Sabrina und der Rest unterhielten sich noch eine ganze Weile, bevor der Privatjet endlich flugbereit war. Ich stieg zusammen mit Lia an meiner Seite ein und staunte für ein paar Minuten. Fast alles war modern gehalten und ich erkannte an den Tischen sogar, dass sie mit Gold verziert waren. Alles schimmerte goldig und ich schluckte, weil ich erst jetzt realisierte, wie viel Geld dieser Mann wirklich besitzen musste. Er hatte alles, was sich ein Mensch nur erträumen konnte und ich war mit ihm fast im Bett gelandet. Natürlich war ich außerhalb seiner Sichtweite und niemals würde er eine ernsthafte Beziehung mit mir eingehen wollen, wie er bereits erwähnte. Ich war erst neunzehn, ich hatte noch drei Monate Schule vor mir, bis ich meinen Abschluss sicher in der Hand hatte und reich oder von unglaublicher Schönheit geprägt war ich ebenfalls nicht. Wieso malte ich mir gedanklich also eine ernsthafte Beziehung mit Leo aus? Wir waren mehr als nur weit entfernt von einer Beziehung. Ich sollte mir so schnell wie möglich meine Vorstellungen aus meinem Kopf schlagen. Außerdem lagen sechs ganze Jahre zwischen uns. Das würde doch niemals funktionieren.
Etwas entnervt setzte ich mich ans Fenster und sah dabei zu, wie auch die anderen sich einen Platz aussuchten. Lia hatte genau neben mir Platz genommen und lächelte mich warm an. Ich wahr froh darüber, dass sie nicht sauer auf mich gewesen ist, weil sie mich sozusagen mit ihrem Bruder erwischt hatte. Sie schien genau so nett wie zuvor und das vertrieb meine Sorgen. Vielleicht fand sie es also gar nicht so schlimm?
Uns gegenüber saß der mir unbekannte Mann und Lia schien meine Verwirrung zu bemerken.
»Ach ganz vergessen. Das ist mein Mann Jackson«, lächelte sie und jetzt verstand ich, wieso die zwei sich so nah standen. Er folgte ihr bei jedem Schritt und schien sie die ganze Zeit nicht aus den Augen zu lassen. Jackson war ein breit gebauter Mann und hatte leuchtend blaue Augen. Er hielt mir willkommend seine Hand hin und dankend nahm ich sie an. »Ich bin Ava«, erwiderte ich und er lachte auf, während er seine Hand wieder zurückzog. »Ja, die jenige mit dem Meeting, ich weiß. Lia hat es schon fleißig dem ganzen Unternehmen erzählt.«, erklärte er und gespielt tadelnd blickte ich zu Lia. »Du bist also die Jenige, die das rum erzählt« stelle ich lachend fest und sie warf ertappt eine Weintraube nach ihrem Verlobten.
Während die beiden sich weiter neckten, glitt mein Blick zu Leo, welcher genau auf der anderen Seite saß und sich angeregt mit Logan und Sabrina unterhielt. Als er zu mir rüber schaute wandte ich meinen Blick schnell ab und erkannte, dass Jackson das Spiel Uno auf den Tisch gelegt hatte. Etwas triumphierend lachte Lia auf und ich schaute zwischen beiden hin und her.
»Ich mach euch fertig«, rief sie uns zu und ich konnte endlich für eine kurze Zeit mein Gehirn ausschalten und dachte nicht an ihn. Auch wenn er gerade nicht mehr als fünf Meter weiter weg saß, verdrängte ich ihn kurz aus meinen Gedanken.
Nach zwei Stunden hatten Lia und Jackson sich kurz verzogen, um etwas zu essen und ich nutzte die Chance, um mein Buch aus meinem Rucksack zu fischen. Zum Glück hatte ich es eingepackt, ich wollte es nämlich zu Ende lesen. Also tauchte ich kurz in meine Buchwelt ein, bis ich aus meinem Augenwinkel erkannte, dass sich mir jemand genau gegenüber gesetzt hatte. Es war Leo.
»Wie ich sehe, ließt du das Buch«, merkte er an und deutete auf sein Buch, welches ich mit meinem Lesezeichen ausstattete und vor uns auf den Tisch legte, welcher Leo und mich trennte.
»Es ist eine wirklich sehr interessante Lektüre«, gab ich zu und lächelte unsicher. Ich war nicht wirklich in der Laune dazu, mit ihm ein Gespräch zu führen, wollte aber nicht wie ein kleines Kind vor ihm weglaufen. Ich konnte ihm seine Gefühle nicht aufzwingen. Entweder er mochte mich auf diese andere Art und Weise, oder er mochte mich eben nicht. Wieso sollte ich ein Gespräch mit ihm also vermeiden? Es wäre unreif so nachtragend zu sein, dass ich sogar einem Gespräch mit ihm aus dem Weg ginge.
»Fühlst du dich wohl?«, wollte er als nächstes wissen und unsicher starrte ich auf das vor mir liegende Buch, um mich nicht in seinen Augen zu verlieren. Es war eine sehr unberechtigte Frage. Ich fühlte mich nicht unwohl, nur ein bisschen deplatziert. Ich war umgeben von älteren Akademikern, die so viel in ihrem Leben erreicht hatten und dabei waren, die ganze Welt zu sehen, während ich zum ersten Mal in einem fliegenden Objekt saß und in einen anderen Staat flog.
»Ja, schon. Es ist nur ungewohnt Toronto zu verlassen.«, murmelte ich und schaute auf. Sein intensiver Blick lag auf mir und ich fühlte mich schon wieder aufs neue zu ihm hingezogen. Dieser Spuk in meinem Kopf sollte endlich ein Ende finden, aber mein Verstand wollte nicht einsehen, dass ihm diese gemeinsame Zeit einfach nichts bedeutet hat. Und mein Herz wollte diese Tatsache nicht akzeptieren.
»Solltest du etwas brauchen, dann sag mir bescheid. Ich will das du dich so wohl wie möglich fühlst.«, merkte er an und lächelte mich mit seinem warmen, ansteckenden Lächeln an.
»Ich lasse es Lia schon wissen«, antwortete ich, während ich meine Augen keine einzige Sekunde von seinen löste.
Vielleicht kam diese Antwort etwas provokant und unerwartet aus mir heraus, aber ich wollte vermeiden, ihm noch näher zu sein, als ich es sollte. Wenn ich wirklich Abstand halten und meine Gefühle verdrängen wollte, müsste ich mich so gut es ginge von ihm fernhalten. Und genau das war mein Ziel. Natürlich fiel mir das sehr schwer, da seine Art, sein Aussehen und alles andere an ihm perfekt gewesen ist. Aber ich musste mich von dieser Liebe fernhalten, denn sie würde mich zerstören, wenn ich mich noch mehr in diese hineinsteigern würde.
Seufzend erhob er sich und nickte mir leicht zu. »Lass es sie wissen«, wiederholte er und schien etwas geknickt. Er setzte sich ohne ein weiteres Wort zu verlieren wieder zu Logan und Sabrina und ich schnappte mir mein Buch, um mich wieder in eine andere Welt zu katapultieren. Eine Welt, in welcher Leo und ich vielleicht doch zusammen sein konnten.
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the interview | ✔️
Romans𝐜𝐞𝐨 𝐥𝐨𝐯𝐞𝐬𝐭𝐨𝐫𝐲 Die fleißige aber schüchterne Schülerin Ava Johnson hat während ihres letzten Schuljahres die Möglichkeit bekommen, für die Schülerzeitung ein Interview mit dem jungen, zum dahinknien gutaussehenden Unternehmer Leo Adams zu...