𝟐𝟖. 𝐊𝐚𝐩𝐢𝐭𝐞𝐥

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Mein Verstand war von der letzten Nacht wirklich benebelt und eigentlich wollte ich vermeiden, auf mein Handy zu schauen, doch als ich es tat wusste ich eigentlich schon, was mich erwarten würde. Unzählige, verpasste Anrufe wurden mir angezeigt und ich wusste, dass ich mich schon auf etwas gefasst machen konnte, wenn ich endlich zuhause ankommen würde. Ich hatte gar nicht an die Folgen gedacht, die mein heimlicher Ausflug mit sich bringen würde. Alex hatte mich bestimmt gesucht und würde mich gleich darüber ausfragen, weshalb ich auf einmal verschwunden war. Seufzend schloss ich die Tür auf und spazierte hinein, nur um einer besorgten Mary fast schon in die Arme zu laufen.

»Ava, wieso machst du denn so etwas?«, gab sie etwas erleichtert aber gleichzeitig unruhig von sich. »Ich.. ehm..« Ich wusste gar nicht, was ich zu ihr sagen sollte. Ich wollte nicht schon wieder versuchen, mich mit Lügen aus der ganzen Gesichte zu erklären, aber wie sollte ich ihr anvertrauen können, wo ich wirklich gewesen bin? Hey Mary, ich hatte eine kurzes Techtelmechtel mit dem fünfundzwanzigjährigen Unternehmer Leo Adams.

Innerlich schüttelte ich meinen Kopf und schaute weg, um mir schnell etwas einfallen lassen zu können, doch sie kam mir schon zuvor. »Schreib mir doch einfach, dass du bei Mel geschlafen hast« Sie drückte mich noch einmal kurz an sich und verwirrt musterte ich ihr Gesicht. Mel? Wer hatte ihr denn erzählt, dass ich bei Mel übernachtet haben soll? 

Bestimmt meine Lebensretterin und beste Freundin, Molly. 

»Uhm, ja tut.. tut mir leid«, gab ich nun etwas zögerlich von mir und machte mich auf den Weg in mein Zimmer. Ich brauchte dringend ein frisches Bad und eine große Mütze Schlaf. Ich wusste nicht, wie Molly es geschafft hatte Mary davon zu überzeugen, dass ich wirklich bei Mel gewesen bin, aber ich beschloß sie kurz anzurufen um mich zu bedanken. Molly wusste genau, was für Aufgaben als beste Freundin sie erledigen musste. Es schien fast so, als hätte sie genau für solche Situationen studiert.

»Wow, ist Wendy aus dem Nimmerland zurückgekehrt?«, fragte sie in den Hörer und ich musste über ihre dämliche Begrüßung lachen. Für sie war ich jeden Tag ein anderer Disney-Charakter.

»Hey, Molly. Mein Kopf brummt«, murmelte ich und fuchtelte am Wasserhahn herum um mein lauwarmes Wasser einzustellen.

»Wegen des Alkohols oder wegen Adonis, mit dem du hoffentlich geschlafen hast?« Sie klang so aufgeregt, dass sie mich mit ihrer Aufregung schon fast ansteckte. »Nein, Molly ich habe nicht mit ihm geschlafen.«, gab ich wahrheitsgemäß zu. »Aber fast« Fügte ich seufzend hinzu und schälte mich aus meine Socken.

»Unser Mauerblümchen wird zum Baddie. Gefällt mir«, erwiderte sie lachend. 

»Danke für dein Alibi. Wie hast du das nur geschafft?«, wollte ich wissen und setzte mich auf die Badewannenkante. Mit der einen Hand hielt ich mein Handy fest und mit der anderen fuhr ich durch das Wasser, welches die Badewanne mit der perfekten Temperatur auffüllte.

»Ich hab das Alex gesagt, und Alex deiner Mom« Etwas ungläubig starrte ich auf mein Handy. 

»Weiß Alex, wo ich gewesen bin??« 

»Nein, Dummerchen«, antwortete sie schnell. »Natürlich nicht. Ich habe ihm gesagt du bist mit Mel gegangen«, fügte sie zügig hinzu und etwas erleichtert atmete ich die Luft aus, die sich vor Entsetzen in meiner Lunge gesammelt hatte. Zum Glück wusste Alex nicht, dass ich bei Leo gewesen bin. Denn er hätte es bestimmt meinem Vater gesagt.

»Danke Molly. Du hast mich gerettet«, murmelte ich. »Ich gehe duschen und schlafen. Muss heute Abend noch zu dem Meeting. Sehr unangenehm« Seufzend wartete ich auf ihre Antwort. »Treibt es bitte nicht zu wild. Und am besten nicht im Auto, ist nicht so gemütlich.« Sie legte auf und ließ mich erschrocken zurück.

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»Sein Persönlicher Fahrer holt mich ab und bringt mich auch wieder nach Hause.«, erklärte ich und mein Vater nickte zustimmend. 

»Mich hat übrigens eine Liana Miller angerufen. Ist sie die Schwester von dem Gründer.. wie hieß der noch gleich?«, grübelte mein Vater herum und ich stand auf, um meinen leeren Teller in die Spüle zu stellen. »Ja, von Leo.. also Mr. Adams.«, brachte ich stammelnd heraus. Ich durfte mir auf gar keinen Fall angewöhnen, seinen Vornamen vor anderen Personen zu erwähnen, als wären er und ich Freunde. Ich wollte vermeiden, dass jemand das Verhältnis zwischen ihm und mir mitbekam. 

»Ich bin nicht wirklich begeistert von diesem Trip nach Denver. Aber sie hat wirklich nur in den höchsten Tönen von dir gesprochen und das Unternehmen will dich wirklich dabei haben. Also ist das in Ordnung, fahr mit.«, erklärte er und ein Lächeln bildete sich auf meinen Lippen. Voller Freude schnappte ich mir noch zügig eine Wasserflasche. 

»Danke Dad.« Ich lächelte breit. 

»Ach, bis du diesen Mann überredet kriegst...«, merkte Mary entnervt an und ihr Blick traf den meines Vaters. »Haben wir schon den dritten Weltkrieg hinter uns gebracht«, fügte sie nun kichernd hinzu und brachte auch mich damit zum Lachen. Nur Alex schien die ganze Zeit über ruhig gewesen zu sein. Er hatte sich schon während des Essens nicht an unseren Gesprächen beteiligt sondern hatte mich misstrauisch beäugt. Ich hatte ein mulmiges Gefühl in mir, doch versuchte dieses zu verdrängen.

»Ich muss los«, kündigte ich an nachdem ich sah, dass er kurz vor vier gewesen ist. »Ich bin spätestens um neun wieder da«, informierte ich meine Familie und schnappte mir meine Jacke. Draußen ist es nicht wirklich kalt gewesen, aber ich nahm sie für den Notfall mit.

Ich erkannte den mir bekannten schwarzen Mercedes und atmete tief ein und aus. Ich war nicht bereit dazu gewesen, Leo wiederzusehen. Ich hatte Angst und ich hatte keine Ahnung, wieso. 

the interview | ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt