𝟔𝟖. 𝐊𝐚𝐩𝐢𝐭𝐞𝐥

11.1K 376 89
                                    

»Bis morgen«, sagte ich zu Lia und wollte gerade aus ihrem Büro gehen, als sie mich festhielt. Ich drehte mich zu ihr und schaute sie verdutzt an. »Wieso bis morgen?«, fragte sie mich und schaute mich nun ernst an. Ihr Blick war wirklich ernst, so richtig Ernst. »Wir feiern heute Abend. Ich habe Molly schon bescheid gesagt«, erklärte sie und ließ mich endlich los. Ich lachte amüsiert auf. Einerseits lachte ich über ihren gespielt ernsten Blick, den sie sowieso nicht hinkriegte und andererseits über die Tatsache, dass zwei verrückte Personen sich anscheinend abgesprochen hatten. »Wie bitte? Woher hast du denn Mollys Nummer?«, fragte ich leicht verwirrt und gleichzeitig lachend. Lia war unglaublich.

»Ich hab da so meine Methoden, mach dir keine Sorgen.«, merkte sie an. Ich lachte und lehnte mich gleichzeitig gegen den Türrahmen ihrer Bürotür. »Und was ist wenn ich nicht feiern will?«, fragte ich und erntete wieder einen undefinierbaren Blick von ihr. »Dann komm ich höchstpersönlich vorbei und schleife dich aus dem Haus, Kleines«

»Nagut, dann bis heute Abend. Vielleicht«

Lia lächelte leicht und setzte sich wieder auf ihren Bürotisch. »Genau, bis später. Pass auf dich auf«

Auf dem Weg nach draußen dachte ich über heute Abend nach. Ich hatte anscheinend keine Wahl mehr. Und einen Rückzieher machen konnte ich auch nicht. Also würde ich Molly und Lia einfach machen lassen. Im Endeffekt sollte ich froh darüber sein, dass überhaupt jemand sich für mich und meinen Geburtstag interessierte. Es war nicht selbstverständlich. Also würde ich es einfach so hinnehmen, mit ein schönes Outfit zuhause bereitlegen und einen netten Abend mit meinen besten Freundinnen verbringen. Ich schmunzelte über die Tatsache, dass Lia nun zu meinem engsten Kreis gehörte. Und ich war froh darüber, dass es so war. Schließlich hat sie mir sehr oft weitergeholfen, war für mich da als das in Denver passiert ist, half mir mit Leo, obwohl es ihr Bruder war und war nicht sauer auf mich gewesen, als ich ihr fast drei Monate keine Antwort gab, weil die Situation mit Leo mich so sehr belastet hatte. Lia war einfach immer da und ich konnte nur glücklich darüber sein, sie als Freundin bezeichnen zu können.

Vor der Firma blieb ich kurz stehen und rief mir ein Taxi, um schneller nach Hause zu kommen. Ich hätte die Bahn nehmen können, hatte heute aber keine Lust darauf und wollte es mir einfacher machen. Das Wetter war wirklich angenehm, der Sommer fing so langsam an und die Sonne strahlte. Während ich wartete, betrachtete ich die Gebäude um mich herum. Ich arbeitete in einer schönen Gegend. Hier waren mehrere Unternehmen an einem Fleck, aber keines sah so schön aus wie das von Leo. Adams Industries kannten einfach alle und jeder wusste auch, wie erfolgreich Leo und sein Vater waren. »Genießen Sie das schöne Wetter, Ava?«

Kurz zuckte ich zusammen, als diese fremde Stimme erklang. Ich kannte sie, nur konnte ich sie nicht zuordnen. Instinktiv drehte ich mich in die Richtung, aus der die Stimme kam. Und wusste sofort wieder, wem sie gehörte.

»Zack«, sagte ich etwas überrascht und nahm ihn etwas genauer unter die Lupe. Ich wusste zwar nicht, in welcher Abteilung er arbeitete, aber ich war mir ziemlich sicher, dass er hier arbeitete, sonst wäre er nicht so oft hier gewesen. Er trug genau so wie alle anderen Mitarbeiter hier einen Anzug. Er war dunkelblau und stand ihm außerordentlich gut. Genau so wie beim letzten Treffen im Lift hingen ein paar blonde Locken in seinem Gesicht. »Schön sie wieder zu sehen«, fügte ich hinzu und schmunzelte. Er hatte ein charmantes Lächeln aufgesetzt, wodurch seine Grübchen sichtbarer wurden. Er sah heute erstaunlich gut aus und ich fragte mich, ob ich letztes Mal nicht bemerkt hatte, wie gut er wirklich aussah. Vielleicht wollte ich es auch nicht bemerken. Ich weiß es nicht.

»Feierabend?«, fragte er. Er schien mich zu mustern und ich versuchte seinen Blick zuzuordnen. Ich wusste jedoch nicht, was er von mir dachte. Ich konnte seinen Blick nicht entziffern. »Ja, ich warte auf mein Taxi. Und Sie? Arbeiten Sie für Leo?«, stellte ich ihm die Gegenfrage, weil ich unbedingt wissen wollte, was genau er machte. Ich hatte ihn während meines Praktikums nicht gesehen, weswegen ich mich fragte, wer er war. Es gefiel mir irgendwie zu wissen, dass er mit mir geflirtet hatte. Nicht weil ich es nötig hatte oder Leo eins auswischen wollte, sondern weil ich ihn sympathisch fand. »Sagen wir mal so, ich arbeite mit Leo, nicht für ihn«.

the interview | ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt