Zu Beginn der Sommerferien sollten wir nach Sao Paulo fliegen. Ich wurde von Tag zu Tag nervöser. Zum Einen würde ich einen großen Teil meiner portugiesischen Familie nach zwei Jahren das erste Mal wieder sehen und zum Anderen musste ich einiges organisieren.
Doch bevor es so weit war, wurden in der Schule die Zeugnisse ausgegeben. Ich konnte mich nicht beschweren, ich hatte einen sauberen 1,5 Durchschnitt und mein erstes Ausbildungsjahr geschafft. Damit war es nur noch ein Jahr bis ich ganz offiziell mit Johannes zusammen sein konnte. Ich hoffte allerdings, dass wir ihn im kommenden Jahr nicht mehr haben würden, denn dann würde es nur halb so schlimm sein, wenn doch noch noch jemand unser Geheimnis herausfinden würde.
Noch am ersten Tag der Sommerferien fuhren wir dann mitten in der Nacht zum Flughafen. Levi war schlecht gelaunt, als wir ihn aufweckten und weinte. Er war selbst nervös und gestresst. Er schlief jedoch noch vor dem Boarding in Johannes Armen ein.
Am Flughafen in Sao Paulo wartete schon mein Großvater auf uns. Wir hatten uns zwar ein Hotel gebucht, denn das Haus in dem meine portugiesischen Großeltern wohnten war nicht groß genug um uns auch noch zu beherbergen, aber wir wollten zuerst guten Tag sagen, bevor wir ins Hotel fuhren. Meine portugiesischen Großeltern hatten Flugangst, also sah ich die Beiden nur sehr unregelmäßig. Dementsprechend verlief das Treffen sehr tränenreich. Johannes starrte die meiste Zeit nur sehr hilflos drein, denn er hatte so gut wie gar keine brasilianisch Kenntnisse und da meine Großtante die nur brasilianisch konnte anwesend war, fielen nur wenige deutsche Sätze.
Levi hatte den ganzen Flug über geschlafen und war nun putzmunter und aktiv. Johannes und ich hatten dagegen kein Auge zu gemacht und waren dementsprechend erledigt. Also fuhren wir erst einmal alleine in das Hotel am Strand und ließen Levi bei seinen Großeltern.
Schon bei meinem letzten Besuch in Sao Paulo hatte ich in diesem Hotel geschlafen. Ein ganz schickes Drei Sterne Hotel mit Halbpension. Eine Leistung die wir sowieso nicht in Anspruch nehmen würden, aber dennoch eine feine Sache. Auf dem Bett wartete eine mit Rosenblättern verzierte Decke und zwei aus Handtüchern gefaltete Schwäne die ein Herz bildeten. In der Ecke des Zimmer stand ein Flaschenkühler mit Champagner und wenn man aus dem Fenster sah, erblickte man das idyllische Bild des hellen Sandes der sich im blauen Meer verlor.
„Willst du gleich schlafen oder wollen wir das Ambiente und den kalten Champagner nutzen?", fragte Johannes mit einem frechen Grinsen. „Ich denk ich kann mit dem zweiten ganz gut leben", erwiderte ich und ging auf ihn zu. Seine Lippen schmeckten nach Meersalz. Etwas was ich am Meer liebte. Der salzige Geschmack den man auf den Lippen hatte, wenn es draußen windete. Ich grinste in den Kuss hinein. Ich liebte meine beiden alten Heimaten und sie mit Johannes zu teilen machte mich unfassbar glücklich.
Alleine die Umgebung wirkte aphrodisierend, doch der Champagner stärkte die sexuelle Spannung noch mehr und entfachte ein wahres Feuer der Leidenschaft zwischen uns. Seine leicht rauen und dennoch weichen Händen auf meinem Oberkörper machte mich schier verrückt und wenn er mich an meinem Hals küsste, dann raste mein Herz und ich bekam am ganzen Körper Gänsehaut.
Kurze Zeit später schliefen wir beim Rauschen der Wellen ein. Wir wachten erst durch den typisch brasilianischen Wetterumschwung wieder auf. Also zogen wir uns wieder an und liefen zurück zu meinen Großeltern. Die Hafenstadt Santos war die ersten sechs Jahre meines Lebens meine Heimat gewesen und ich erinnerte mich nur bruchstückhaft daran, doch jedes Mal, wenn ich durch die Straßen lief konnte ich mich daran erinnern. Der eigene Geruch der Stadt und die tropische Luft gehörten für mich dazu.
In den nächsten Tagen zeigte ich Johannes die Stadt. Levi konnte sich auch nicht mehr so wirklich an seinen Besuch in Sao Paulo erinnern, aber ich wusste, dass es ihm zumindest ansatzweise bekannt vor kam. Ich zeigte meinen beiden Jungs sämtliche Dinge. Über die typischen Touristenattraktionen bis hin zu dem Kindergarten den ich als Kind besucht hatte. Noch immer zierte die Hauswand der Regenbogen mit dem Schild auf dem der Schriftzug des Kindergarten stand.
Ich hatte Santos und Madrid als meine Heimat geliebt. Ich hatte mir geschworen eines Tages nach Spanien oder Brasilien zurück zu kehren, doch ich wusste nicht wann oder wie. Immerhin hatte ich jetzt Johannes. Johannes hatte die Begegnung mit dem brasilianischen Teil meiner Verwandtschaft ganz gut gemeistert. Im Gegensatz zu dem spanischen Teil konnte meine Familie hier kaum deutsch und Levi oder ich wurden bei fast jedem Gespräch, das Johannes mit einem Familienmitglied führte als Dolmetscher eingesetzt.
Nach zwei Wochen flogen wir weiter nach Rio de Janeiro. Mein viertes Mal in der ehemaligen Hauptstadt. Es sollte eine Art Familienurlaub sein, denn Familienbesuch konnte ich nur schwer unter Urlaub verbuchen. Und da wir nun schonmal in Brasilien waren, wollten wir es ausnutzen.
Auch hier nutzten wir die Zeit um ein wenig Sightseeing zu machen. Die anderen Tage verbrachten wir am Strand oder gingen an der Copacabana spazieren. Am Ende der zweiten Rio Woche wollte Johannes mich und Levi auf ein Luxusdinner in einem ein Sterne Restaurant einladen. Ich hatte mir dafür extra ein schickes, mit Pailletten besetztes Kleid eingepackt. Für Levi hatte ich einen Anzug mit einer Fliege in Koffer gepackt. Er hasste die schicken Klamotten, denn damit konnte er nicht einfach nach Spaß und Laune herumlaufen, doch ich war immer den Tränen nahe, wenn ich meinen kleinen Sohn in dem schnieken Anzug sah.
Ich hatte am Morgen die Koffer eingepackt. Johannes war währenddessen mit Levi auf dem Tennisplatz des Hotels gewesen, doch als sie zurückkamen, sprang er nur noch nervös und aufgedreht im Zimmer herum. Ich schob es auf die Aufregung vor dem Flug, denn ich hätte niemals mit dem gerechnet was Johannes nach dem Abendessen in dem Restaurant machte.
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Two Miles apart
RomanceTwo Miles apart, eine Geschichte über eine junge Frau inmitten ihrer zwanziger, deren Leben sich um 180° dreht, als sie sich Hals über Kopf in einen Mann verliebt. Die Hürden die ihre Beziehung bereitstellt, scheinen durch das Schüler-Lehrer Verhält...