[𝟐] 𝐀𝐝𝐨𝐧𝐢𝐬

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Wasser. Auf der Stelle verspürte ich das dringende Bedürfnis Wasser zu trinken oder einen Ohrenarzt aufzusuchen. Hatte ich Mrs. Brown richtig verstanden, oder mir wieder nur ein unechtes Szenario in meinem Kopf ausmalen wollen?

Doch tatsächlich saß ich vor meiner gesprächigen Lieblingslehrerin die mir ein Angebot machte, welches ich niemals ausschlagen würde.

»Ich weiß, dass es dein Traum ist in dieser Firma zu arbeiten. Sie ist die Beste in ganz Kanada. Also nutz diese Gelegenheit. Mr. Hale und ich geben dir zwei Wochen schulfrei, damit du genug Zeit in der Firma verbringst. Sieh es als ein kleines Praktikum.« Ich musste lächeln, stand auf und atmete durch um so ruhig wie möglich zu bleiben. Vergeblich, denn ich konnte meine sich von alleine bewegenden Muskeln nicht ruhigstellen, konnte nicht dafür sorgen, nicht in dem leeren Klassenraum auf und abzulaufen, weil endlich das passierte von dem ich solange träumte. Diese Firma ist nicht nur mein Traum gewesen, sondern mein Ziel. Ich wollte alles tun, um dieses zu erreichen. 

»Danke Mrs. Brown und... und geben Sie das auch an Mr. Hale weiter, ich bin Ihnen unendlich dankbar. Ich bin Ihnen so dankbar! Und ich werde Sie nicht enttäuschen.«, versprach ich ihr und meinte es mehr als nur ernst. Sie gab mir einen Zettel und ließ mich dann endlich in die lang ersehnte Pause gehen. Als ich beim Weg in die Cafeteria auf den Zettel schaute stellte ich fest, dass sie mir soeben die Bestätigung in die Hand gedrückt hatte, was mich tatsächlich noch mehr erfreute. Mein Lächeln ging bis zu beiden Ohren.

»Hast du mal wieder die einzige Eins aus dem Kurs oder wieso siehst du so aus als hätte dich James höchstpersönlich auf ein Date eingeladen?«, fragte mich Molly und musterte mich interessiert ab.

Sofort verschwand ein Teil meiner Freude und instinktiv schaute ich zu dem Tisch, an welchem James immer mit seinen Freunden saß. Schockierenderweise musste ich feststellen, dass er geradewegs in meine Richtung blickte weswegen ich schnell meinen Blick von ihm abwandte. Ich kannte ihn nicht wirklich. Er war nur auf der gesamten Schule für die Anzahl der Mädchen, welche er bisher schon geschafft hatte in sein Bett zu locken bekannt und weder Molly noch ich konnten ihn leiden. Wir mochten ihn sogar weniger als wir Mr. Winterbottom mochten. Ich wollte keinen Gedanken an diesen alten, grauhaarigen Teufel verschwenden. Fürchterlich.

»Ich rede mit dir, bist du neuerdings Taub?«

Mollys entnervte Stimme riss mich aus meinen Tagträumerien und ich blickte aufgeregt zu ihr hinüber. »Du weißt nicht, was gerade passiert ist, Molly.« Verwirrt musterte sie mich von oben bis unten ab, um zu erkennen, was mich so erfreute.

»Also doch James? Oder eine Eins?«, stellte sie halbwegs fragend fest und wollte schon zum Meckern ansetzen. Schnell schnitt ich ihr mit einer abwegigen Handbewegung das Wort ab und sprach darauf los, bevor sie mich anmeckern konnte.

»Jetzt hör mir doch mal zu und nerv mich nicht mit James. Mrs. Brown hat mir ein Interview bei - halt dich fest - Adams Industries ermöglicht.« Sie hielt sich die Hand vor den Mund und ihre schockierte Miene erinnerte mich an meine vorherige Reaktion im Klassenraum. Meine Mundwinkel zogen sich automatisch in die Höhe und ich lächelte noch breiter. Ausgesprochen klang das noch viel schöner als nur in meinen Gedanken.

»Wie?«, fragte sie voller Entsetzen, obwohl uns beiden klar gewesen ist was ich da gerade verkündet hatte. Sie wusste genau, wie sehr ich von dieser Milliardenfirma schwärmte.

»Und das ist noch nicht mal das Beste. Ich lerne Leo Adams persönlich kennen. Meine Zukunft ist sicher. Was soll ich anziehen? Und wie sorge ich dafür, dass ich einen Guten Eindruck hinterlasse? Ich bin aufgeregt.«, brabbelte ich nachdenklich vor mich hin und versuchte mir meinen Kleiderschrank gedanklich vorzustellen.

the interview | ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt