Nach einem sehr ausgiebigen Frühstück machen wir uns auch schon auf den Weg zum Stadion. Meine Nervosität steigt als Sophia am Stadion parkt und wir aussteigen. Die Aufregung schlägt mir direkt auf den Magen und ich streichle besänftigend meinen Bauch. ,,Alles gut Emma?" Fragt Katha neben mir und ich nicke: ,,Alles gut. Bin nur bisschen nervös." ,,Ganz entspannt, du musst ja nicht selber spielen." Ich schmunzle über ihre Aussage und folge den Mädels ins Stadioninnere. Zuerst holen wir uns was zu trinken und gehen dann raus auf die Tribüne. Dort treffen wir auf ein paar Dortmunder Spielerfrauen, die ich direkt in die Arme schließe. Nachdem wir ein bisschen gequatscht habe, entschuldige ich mich kurz um noch einmal eben vor Anpfiff auf die Toilette zu gehen. Auf dem Weg zu den Waschräumen sehe ich aber Marco in einem Seitengang stehen und irgendwas zu suchen.
,,Was schleichst du den hier rum?" Schleiche ich mich an ihn heran und er zuckt erschrocken zusammen. ,,Heilige Scheiße hast du mich erschreckt." Er atmet tief durch. ,,Also, was verschlägt dich hierher? Müsstest du nicht eigentlich in der Kabine sein?" ,,Ja, eigentlich schon. Ich steht nur eben für Marcel Schmiere, der wollte noch eben unbedingt zu Jenny. Und was machst du hier? Ich dachte du wolltest nicht kommen." ,,Die Mädels haben mich mitgeschleift, eigentlich wäre ich jetzt auch lieber auf meiner Couch." ,,Ach komm, dafür siehst du uns spielen." Lächelt er und ich sage: ,,Ja stimmt. Der Kleine ist auch ganz aufgeregt den Papa zu sehen. So wie der rum strampelt." Das Baby randaliert ordentlich seit wir das Stadion betreten haben. Ich nehme seine Hand und lege sie auf meinen Bauch. Erstaunt reißt Marco die Augen auf. ,,Das ist ja fantastisch. Der übt ja schon fleißig um in unsere Fußstapfen zu treten." Sagt er begeistert und ich meine: ,,Du freust dich jetzt darüber, aber das ist echt anstrengend auf Dauer." Marco grinst nur dümmlich. ,,Hey, was machst du den hier?" Fragt nun Marcel, der auf einmal hinter mir steht. ,,Das gleiche könnte ich dich auch fragen. Ihr müsst jetzt gleich aufs Feld. Ich wollte erst nur auf Toilette, dann habe ich den Schleicher hier getroffen und nun haben wir dem Papa noch mal viel Glück gewünscht." ,,Na dann, kann das Spiel ja nur gut werden. Wir müssen aber dann echt los, sonst werden wir noch vom Trainer gegrillt." ,,Ich halte euch nicht auf, viel Erfolg." Wünsche ich den Beiden. Marco drückt mich noch kurz und dann verschwinden sie in Richtung Spielertunnel.
Nachdem ich anschließend eben auf der Toilette gewesen bin, gehe ich zurück zu den Mädels, die mich natürlich noch ausfragen wo ich so lange gewesen bin. Nach einer kurzen Erzählung, sind die Mannschaften auch schon auf dem Feld und das Spiel beginnt. Von Anfang an machen die Dortmunder mehr Druck und sind klar überlegen. Das erste Tor kurz vor der Halbzeitpause ist daher auch mehr als verdient. In der Halbzeitpause holen wir uns was zu trinken und philosophieren etwas das bisherige Spiel. Ziemlich schnell sind dann auch schon die Mannschaften wieder da und es geht weiter. Die Dortmunder sind zunehmende überlegener und die Wolfsburger wissen nicht wie sie ihre Gegner in Schach halten sollen.
Es ist mittlerweile die achtzigste Minute und der BVB führt klar mit 4:0. Marco bekommt den Ball kurz hinter der Mittellinie nach einem abgeblockten Angriff der Wolfsburger. Er hat viel Platz und sprintet Richtung Tor. Sein Gegenspieler macht ihm Druck. Marco spielt den Ball auf den mitgelaufenen Julian. Sein Gegenspieler kommt zu spät und trifft statt dem Ball nur Marcos Knöchel. Dieser schreit schmerzverzehrt auf und geht zu Boden. In diesem Moment scheint mir das Blut in den Adern zu gefrieren. Ich bin wie erstarrt und blicke zum am Boden liegen den Marco. Das der Gegenspieler verdient mit Rot vom Platz fliegt, interessiert mich nicht im Geringsten. Ich kann mich nur auf den Blondschopf konzentrieren, der inzwischen von einigen Mitspielern und ersten Sanitätern umringt ist. ,,Emma, atmen." Flüstert mir Sophia von der Seite zu und atme laut aus. Ich habe unbemerkt die Luft angehalten. Ruhig versuche ich zu atmen und streichle dabei meinen Bauch in dem wieder ordentlich gestrampelt wird. Ich muss mit ansehen wie Marco vom Platz getragen wird und dann im Inneren der Stadions verschwindet. ,,Ich will zu ihm." Sage ich gerade raus und Sophia meint: ,,Ich glaube nicht dass das eine gute Idee ist." ,,Aber ich will wissen was mit ihm los ist." Erkläre ich und sie sagt: ,,Ja, aber du musst dich erst einmal beruhigen. Dann schauen wir was los ist. Also erst einmal tief durchatmen." Ich nicke zerknirscht und versuche meine Anspannung etwas loszuwerden. Was natürlich nur mäßig funktioniert. Nach Abpfiff will ich aufstehen aber kann mich nicht so recht bewegen. Ich habe das Gefühl mein ganzer Körper ist verkrampft und weigert sich zu funktionieren.
,,Sie bringen Marco ins Krankenhaus. Marcel ist bei ihm." Bringt mich Jenny auf den aktuellen Stand. Ich nicke und schaue Sophia bittend an. Ohne das ich die Frage stellen muss, sagt sie: ,,Okay, dann fahren wir das jetzt hin. Sonst kannst du sowieso nicht runter kommen." Ich schaue sie dankbar an und nicke. Sie hilft mir hoch und wir gehen mit den anderen Mädels zum Auto. Auch wenn das Spiel am Ende 5:0 ausgegangen ist und eine gute Leistung der Dortmunder war, redet keine über das Spiel. Es redet sowieso keiner. Außer Sophia und Alex die irgendwas tuscheln, was ich aber nicht verstehe. Meine Ohren rauschen, mein Körper ist angespannt und ich habe das Gefühl jeden Moment umzufallen.
Die Autofahrt kommt mir wie eine Ewigkeit vor, auch weil wir in den Stau der Stadion-Besucher kommen die alle den Heimweg antreten. Als wir endlich das Krankenhaus erreichen, gesellt sich zu meiner Anspannung auch noch ein Gefühl von Übelkeit dazu. Ich steige aus. Sophia ist sofort an meiner Seite. Mit wackeligen Knien gehe ich auf das Gebäude zu. Zum Glück weiß ich wo wir hinmüssen und wie wir dort hinkommen ohne nervige Fragen gestellt zu bekommen. Auf dem Flur vor den Behandlungsräumen, in einem davon vermute ich Marco, sitzt Marcel auf einer Wartebank. ,,Hey, was macht ihr den hier?" Begrüßt er uns und steht auf. ,,Was denkst du? Als ob ich Emma davon abhalten könnte her zu kommen." Meint Sophia und die beiden begrüßen sich kurz. ,,Weiß du irgendwas?" Frage ich und meine Stimme klingt kratzig. ,,Bisher hat mir niemand was gesagt. Der erste Verdacht ist Sprunggelenksfraktur oder so." Erklärt Marcel und ich seufze. Das könnte das Ende der Saison sein und das so früh in der Rückrunde. ,,Ich muss leider zur Arbeit. Passt du auf sie auf?" Fragt meine Begleiterin an Marcel gewandt und nachdem dieser nickt, verabschiedet sie sich. ,,Du solltest dich setzen." Sagt Marcel und deutet auf die Bank. Ich schüttle nur den Kopf und sage: ,,Nein, ich kann mich nicht setzten. Ich muss mich bewegen." Ich gehe oder besser gesagt schleiche unruhig hin und her während ich meinen Bauch streichle.
,,Emma, was machst du hier?" Werde ich nach einer Weile gefragt und blicke in das vertraute Gesicht von Philip. ,,Äh, ich warte hier und du?" ,,Ich wurde zu einem Notfall gerufen, Sportverletzung. Ich kenne aber den Namen des Patienten noch nicht aber wegen dem bist du scheinbar hier." ,,Ja, Marco ist da drin." Piepse ich und deute auf die Tür. ,,Dann schaue ich mal was los ist und gebe dir Bescheid wenn ich was weiß. Du solltest dich aber mal setzen." Sagt er und ich nicke nur ein stummes Danke. Er verschwindet und ich lasse mich tatsächlich auf die Bank neben Marcel sinken. ,,Ein Arbeitskollege?" Fragt dieser und ich nicke nur. Mir ist nicht nach Reden. Ich sitze nicht lange, auch wenn es wie eine gefühlte Ewigkeit anfühlt, da kämpft sich ein hartnäckiges Gefühl der Übelkeit nach oben und ich stehe auf um es los zu werden. ,,Alles in Ordnung?" Fragt Marcel und ich nicke nur. Ich kann nicht verhindern das mir Tränen in die Augen treten. Mit aller Macht versuche ich nicht die Beherrschung zu verlieren aber es kostet mich sehr viel Kraft. Mir wird ein bisschen schwindelig. Endlich geht die Tür auf und Philip kommt heraus. ,,Und?" ,, Sieht sehr stark nach komplizierter Fraktur aus. Wir bringen ihn gleich hoch. Röntgen, MRT und dann wahrscheinlich direkt OP." Erklärt er und die Welt beginnt sich immer schneller zu drehen. Schwarze Punkte treten in mein Blickfeld. Ich versuche sie wegzublinzeln aber es bringt nichts. Panik steigt in mir auf und ich habe das Gefühl nicht mehr atmen zu können. Ich schnappe nach Luft, doch kein Sauerstoff erreicht meine Lungen. Die Schwärze nimmt mein Blickfeld immer mehr ein und ich merke nur noch wie ich Richtung Boden sacke.
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(2) Vom Ende zum Anfang
FanfictionDrei Jahre sind seit dem Ende des ersten Teils vergangen und es ist viel passiert. Emma ist der Liebe wegen nach Dortmund gezogen und hat ihre Verpflichtungen in Potsdam aufgegeben, um in der Nähe zu spielen. Jedoch gehen sie und Marco seit einem sc...