𝟔𝟗. 𝐊𝐚𝐩𝐢𝐭𝐞𝐥

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»Entschuldigt mich für einen Moment«, schrie ich Lia und Molly durch den Lärm an. Der Rest der Gruppe war vor schon vor ein paar Minuten auf der Tanzfläche verschwunden. »Bin gleich wieder da«.

Beide nickten mir zu, während ich mir meinen mittlerweile sechsten, oder siebten, Cocktail schnappte und etwas angetrunken auf Zack zulief. Er hatte mich schon längst in der Menge entdeckt und seitdem lag sein Blick nur noch auf mir. Mir gefiel das und der Alkohol brachte mich dazu, nicht mehr so schüchtern zu sein. Ich ging auf ihn zu. Und ich dachte nicht wirklich darüber nach, ob ich das wollte, oder nicht.

Ich wusste, dass es letztes Mal nicht gut geendet hatte, nachdem ich zu viel getrunken hatte. Ich war auf Leos Schoß gelandet. Aber dieses Mal würde ich definitiv vorsichtiger sein. »Du hier? An einem Donnerstag Abend?«, Zack und seine Jungs schauten mich an und die Gespräche verstummten. Ich hingegen trag einen großen Schluck, ehe ich ihm antwortete. »Dieselbe Frage könnte ich dir auch stellen, Zack«, ich kicherte, während wir uns ein Stück von den anderen entfernten. »Ava, Ava, Ava...«, flüsterte er leise. Ich sah nur, wie seine Lippen sich bewegten, aber wusste sofort, dass es mein Name war, den er so verlangend über die Lippen brachte. Er musterte mich. Sein Blick glitt hoch und runter und ich konnte es ihm nicht verübeln. Es muss komisch für ihn gewesen sein, schließlich kannte er mich in schlichter Kleidung, ohne Make-up. Jetzt sah ich anders aus - besser aus. Und es war gut zu wissen, dass es mir Anerkennung erbrachte. Dass es Zack gefiel. Dass es überhaupt jemandem gefiel. »Ich habe Geburtstag«, rief ich ihm zu. Obwohl ich das Gefühl hatte, dass die Musik noch lauter wurde, hatte er genau verstanden, was ich ihm sagen wollte. Er schien überrascht. »Sag das doch gleich, Ava, Alles Gute«, antwortete er, ebenfalls etwas lauter. Plötzlich bemerkte ich eine Hand auf meiner Taille. Ich blickte hin, doch machte keine Anstalten um mich zu entfernen. Ganz im Gegenteil, er zog mich zu sich und ich ließ mich von ihm zu sich ziehen. Ich hatte kein Problem damit, dass er mich berührte. Ich glaube sogar, dass ich das in diesem Moment mehr als nur brauchte. Das Gefühl von Zuneigung, Verlangen und Hingabe.

Sein Blick glitt an mir rauf und runter, er nahm mich genau unter die Lupe. Es gefiel ihm.

»Was ist?«, flüsterte ich in sein Ohr. Meine Stimme übertönte die Musik trotzdem. »Mir gefällt was ich sehe«, antwortete er, hoffte aber wahrscheinlich, dass ich nicht gehört hatte, was er über mich dachte. Ich hatte es gehört. Und meinem betrunkenen Ich gefiel das. Sogar sehr. Ich wusste, dass ich vielleicht ein bisschen zu viel getrunken hatte. Und wäre ich nüchtern, hätte ich mir vielleicht zwei Mal überlegt, ob ich das alles zugelassen hätte. Aber jetzt gerade war mir das egal. Ich stand hier, vor Zack. Und ich ließ zu, dass er mich berührte.

»Ava?«, mit diesen Worten riss er mich aus meinen Gedanken und brachte mich dazu, in seine blauen Augen zu schauen. »Ja, Zack?«, fragte ich zurück und für eine Moment blieb es stehen. Nur der Bass und die laute Musik waren zu hören. »Das ist mein Geschenk an dich«.

Und nach diesen Worten küsste er mich. Innig. Er hatte seine Lippen auf meine gelegt. Und ich?

Ich wartete. Ich wartete auf dieses Gefühl. Auf das Gefühl von Wärme, das sich mit dem Gefühl von Verlangen und Leidenschaft vermischen und mich komplett einnehmen sollte. Ich wartete auf die Gänsehaut, die mich überfallen sollte und auf meinen Körper, der mehr wollte. Ich wartete darauf, das mein ganzer Körper sich entspannte und sich ihm voll und ganz hingab.

Es kam nicht. Das Gefühl kam einfach nicht. Auch nicht, als ich meine Arme um seinen Nacken legte und den Kuss innig erwiderte. Es war schön. Er war ein guter Küsser. Aber Zack löste nicht das in mir aus, was ich mir erhoffte, zu fühlen. Sein Kuss wurde immer intensiver und ich schloss meine Augen fest. Ich hoffte immer noch darauf, jeden Moment von diesem Verlangen überfallen zu werden. Ich hoffte, dass mein Körper jeden Moment in Einklang mit seinem kam und dass ich den Kuss endlich genießen konnte. Verdammt, dachte ich. Komm schon.

the interview | ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt