»Ava meine Liebe, guten Morgen. Setz dich bitte« Mit diesen Worten begrüßte sie mich und ich schenkte ihr ein herzliches, dennoch nervöses Lächeln. Sie trug ein schönes, weißes Kleid, welches ihre Taille betonte. Sie konnte es wirklich tragen, da sie ungefähr genauso groß wie Leo gewesen ist und diesbezüglich auch lange, dünne Beine hatte. Sie waren die perfekten Geschwister und ich stellte mir vor, wie stolz ihre Eltern sein müssten. Und ich fragte mich instinktiv wie diese aussahen.
Wir setzten uns an einem Tisch und ich musste mich erst einmal orientieren. Es schien wie eine ganz normale Abteilung.
Ich bemerkte, dass sie schon einen warmen Tee auf dem Tisch stehen hatte. Schmunzelnd trank ich einen Schluck. »Wie du sicherlich mitbekommen hast, war dein kleiner... wie nenn ich ihn nur, Ausrutscher gestern bei dem Meeting verdammt erfolgreich.«, fing sie an zu reden und schlürfte diesmal an etwas anderem. Es war glaube ich ein Eiskaffee, erriet ich in Gedanken. Molly würde mir sofort sagen können, was genau es war. Die beiden ähnelten sich.
»Naja, so würde ich das nicht ausdrücken.«, gab ich wahrheitsgemäß zu. »Dieser Mr. Reynolds sah nicht so begeistert aus, als ich ihm meine Meinung gesagt habe« Nur ungern dachte ich an diesen Mr. Reynolds. Er sah viel zu streng aus und machte mit seinen fast schon schwarzen, zusammengekniffenen Augen von Anfang an keinen netten Eindruck.
»Ich habe Leo selten so begeistert erlebt. Er hat dich gelobt.«, warf sie in das Gespräch ein und ich konnte mir mein Kichern nicht unterdrücken. »Du weißt schon, mein Bruder Leo.«
Als sie lauthals loslachte musste ich unmittelbar an Molly denken, da sie mich so unglaublich an sie erinnerte. Sie lachte mich aus und ich wusste genau, wieso sie das erwähnte. Und wieso sie diese Worte so betonte.
»Ja das weiß ich mittlerweile auch«, gab ich beschämt von mir und verkreuzte meine Arme. »Es war ein Versehen. Ihr habt noch nicht einmal den gleichen Nachnamen.«, stellte ich fest und nickend trank sie noch einen Schluck aus ihrem Glas. »Ich bin verheiratet. Mein Mann springt meistens in der technischen Abteilung herum. Er heißt Jackson Miller.«
Erstaunt und gleichzeitig erfreut schaute ich sie an. »Das ist aber schön.«, gab ich aufgeregt von mir und stellte mir vor, wie sie in einem Brautkleid vor dem Altar stehen würde. Und nicht nur diese Vorstellung gefiel mir. Es gefiel mir die Vorstellung von Leo, wie er dort mit noch einem seiner teuren Anzüge stand. Hör auf Ava.
»Aber wir haben uns bisher nur standesamtlich das Ja-Wort gegeben. Die kirchliche Trauung ist im Sommer. Ich bin so aufgeregt! Das wird eine richtig fette Party«
»Das freut mich für dich, ehrlich.«, antwortete ich wahrheitsgetreu und lächelte ihr zu. Ich konnte mir gut vorstellen, wie nervös sie sein musste. So ein Gedanke schreckte mich ab. Ich kann nicht einmal vor meiner Klasse stehen, wie sollte ich jemals heiraten und das vor meiner ganzen Familie? Und so vielen Leuten?
»Ava, der Grund weshalb ich dich eigentlich habe zu mir rufen lassen, ist folgender.«, erinnerte sie sich plötzlich hektisch und schob einen Zettel zu mir rüber. Neugierig ließ ich meine Augen über dieses gleiten.
»Leo möchte unbedingt, dass du auch beim nächsten Meeting dabei bist. Das wäre am Samstag. Ich weiß es war ursprünglich geplant, dass du nur an Wochentagen hier bist, aber weil du uns hier wirklich sehr beeindruckt hast, würden wir dich bitten teilzunehmen. Es wäre erst am Abend, von daher müsstest du erst gegen siebzehn Uhr hier eintreffen.« Ich versuchte alle Informationen in mir aufzunehmen und nickte lächelnd. Ich fühlte mich tatsächlich stolz und freute mich darüber, dass sie sich an mir und meinem Erscheinen erfreuen würden. Mir gefiel die Tatsache, dass ich Lia und ihren Bruder so begeistert habe, dass sie mich gerne bei einem weiteren Meeting dabei haben würden.
»Ich denke das klappt. Es freut mich, dass ihr mich dabeihaben wollt.« Fröhlich bedankte ich mich und schob den Zettel in meine Tasche. Sie ließ mich gehen und ich machte mich auf den Weg in die Abteilung, auf welche ich mich, seitdem ich hier gewesen bin, freute.
Ich hatte gestern Abend wirklich meinen Spaß am Artikelschreiben gefunden und hatte Freude daran, eine Abteilung sehen zu dürfen, welche mein Interesse so sehr weckte.
Etwas verloren beäugte ich die verschiedenen Bürotische und lies einen Blick über die vielen Mitarbeiter schweben. Ich war ziemlich schüchtern und traute mich deswegen nicht, jemanden zu fragen, wo ich hinmusste. Gerade als ich einen Mann erkannte, der gemütlich einen Kaffee schlürfte und sich gegen den Tisch lehnte, ergriff ich die Chance und hoffte ihn nicht zu stören.
