allerdings gelingt unserer Abwehr kurz vor der Halbzeit ein Befreiungsschlag und der Ball fliegt weit in die gegnerische Hälfte. Schnell schalte ich und renne los. Etwas überrumpelt bekommt die gegnerische Abwehrspielerin den Ball nicht direkt unter Kontrolle und ich kann ihr den Ball abjagen. Im Sprint komme ich dem Tor näher und schaue mich nach Anspielstationen um. Leider sind meine Mitspielerinnen von unserem plötzlichen Vorstoß auch überrascht und sind erst kurz hinter der Mittellinie. Also bleibt mir nicht als ein Alleingang übrig. Die Gegnerin, der ich den Ball abgeluchst habe, ist mir auf den Versen hat allerdings ein wenig Abstand. Kurz vor dem Strafraum kommt langsam auch die Torhüterin raus und setze zum Schuss an.

(2) Vom Ende zum AnfangWo Geschichten leben. Entdecke jetzt