In der ersten Schulwoche lernte die Klasse ihre Lehrer kennen. Es waren nicht viele. Hauptsächlich Frauen. Innerlich machte ich mich über den Östrogen Pegel lustig, der merkbar war. 29 Schüler, darunter kein Mann und dann auch noch lauter weibliche Lehrer. Nur der Mathe und Sportlehrer war männlich.
Ich hatte in den ersten Tagen meine Stammgruppe gefunden. Emilia, Linnea und Jamie. Wir Vier trafen uns jeden Morgen beim Autoparkplatz und gingen dann gemeinsam zu den Spinden und dann zum Unterricht.
Am Wochenende fuhren Levi und ich durch den Drive In. Levi bekam ein Happy Meal und ich holte mir einen Burger mit Pommes und wir fuhren auf eine große Wiese von der wir die ganze Stadt überblicken konnten. Während wir aßen und die Sonne langsam den Himmel gold verfärbte und dann als roter Feuerball im Horizont unterging, erzählten wir uns von der Woche. Auch Levis Geburtstag kam zur Sprache. "Wir können meinen Geburtstag doch auch in der Trampolinhalle feiern in der wir mal waren", schlug Levi auf. Ich war begeistert. Eine Idee die endlich mal umsetzbar war.
In der kommenden Woche wurden die Einladungen geschrieben und verteilt, in der Trampolinhalle Bescheid gegeben und Pläne gemacht. Levi war hellauf begeistert und konnte es kaum warten.
Am Samstagmorgen, dem Tag an dem Levi Geburtstag hatte, weckte ich ihn mit einem Geburtstagsständchen. Er war augenblicklich wach und strahlte. Wir kuschelten noch ein paar Minuten und gingen dann in die Küche. Ich hatte die Wohnung bereits geschmückt. Überall hingen Luftballons, Fotos, Girlanden und auf dem Tisch standen Geschenke inmitten des Frühstücks. Levi war während dem Essen sehr hibbelig. Er konnte es kaum abwarten seine Geschenke zu öffnen.
"Mama, ich bin jetzt endlich fünf Jahre alt. Darf ich jetzt zum Tennis?", fragte er mit vollem Mund. Seit langer Zeit wollte er nun schon zum Tennis. Sein Vater hatte das Tennis geliebt, also hatte ich Levi viel davon erzählt. Levi war genauso fasziniert davon wie Ilay es gewesen war, doch die Aufnahme im örtlichen Tennisverein erfolgte erst ab fünf Jahren. Levi hatte daraufhin gefiebtert. "Jetzt iss erst einmal in Ruhe fertig und dann packst du deine Geschenke aus. Dann reden wir darüber", antwortete ich.
Kaum war der letzte Bissen des Vollkornbrötchens in Levis Bauch verschwunden, riss er das Papier von dem ersten Geschenk. Ein leuchtend blauer Tennisschläger kam zum Vorschein. Levis Augen funkelten und er strahlte. Man sah ihm an wie sehr er sich freute. In den anderen Paketen verbarg sich ein Tennisbälle Set, die Sportkleidung dafür und eine Tasche.
"Heißt das ich darf jetzt zum Tennis?", fragte Levi aufgeregt. Seine Stimme überschlug sich und er schnappte nach Luft. "Ja mein Schatz. Ich find nächste Woche heraus wie du in den Verein kommst und dann melde ich dich an", antwortete ich. Levi warf sich in meine Arme und bedankte sich glücklich. Ich drückte seinen zierlichen, schmalen Körper eng an mich. Es machte mich glücklich zu sehen wie sehr sich mein Sohn freute.
Gerade hatte ich den letzten Teller im Geschirrspüler verräumt, da klingelte es an der Tür. Mit der Zahnbürste im Mund linste Levi aus dem Bad hinaus. Ich öffnete die Tür und erblickte die Eltern von Ilay. Levi sah die Eltern seines Vaters selten, doch er freute sich.
Es war nur ein kurzer Besuch. Ein bisschen Small Talk, das Geschenk wurde überreicht und schon waren die Beiden wieder zur Tür hinaus. Ich hatte sie sehr gern, doch ich wusste wie schwer ihnen der Umgang mit Levi fiel, also empfand ich solche Situationen eher als unangenehm.Nur wenige Minuten nachdem sie wieder gegangen waren, klingelte es erneut. Dieses Mal waren es meine Eltern. Auch sie gratulierten Levi und verschwanden dann wieder. Auch bei meinen eigenen Eltern war ich ein bisschen froh als sie gingen, denn auch sie waren ein Grund dafür, dass ich dachte das Levi der einzige war der mir geblieben war. Alle Menschen die ich sonst kannte seit das Leben gemein zu mir gewesen war, behandelten mich nun auch so und das hasste ich, also konnte ich mich nur noch mit den wenigsten abgeben.
Am Nachmittag war Levis Kindergeburtstag. Elena, die Mutter von Levis bestem Freund half mir mit den Kindern. Die Kinder hatten ganz offensichtlich den Spaß ihres Lebens und ich war froh etwas erwachsene Unterstützung zu haben. "Na? Wie geht's dir so? Jetzt ist er schon fünf", stellte Elena fest. Für ein paar Sekunden sah die Welt in meinen Augen aus, als würde sie in Zeitlupe laufen. Ich sah wie sich die Sprungnetze unter den kleinen Kinderfüßen bewegten und dachte nostalgisch an Levis Geburt zurück. Mit einem Lächeln antwortete ich dann: "Irgendwie bin ich stolz. Ich finde ich hab einen guten Job gemacht. Er ist ein toller Junge geworden und ich bin froh, dass ich jetzt an diesem Punkt bin, auch wenn ich mir das mit Ilay vorgestellt habe".
Am Abend fiel ich todmüde in ihr Bett. Doch ich konnte nicht schlafen, denn so ganz kalt ließ mich der Geburtstag von Levi nicht. Ich musste daran denken wie schlimm seine Geburt gewesen war und wie einsam ich mich gefühlt hatte. Die Erinnerung machte mir schwer zu schaffen. Das aschfahle Mondschein fiel auf die beiden Bilder auf meinem Nachttisch. Ich schaute mir das Bild von Ilay und mir an und sah dann auf das Bild von Levi. Es tat weh. Levi konnte offenbar auch nicht schlafen, denn nach ewigem herumwälzen ging die Tür auf und ich konnte das Tapsen von seinen Füßen auf dem Holzboden hören. Ich erkannte seine Silhouette die sich im Mondlicht spiegelte."Komm ins Bett", flüsterte ich und hob die Decke für ihn hoch. Levi kroch darunter und schmiegte sich an sich mich. Ich atmete tief ein. Mit meinem Sohn im Arm konnte ich endlich einschlafen.
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Two Miles apart
Roman d'amourTwo Miles apart, eine Geschichte über eine junge Frau inmitten ihrer zwanziger, deren Leben sich um 180° dreht, als sie sich Hals über Kopf in einen Mann verliebt. Die Hürden die ihre Beziehung bereitstellt, scheinen durch das Schüler-Lehrer Verhält...