»Entschuldigen Sie.. ehm..«, sprach ich den blonden, blauäugigen und muskulösen Mann an und dieser drehte sein Gesicht direkt in meine Richtung. Seine Hellbauen Augen strahlten nun noch mehr und sein Lächeln beruhigte jeden nervösen Muskel in meinem Körper. Erwartend blickte er in mein wahrscheinlich aufgeregtes Gesicht.
»Ich bin Ava Johnson und...« Er ließ mich nicht aussprechen, denn schnell stellte er die Tasse ab und hielt mir seine Hand hin. »Leo hat mir schon von dir erzählt. Mein Name ist Logan Michaels, freut mich dich kennenzulernen.«, stellte er sich mit einem Lächeln vor und ich nahm seine Hand dankend an.
»Ich leite diese Abteilung und habe dich schon erwartet. Willkommen bei Adams Industries.« Ich musste feststellen, dass ich mich keineswegs wunderte, weshalb er der Abteilungsleiter gewesen ist. Er strahlte sofort eine Macht aus, es war zwar nicht so wie bei Leo, aber auch Logan wusste genau, was er tat. Ich meine zu wissen, dass er alles streng unter Kontrolle hatte. »Und willkommen in der besten Abteilung des ganzen Unternehmens.«, fügte er belustigend hinzu und ich stellte sofort fest, wie humorvoll er doch war. Inständig fühlte ich mich etwas wohler.
»Wie ich mitbekommen habe, schreibst du momentan einen Artikel über unser Unternehmen. Das ist sehr cool. Interessierst du dich denn für so eine Tätigkeit wie dieser hier?«, fragte er und hatte sich endlich aufrecht hingestellt. Augenblicklich empfand ich mich wieder als sehr winzig und nickte ihm zu. Wenn ich richtig lag, war er fast genau so groß wie Leo.
»Ich glaube tatsächlich, dass ich Journalismus interessant finde.«, gab ich kleinlaut zu und ein ansteckendes Lachen seinerseits folgte. Seine weißen Zähne blitzten im Licht auf und ich hatte unmittelbar die Vorstellung, wie er bei einer Zahnpastawerbung mitmachte. Ich verkniff mir ein Lachen.
»Dann wäre ich dafür, dass ich dir mal alles zeige.«
Während er anfing mich herumzuführen und mir gleichzeitig zu erklären, wer wer war und wofür wer zuständig gewesen ist war ich ein kleines bisschen überfordert. Ich konnte mir viele Namen auf einmal nicht wirklich gut merken und nickte einfach lächelnd, genau so, wie ich es in der Schule auch machte, wenn ich etwas nicht verstand. »Diese Abteilung zählt zu den wichtigsten im ganzen Gebäude.«, setzte er an und wir gingen langsam durch den Gang, weswegen ich mir alles ganz genau anschauen konnte.
»Wir sind für die Presse zuständig, wir kümmern uns hier um die Informationen, die dieses Gebäude betreten und dieses Gebäude wieder verlassen. Leo ist nicht gerade, wie soll ich sagen... begeistert von außenstehenden Leuten, die ihn um ein Interview bitten.«, erklärte er weiter und verständlich nickte ich. »Man weiß nicht, wie sie etwas in der Öffentlichkeit darstellen und wie sie etwas interpretieren. Einmal ging dieser Versuch gewaltig nach hinten los. Ein Journalist, der ein Interview mit Leo hatte, hat Fake-News verbreitet, um davon zu profitieren.«
Ich erinnerte mich, als Leo dies erwähnt hatte und jetzt begriff ich, wieso. Ich musste daran denken, ihm meinen Artikel zu geben, bevor ich ihn veröffentlichte. Ich wollte ihn nicht verärgern und Geld dafür bekam ich sowieso nicht.
»Er war skeptisch, was dich betrifft. Und wir haben auch überlegt, ob wir das Risiko wirklich eingehen sollen. Aber ich glaube, wir beide bereuen unsere Entscheidung nicht. Vor Allem nach deinem Meeting-Erfolgt.«, lobte nun auch er mich und ich stellte mir innerlich die Frage, wie schnell dieser Vorfall hier die Runde gemacht haben musste. Aber keineswegs brachten die Leute mich dazu, mich unwohl zu fühlen. Ganz im Gegenteil, ich wurde dadurch irgendwie selbstbewusster. Ich musste später unbedingt zu Molly und ihr davon erzählen. Sie würde genau so stolz sein.
Gerade als er fast fertig war und wir wieder an seinem Schreibtisch ankamen, winkte er mit seiner rechten Hand jemandem zu, der hinter mir gewesen ist. Ich drehte mich zu der unbekannten Person und hinter mir stand niemand geringeres als Leo. Schluckend wirbelte ich wieder herum, weil ich ihn nicht anschauen wollte. Mein Herz pochte wieder, als wäre ich gerade einen Marathon gelaufen und ich hoffte, er würde einfach nur an uns vorbei gehen.
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the interview | ✔️
Romance𝐜𝐞𝐨 𝐥𝐨𝐯𝐞𝐬𝐭𝐨𝐫𝐲 Die fleißige aber schüchterne Schülerin Ava Johnson hat während ihres letzten Schuljahres die Möglichkeit bekommen, für die Schülerzeitung ein Interview mit dem jungen, zum dahinknien gutaussehenden Unternehmer Leo Adams zu...