»Erzähl mir alles. Hatte ich recht?? Hatte ich recht na sag schon!«
Aufgeregt ließ Molly sich auf meinem Bett nieder und verschlang ein Gummibärchen nach dem anderen. Manchmal verstand ich einfach nicht wie es sein konnte, dass sie mehr Zucker als Wasser zu sich nahm und trotzdem so dünne Oberschenkel und so eine kurvige Taille besitzen konnte. Und vor Allem war sie mit reiner Haut gesegnet.
»Ich habe gar nicht auf ihn geachtet, Molly. Ich mache nur das was meiner Zukunft zugutekommt.« Lüge. Ich hatte auf ihn geachtet und ich sah noch immer seine schönen braunen Augen vor meinem inneren Auge.
Spöttisch lachte sie auf. »Gott Ava, du bist so brav. Und unschuldig, weißt du das eigentlich?«
»Wieso? Weil ich noch nie einen Freund hatte oder noch nie mit jemandem geschlafen habe?, stellte ich Molly frech die Gegenfrage und ein heftiges Nicken ihrerseits folgte. Molly hatte definitiv schon mehr Erfahrung auf dem Gebiet als ich. Ihr erstes Mal verlor sie an ihren Ex Brandon und Pech in der Liebe hatte sie nicht gerade, denn sie war begehrt bei den Jungs und das wusste Molly. Das ist nochmal der Beweis dafür, dass sie mein komplettes Gegenstück war, dass ich anders war als sie, aber dass uns beide diese Tatsache nicht störte.
»Hey, mein erstes Mal mit Mr. Arschloch war nicht gerade das Beste, aber ja tatsächlich deswegen. Aber ich sage lieber nichts, weil du diesen großen Schritt machen musst, wenn du dich dazu bereit fühlst. Außerdem schlage ich dir vor, dass du es mit einer Person tust, der du sehr vertraust. Ob es im Endeffekt dein Mann ist, den du heiratest und mit welchem du Kinder kriegst oder nicht ist egal. Der Moment muss für dich stimmen und du musst dich wohl fühlen.«, lächelnd und dankend nahm ich ihre weise Aussage entgegen und freute mich darüber, dass sie mir dabei half mich nicht ganz so komisch zu fühlen. Ich war wirklich anders als die Mädchen aus meiner Klasse. Fast alle hatten ihre Jungfräulichkeit schon verloren. Demnach galt ich als totales Mauerblümchen und das dachte bestimmt nicht nur Molly von mir.
Nebenbei packte ich meine Tasche von heute Morgen aus und suchte nach etwas ganz bestimmten. Ich wandte mich wieder zu Molly.
»Und was wolltest du mir Freitag in der Pause unbedingt erzählen?«, fragte ich mich und war erleichtert darüber, dass es mir wieder einfiel und ich nicht vergessen hatte, ihr diese Frage zu stellen. Ich war so aufgeregt gewesen und hatte dadurch die Tatsache vergessen, dass sie mit mir reden wollte, hatte aber nicht vor sie oder ihre Angelegenheiten zu verdrängen. Das machte doch eine Freundschaft aus. Es war ein Nehmen und Geben.
»Oh uhm. Ja, das.« Sie schien nachzudenken und für einen Moment erkannte ich eine Unsicherheit in ihren grünen Augen. »Du kannst mir alles sagen.« erinnerte ich sie und sie nickte wissend. »Brandon hat mich nach einem Treffen gefragt. Ich habe zugestimmt.«
Ich hielt inne, während ich weiterhin nach meiner Ausgabe von Stolz und Vorurteil suchte. Ich hatte das Buch doch in meine Tasche eingepackt?
Doch wieder galt meine Aufmerksamkeit nur ihr. Ich wusste, dass sie Brandons Kontaktversuch zu verwirren schien, merkte, wie sie sich unsicher war, ob sie richtig gehandelt hatte. Brandon ist eine lange, komplizierte Geschichte gewesen über die Molly nicht reden wollte, welche Molly gar nicht erst in ihren Gedanken schweben haben wollte und welche sie versuchte jedes Mal zu verdrängen, wenn die Idee von Brandon wieder in ihrem Gedächtnis erschien. Er hatte sie auf miese Art und Weise abblitzen lassen und lief ihr seitdem wie ein kleiner Hund, der seinen Besitzer nicht mehr in Ruhe lassen konnte, hinterher.
»Molly, Ava, Essen.« Alex stand an der Tür und erschrocken schaute ich auf, weil ich gar nicht bemerkt hatte, dass er dort lässig gegen den Türrahmen lehnte. Hatte er etwa mitgehört? Gelauscht vielleicht? Und dann fiel mir auf, wie er nicht mich missachtend anschaute, so wie er es immer tat, sondern sein Blick um Molly schwebte, während er seine Arme vor seiner Brust kreuzte. Sein blondes Haar war, vermutlich vom Duschen, noch nass und hing ihm in sein Gesicht. Dann ließ er seinen Blick von ihr ab und ging wieder weg. Ich ebenfalls gab die Hoffnung auf. Ich hatte mein Buch bestimmt verlegt oder es ist mir beim Schlafen unter das Bett gerutscht.
»Tut mir leid.«, murmelte ich kleinlaut. »Er schaut mich immer so an. Ich schätze er kann dich meinetwegen nicht leiden.«, fügte ich laut seufzend hinzu und stand auf.
»Quatsch, Ava. Er ist speziell, wie kennen Mr. Grumpy doch.«, lächelte sie, aber es war nicht dieses echte Lächeln von ihr, welches sie nach jedem Witz aufsetzte, sondern es war ein künstliches Lächeln, ein fast schon verletztes Lächeln. Störte sie das etwa?
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Ich durchwühlte gerade meine Tasche, um sicherzugehen, dass ich alles eingepackt hatte und verließ schnell mein Zimmer. Ohne Absicht knallte ich vor meinem Zimmer gegen Alex und ließ meine Tasche fallen. »Dir auch einen guten Morgen.«, hörte ich seine müde, schon genervte Morgenstimme während er einfach an mir vorbei ging. Ich hob seufzend meine Tasche hoch und folgte ihm. »Alex, mir entgeht nicht, dass du mich nicht leiden kannst und für mich ist das vollkommen okay.«, fing ich an zu sprechen und immer noch drehte er sich nicht um. Stattdessen kochte er sich einen Kaffee, so als würde ich gerade nicht auf ihn einreden.
»Hörst du mir zu?« ,stellte ich ihm erneut eine Frage und tatsächlich zeigte er erneut keine Reaktion auf meine Worte, als würden sie in sein Ohr gelangen und genauso schnell wieder das andere Ohr verlassen. Schon wieder gab er mir keine Antwort.
»Okay, du musst mir nicht antworten. Ich weiß aber, dass du zuhörst. Benimm dich einfach vor Molly, okay? Ich möchte, dass sie hier hinkommt und sich wohl fühlt, nicht, dass sie von dir abgeschreckt ist.« Ich wurde von Wort zu Wort unsicherer, wusste aber, dass ich recht hatte. Ich trat aus der Tür, ließ die Luft einmal auf mich wirken und fühlte mich direkt schon fitter. Ich wollte frisch bei Mr. Adams ankommen und wollte sicher nicht zulassen, genervt in den Tag zu starten. Alex war mir das definitiv nicht wert gewesen. Also machte ich mich wieder auf den Weg in die Firma, während ich mir gehend den Plan für heute anschaute. Gestern hatte ich ihn schon unter die Lupe genommen, musste mich aber noch einmal vergewissern, was genau heute meine Aufgaben sein sollten.
„9.00 – 11.00 Uhr: Führung durch das Gebäude mit Mrs. Miller.
11.00 – 11.30 Uhr: kurze Pause
11.30 – 15.00 Uhr: Interview mit Mr. Adams"
Ich las mir das genau durch, versuchte mir meinen Plan gedanklich auszumalen und biss mir auf die Lippe, als ich Mr. Adams las. Ich würde heute noch einmal mit ihm in seinem Büro sitzen, dürfte meine restlichen Fragen an ihn stellen und freute mich darauf. Meine Beine wurden automatisch schneller.
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the interview | ✔️
Romance𝐜𝐞𝐨 𝐥𝐨𝐯𝐞𝐬𝐭𝐨𝐫𝐲 Die fleißige aber schüchterne Schülerin Ava Johnson hat während ihres letzten Schuljahres die Möglichkeit bekommen, für die Schülerzeitung ein Interview mit dem jungen, zum dahinknien gutaussehenden Unternehmer Leo Adams zu...