Kapitel 60

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Wir landeten an einem Strand. In der Ferne stand ein Haus. Es war gerade Ebbe und ich stand auf dem weichen Schlick. Um mich herum verteilt lagen Harry, Hermine, Ron und der Kobold. Dobby stand neben mir und hielt meine Hand. Doch das alles bekam ich nur schleichend mit. Etwas anderes forderte meine ganze Aufmerksamkeit.

"Harry?", murmelte ich und spürte Übelkeit in mir aufkommen. Langsam wanderten meine zitternden Hände zu meiner Seite. Etwas steckte darin. Ein Messer steckte darin. Keuchend und gurgelnd sank ich auf den Boden. "Oh nein, Luna Potter. Harry Potter muss helfen!", vernahm ich leise Dobbys piepsige Stimme. "Luna!", schrie mein Bruder, doch auch er hörte sich so weit entfernt an. Hände packten mich und legten mich auf die Seite in den weichen Schlick. Harrys Gesicht erschien über mir. Er schrie mich an. Hermine und Ron tauchten auf. Weitere Gestalten näherten sich. "Luni", hauchte ich schwach und lächelte. Sie war in Sicherheit. Sie alle waren in Sicherheit. Dann waren da plötzlich Bill und Fleur.

Bill hob mich hoch und ich verzog mein Gesicht. Eine Hand fuhr mir über den Kopf. "Ganz ruhig, es wird alles wieder gut", vernahm ich ganz leise eine Stimme, doch ich konnte sie niemandem zuordnen. Dann wurde alles schwarz.

Als ich das nächste Mal zu mir kam, lag ich in einem weichen Bett. Um meinen gesamten Bauch spannte sich ein Verband. Die Wunde an meiner Seite schmerzte, aber sie war auszuhalten. "Oh, Luna Potter ist wieder wach! Es freut Dobby so sehr, dass Sie wieder wach sind, Miss! Das muss Dobby sofort allen erzählen! Sie machen sich ja alle so große Sorgen." Ehe ich realisieren konnte, dass Dobby an meinem Bett gewacht hatte, war der Elf auch schon verschwunden. Keine Minute später hörte ich lautes Getrampel und mein Bruder kam ins Zimmer gestrümt. "Luna! Gott sei Dank!", rief er aus, kam aufs Bett zu und umarmte mich vorsichtig. "Harry? Was ist passiert?" "Das Messer hatte dich betroffen. Ein Glück waren wir in der Nähe von Fleurs und Bills Haus. Er hat dich sofort hierher gebracht und versorgt. Du glaubst gar nicht, wie besorgt ich die letzten zwei Tage war." "Ich kann es mir vorstellen", lächelte ich schwach und nahm dankbar das Glas Wasser entgegen, das Hermine mir brachte.

"Luna. Wir haben einen Plan, aber er wird dir nicht gefallen." "Du klingst wie damals, als du mit Hermine und Ron ins Ministerium eingebrochen bist." Hermine und Ron warfen sich einen Blick zu und mein Grinsen verrutschte. "Harry, nein!", rief ich und wollte mich aufsetzen, was einen stechenden Schmerz durch meinen ganzen Körper sandte. "Luna, bleib ruhig!", sagte Harry und drückte mich sanft wieder zurück ins Bett. "Wir müssen in Bellatrix Lestragens Verließ in Gringotts einbrechen. Dort könnte sich ein weiterer Horkrux befinden." "Und ich?", rief ich aufgebracht. "Du wirst hier bei Bill und Fleur bleiben, bis du wieder vollkommen genesen bist. Wenn alles gut geht, sind wir spätestens morgen Abend wieder da." "Und wenn nicht?", warf ich ein. "Dann werden wir uns schon irgendwie wiederfinden." "Aber ich hab dich doch gerade erst wiedergefunden, ich will dich nicht schon wieder verlieren!" "Aber du musst dich ausruhen. Deine Wunde muss komplett heilen, sonst hast du in einem Kampf keine Chance. Verstehst du? Wenn du wieder vollkommen uneingeschränkt bist, dann kannst du mit uns kommen. Wir sehen uns morgen Abend."

Aber wir sahen uns nicht am nächsten Abend. Und auch nicht den Abend danach. Und auch nicht den Abend danach. Harry, Ron und Hermine kamen gar nicht mehr wieder.

Harry Potter und seine kleine Schwester 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt