𝟐𝟒. 𝐊𝐚𝐩𝐢𝐭𝐞𝐥

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Als Andrew mir andeutete, aus dem Lift zu steigen, blieb er drinnen und ließ mich alleine. Ich schaute hilflos zu ihm, doch er schenkte mir nur ein beruhigendes Lächeln. Je länger ich ihn kannte, desto deutlicher erkannte ich seine ruhige Art. Er wusste wie es ging, geduldig zu sein und keine Angst zu haben und zusätlzlich konnte er andere Menschen mit diesen Eigenschaften anstecken.

Mein Kopf dröhnte zwar immer noch und der Alkohol hatte eine schwindelerregende Wirkung auf mich doch ich versuchte, gerade und normal zu gehen.

Tatsächlich fiel mir dies etwas zu schwer.

Suchend blickte ich mich um, während mir ein wow aus meinem Mund entfloh. Ich war hier definitiv mehr als nur deplatziert. Ich hatte mich die letzte Woche jeden Tag gefragt, wie ich in so einem edlen und luxuriösen Unternehmen landen konnte. Doch wenn es in den Etagen unter mir edel war, wie sollte ich diese Etage dann bezeichnen?

Ich versuchte alles aufzunehmen, was ich erhaschen konnte. Sein Apartment war dunkel. 

Es brannte nur eine Lampe und das allererste, was mir den Atem raubte, war das raumhohe Fenster. Er hatte eine Wand zu einem Fenster gemacht und sah durch dieses ganz Toronto. Ich dachte die Aussicht im Lift ist nicht zu übertreffen. Doch Leo hatte es geschafft, diese zu übertreffen.

Ich sah eine Küche, die sehr groß war. Ich fragte mich instinktiv ob er selbst kochte, oder sich bekochen ließ. Sie hatte Marmorplatten, welche man selbst im Dunkeln erkannte. Als ich etwas weiter nach vorne ging und weiterschaute, erkannte ich das Wohnzimmer. Es bestand aus einer großen Ledercouch und einem passenden Sessel. Davor befand sich ein niedriger Couchtisch aus Glas. Ich musste schlucken. ich hatte erwartet, das Leos Wohnung sehr schön aussehen musste, aber dies hier hatte meine Erwartungen völlig übertroffen.

Ich lief auf das große Fenster zu und fragte mich, wo er nur gewesen ist. Ich wollte definitiv nicht in seinem Haus herumschnüffeln, weswegen ich beschloss einfach auf die Stadt zu gucken. Ich hatte selten geschätzt, wie schön Toronto wirklich gewesen ist. Man hatte die perfekte Sicht auf den berühmten CN Tower und wenn an ins weite sah, erkannte man den Lake Ontario. Molly und ich fuhren gerne dort ans Wasser, um uns zu bräunen. Natürlich sah man den Lake nicht gut bei Nacht, aber die Lichter drum herum waren so schön bunt, sodass ich ihn genau erblicken konnte.

»Ava.«, erklang seine raue, tiefe Stimme hinter mir und brachte mich dazu, mich zu versteifen. Ich hatte immer noch mein Glas in der Hand und hielt es fester, um es nicht fallen zu lassen. Die Weise wie er meinen Namen aussprach ließ mich leicht zusammenzucken. Er sprach ihn so wollend aus. Als würde er ihn gerne aussprechen.

Ich traute mich gar nicht, mich umzudrehen. Aber ich musste es.

»Leo. Ehm, Hi.«, stammelte ich und wirbelte langsam herum. Als sein Blick über mich und mein besonderes Outfit schweifte, breitete sich ein Lächeln auf seinem Gesicht aus. Obwohl es sehr dunkel gewesen ist, erkannte ich das mutwillige Funkeln in seinen Augen, als er mich näher unter die Lupe nahm.

Er selbst trug eine schwarze, etwas lockere Hose und ein weißes T-Shirt. Ich hatte ihn bisher nur in seinem Anzug gesehen, weswegen sein Anblick mich nicht nur erstaunte, sein Anblick gefiel mir. Es war nicht einfach meine Augen von seinem trainierten Oberkörper zu lösen, denn sie klebten förmlich an diesem. Durch sein weißes T-Shirt erkannte man ganz leicht seine Muskeln und seine breiten Schultern. Natürlich waren mir seine Schultern schon in seinem Anzug aufgefallen, jedoch hatte ich jetzt eine komplette, bessere Sicht genießen können.

Ich wollte auf ihn zugehen, doch unverzüglich machte sich der Alkohol in meinem Blut bemerkbar. Ich geriet durch die hohen Schuhe etwas ins Stolpern und instinktiv ging er auf mich zu, um mir seine Hände auszustrecken. Ich wunderte mich, wie ich es schaffte mich innerhalb von zwei Minuten zum Affen zu machen, doch das hatte ich schon getan, weil ich mit so einem gewagten Outfit und Make-Up hier antanzte.

»Alles in Ordnung«, murmelte ich ausweichend und suchte mir eine Ablage für mein Glas.

Er hielt mich währenddessen an meiner Taille fest und ich musste mich wirklich anstrengen ihm nicht in die Augen zu sehen.

»Ich würde dir normalerweise einen Drink anbieten. Aber wie ich sehe hattest du schon genug Drinks.«, stellte er erstaunlicherweise fest und schaute in mein Gesicht. Ich wollte wirklich kein schlechtes Bild hinterlassen, auch wenn ich das wahrscheinlich schon hatte. Es war überhaupt nicht meine Art zu trinken. Es war auch gar nicht meine Absicht gewesen, bis ich eine Nachricht von ihm erhielt und ganz unruhig wurde.

Als ich unwillig hinaufschaute um herauszufinden was er wohl gerade dachte, konnte ich seinen Blick - wie schon erwartet - wieder nicht deuten. Er schien etwas verärgert und nachdenklich, doch schnell löste ich mich aus seinem etwas festen Griff. Ich wollte endlich dieses Glas abstellen, weswegen ich zum Wohnzimmertisch eilte.

»Du wolltest reden. Ich bin hier«, erinnerte ich ihn und ließ mich auf seine Couch nieder. Meine Füße schmerzten höllisch und der Alkohol ließ mich etwas wackelig auf den Beinen sein.

Er hatte sich schon mit dem Rücken zu mir gedreht und war an einem kleinen Schränkchen aus Glas zugange. Als er sich mit einem gefüllten Whiskyglas umdrehte, verstand ich, was er tat.

»Ava, ich glaube nicht, dass wir in deiner Verfassung darüber reden sollten, dass...«

»Dass du mich einfach so im Aufzug geküsst hast«, beendete ich seinen Satz und war verdutzt über mich selber, dass ich ihn einfach unterbrochen hatte. Benimm dich, Ava flüsterte meine innere Stimme und ich seufzte, genervt von mir selber, auf.

»Ich benehme mich, tut mir leid«, fügte ich räuspernd hinzu und spielte nervös mit meiner Uhr herum.

»Es scheint nicht so, als wärst du heute Nacht besonders artig gewesen«, bemerkte er und setzte sich direkt neben mich. Ich konnte kaum neben ihm sitzen, ohne mir auf die Lippe zu beißen. Er sah noch besser von Nahem aus und schon wieder lief ein Prickeln über meinen Rücken, als seine Hand mich dort berührte. Ich wollte seine Nähe nicht zulassen und ich wusste ich war eigentlich hier um mir klar zu machen, dass das was wir taten verdammt falsch gewesen ist. Doch das Einzige, was ich in diesem Moment nur noch wollte war, dass seine Hand mich weiter berührte. Wo anders berührte.

»Ich möchte dich nicht verletzen mit dem, was ich dir sagen möchte. Das heute war nicht richtig.«, fing er an zu erklären und nahm seine Hand wieder von meinem Rücken runter. Die vorherige Wärme an dieser Stelle verschwand mit einem Mal.

»Ich weiß.« Unwillig seufzte ich und wusste, dass er recht hatte. Mein Verstand wusste das auch. Aber mein Herz wollte diese Tatsache nicht akzeptieren. Es fühlte sich zu ihm hingezogen. Ich wollte seine Nähe spüren.

»Und ich wollte dir sagen, dass ich das nicht noch einmal machen werde. Es war nicht okay von mir.« Beendete er - unsicher - seinen Satz und kippte sich das komplette Glas auf einmal runter. Ich wusste es war Alkohol. Und vermutlich hätte ich mein Gesicht verzogen. Doch seine Miene blieb genau gleich. Keinen einzigen Muskel hatte er beim Schlucken verzogen. Und je näher ich sein Gesicht in diesem Licht betrachtete, desto dringender wollte ich wieder seine Lippen spüren. 

Ich hätte dies nüchtern wahrscheinlich nicht einmal in Betracht gezogen, doch ich legte meine Hand an seine Wange und zwang ihn dazu mich anzuschauen. Ich wollte sehen, wie die Lust in ihm erweckte.

»Ava, ich will, dass du verstehst, dass das nicht geht«, brummte er und unsere Blicke trafen sich. Es fühlte sich intensiv an. Lustvoll. Verlangend. 

Ich antwortete ihm nicht. Stattdessen schaute ich in seine wunderschönen Augen.

»Zum Teufel. Ava so wie du gerade aussiehst, machst du es mir nicht leicht.«, flüsterte er bevor er mir immer näher kam und mir endlich das gab, was ich wollte. Seine Nähe.

Sein Atem kitzelte auf meinem Gesicht und ich schloss erwartend die Augen.

the interview | ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt