Das Meeting wurde nach der Auseinandersetzung zwischen Leo und Zack nicht wirklich spannender. Ich behielt beide dennoch im Auge und erkannte, dass zwischen ihnen eine eisige Kälte herrschte. Sie mochten sich nicht, aber das war naheliegend. Beide besaßen eine Firma in Toronto und beide strebten danach, diese auf die Spitze zu treiben. Sowohl Leo, als auch Zack wollte der Beste sein. Aber nur einer konnte der Beste sein. Das Meeting würde nur noch fünf Minuten gehen und gedanklich bereitete ich mich schon darauf vor, einfach aus dem Raum zu laufen. Ich wollte weder mit Leo, noch mit Zack reden. Es war nie meine Intention gewesen, zwischen beide Fronten zu geraden. Und doch war ich hier. Zwischen Leo und Zack.
Ich wusste, dass mein Herz Leo wollte. Und ich wusste auch, dass ich endlich einsehen musste, dass er diese drei Worte - ich liebe dich - wirklich, endlich zu mir gesagt hatte. Aber ich konnte es mir einfach nicht eingestehen. Er hatte mich zutiefst verletzt. Zwar versuchte er, es gerade wieder gut zu machen, aber ich wollte ihm zeigen, dass ich nicht sofort darauf ansprach. ich wollte, dass er um mich kämpfte und mich nicht einfach nur mit Worten überzeugte. Ich wollte Leo zeigen, dass ich ihm nicht gehörte, sondern jederzeit meine Meinung ändern konnte. Er sollte lernen, mich wertzuschätzen. Und mich nicht wieder loslassen. Denn noch einmal würde ich das nicht überstehen. Also sah ich die Tatsache, mit Zack Essen zu gehen, als Gelegenheit, um ihm zu zeigen, dass ich nicht von ihm abhängig war - und das er nicht der Einzige war, der mich wollte. Zwar war es für mich kein richtiges Date, aber es sprach nichts dagegen. Und ich hatte Lust, in meinem Lieblingsdiner etwas essen zu gehen. Wieso also sollte ich diese Möglichkeit nicht ausnutzen?
Kurz bevor Reynolds das Meeting beenden wollte, wandte sich Lia wieder zu mir. »Und?«, fragte sie mich, während ich leise seufzte und meinen Stift in meine Tasche packte. »Ich gehe mit ihm aus«, antwortete ich leise. Lia schien das nicht wirklich zu stören. Ganz im Gegenteil, sie blickte mir nur lächelnd in mein Gesicht und sagte: »Go girl«
Leo blieb nach dem Meeting noch kurz bei Reynolds. Währenddessen ging ich mit Lia den Gang entlang und zog sie kurz zur Seite, um in Ruhe mit ihr darüber reden zu können. Ihr Grinsen ging bis über beide Ohren, was ich nicht wirklich nachvollziehen konnte. Schließlich würde ich ihrem Bruder gleich erklären, dass ich mit einem Anderen ausgehen würde. Auch, wenn ich es nicht wirklich ernst nahm und mich eher darüber freute, ein Essen ausgegeben zu bekommen.
»Du freust dich ja mehr als ich«, merkte ich an, während ich mich schnell umschaute und sicher ging, dass weder Zack, noch Leo in unserer Nähe waren. »Ich finde die Idee, mit Zack auszugehen, klasse. Außerdem ist Leo selbst ein kleiner Herzensbrecher. Wieso also solltest du nicht auch ein bisschen Spaß haben?«, sie blieb locker und lehnte sich gegen die Wand, während ich versuchte, mich zu beruhigen und mir einzugestehen, dass ich nichts Ungerechtes tat. Lia sah das alles sowieso mit Humor. Sie wusste, dass ich Leo mochte. Aber sie wusste auch, wie mies es mir ging, nachdem das Praktikum zu Ende war.
»Vielleicht weil Leo mir seit gestern ununterbrochen seine Gefühle gesteht?«, fragte ich und fuhr mir mit meiner Hand übers Gesicht. Ich war überfordert, auch wenn ich mir vor ein paar Minuten noch ziemlich sicher war, dass das eine gute Idee war. »Ja und? Der kommt ja früh drauf. Ich sage ja nicht, dass du dich für Zack entscheiden sollst. Ich sage nur, du sollst Leo ein bisschen zappeln lassen. Das wird ihn schon nicht umbringen«, argumentierte sie weiter und das was sie dachte, mache in meinem Kopf irgendwie Sinn. Sie verstand mich auf ihre eigene, komische Art und Weise und gab mir das Gefühl, dass ich nicht völlig daneben lag.
»Ich will Zack nicht«, fuhr ich fort. »Glaube ich, zumindest«, warf ich leise hinterher und bevor die schmunzelnde Lia etwas dazu äußern konnte, stellte sich Leo zu uns und atmete genervt aus. Er schien noch immer angetan von dem Konflikt mit Zack zu sein. Und gleich wird er noch wütender sein, wenn du es ihm erzählst, flüsterte mir mein Inneres ich zu. Ich bekam augenblicklich Bauchschmerzen, aber dachte an Lias Worte. Sie hatte recht. Ich würde ihn nur ein bisschen eifersüchtig machen. Mehr nicht.
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the interview | ✔️
Romance𝐜𝐞𝐨 𝐥𝐨𝐯𝐞𝐬𝐭𝐨𝐫𝐲 Die fleißige aber schüchterne Schülerin Ava Johnson hat während ihres letzten Schuljahres die Möglichkeit bekommen, für die Schülerzeitung ein Interview mit dem jungen, zum dahinknien gutaussehenden Unternehmer Leo Adams zu...