Natürlich hatte ich Colin von der ganzen Sache erzählt. Kaum hatte er mich am Gleis 9¾ gesehen, da rannte er auch schon auf mich zu und zog mich in eine stürmische Umarmung. Darauf folgte ein stürmischer Kuss und wieder eine stürmische Umarmung. "Ist ok, Colin. Mir geht es gut. Mir ist nichts passiert", murmelte ich und schloss meine Arme um ihn. "Fragt nur noch wie lange", hörte ich ihn gedämpft an meiner Halsbeuge sagen.
Als Professor Dumbledore wieder da war, zitierte er uns in sein Büro und zeigte uns eine neue Erinnerung. Sie zeigte Slughorn bei einem sehr alten Treffen des Slughklubs. In der Tischrunde befand sich auch Tom Riddle. Es war eine kleine Plauderrunde, bis Slughorn alle ins Bett schickte. Nur Tom blieb noch dort. "Beschäftigt Sie etwas?", fragte Slughorn. "Ja, Sir. Ich wusste nicht, wo ich sonst hätte hin sollen. Die anderen Professoren, nun ja, die sind nicht wie Sie. Die könnten das falsch verstehen." "Lassen Sie hören", meinte Slughorn. "Ich war neulich Nacht in der Bibliothek. In der verbotenen Abteilung. Und hab etwas Merkwürdiges gelesen über einen seltenen Zauber. Ich dachte, womöglich könnten sie mich da erleuchten. Wenn ich mich richtig erinnere, heißt er...." Die Stimme wurde so undeutlich als wäre sie unter Wasser. Auch Slughorns Antwort verstand man kaum. Nur das Ende. "Und jetzt verschwinden Sie, auf der Stelle. Und wehe, Sie erwähnen das noch ein einziges Mal!"
Harry und ich tauchten wieder aus der Erinnerung auf. "Verwirrt? Es würde mich überraschen wenn nicht", sagte Dumbledore auch sogleich. "Ich versteh nicht ganz. Was ist da passiert?", wollte Harry wissen. "Das ist in meiner Sammlung die vielleicht wichtigste Erinnerung. Und sie ist eine Lüge. Jemand hat sie manipuliert. Und zwar der Mensch, dem sie gehört. Unser alter Freund Professor Slughorn." "Warum manipuliert er etwas, das er selbst erlebt hat?", hakte ich nach. "Ich glaube, weil er sich dessen schämt", antwortete Dumbledore. "Warum?", fragte Harry. "Die Frage ist gut. Ich habe euch gebeten, Professor Slughorn kennen zu lernen. Das habt ihr getan. Jetzt möchte ich, dass ihr ihn dazu bringt, seine wahre Erinnerung zu enthüllen. Egal wie ihr es anstellt." "So gut kennen wir ihn auch wieder nicht", warf Harry ein. "Wir brauchen die Erinnerung unbedingt. Ohne sie sind wir blind. Ohne sie überlassen wir dem Zufall das Schicksal unserer Welt. Ihr dürft nicht scheitern. Ihr habt keine Wahl." Und genau das gefiel mir ganz und gar nicht. Doch wie es schien, wurde das Ganze unvermeidbar. Ich konnte mich nicht mehr vor der Verantwortung drücken. Harry und ich waren die Auserwählten und wir mussten uns auch so verhalten.
Harry wollte den Plan gleich am nächsten Tag in die Tat umsetzen. Er wollte Tom Riddle nachmachen und hoffte darauf, dass Slughorn ihm so den Zauber nennen würde, um den es damals ging. Ich war mir sicher, dass das kaum klappen würde, aber ich ließ Harry machen. Und hätte ich keinen Test bei Professor Snape geschrieben, wäre ich vermutlich sogar mit Harry mitgegangen. Das hätte wohl aber auch nichts gebracht, denn wie Harry mir am Abend erzählte, hatte Slughorn nur einen kleinen Wutanfall bekommen und erkannt, dass Dumbledore Harry auf die Erinnerung angesetzt hatte. Da ich aber nicht dabei gewesen war, konnte ich mein Glück wohl noch versuchen.
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Harry Potter und seine kleine Schwester 2
FanficDu ruhigen Jahre in Hogwarts sind vorbei und eine dunkle Zeit bricht an. Wird Luna es an der Seite ihres Bruders Harry, ihres Freundes Colin Creevey und ihrer besten Freundin Ginny Weasley schaffen, alle Herausforderungen zu meistern? (man sollte de...