Chapter 39

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Bevor ich am Abend ins Bett ging, telefonierte ich nochmal mit Elena. Ich erzählte ihr von der Magenverstimmung und den Unternehmungen mit der Familie.

"Duuuuu?", fragte Johannes mit einem schelmischen Grinsen, als ich zu ihm ins Bett stieg. "Wie wäre es, wenn wir noch ein Mal Sex miteinander haben ohne das wir verheiratet sind?", fuhr er fort. Ich lachte. "Aber nicht so wild, ich fühl mich noch nicht ganz gut", antwortete ich lachend.

Es war wohl keine schlechte Idee, denn kurz danach schlief ich tief und fest und das wäre ansonsten wahrscheinlich nicht so gewesen, denn langsam stieg die Aufregung.

An dem Tag der Hochzeit wachte ich von einem Klingeln an der Tür auf. Ich schreckte auf und sah schockiert auf die Uhr, doch eigentlich hätte dieser erst in zehn Minuten geklingelt. Benommen lief ich zur Tür und erblickte eine äußerst gut gelaunte Elena. In der Hand hielt sie eine Tüte.

In diesem Moment fasste ich mir an den Bauch. "Kannst du bitte die Vomex Tabletten raus suchen?", fragte ich anstatt einer Begrüßung und rannte zum gefühlt zigtausendsten Mal zur Toilette um mich zu übergeben. Augenblicklich stand Johannes hinter mir und hielt meine Haare fest. Ich wusch mir den Mund aus und lief zusammen mit Johannes in die Küche.

"Ausgerechnet jetzt. Ich ess nie wieder Käse", sagte ich grimmig. Ein paar übermotivierte Sonnenstrahlen schienen ins Wohnzimmer. "Wo sind meine Vomex?", fragte ich Elena und nahm mir ein Glas Wasser. Elena schaute zwischen Johannes und mir hin und her und sagte dann: "Spatzl, ich glaub nicht, dass Vomex das ist was du brauchst". Verwirrt sah ich sie an. "Was sollte sie dann brauchen?", fragte Johannes an meiner Stelle. Elena griff in die braune Papiertüte und holte eine kleine Pappschachtel hervor. Erst jetzt sah ich, dass es eine Tüte aus der Apotheke war, denn die Pappschachtel enthielt einen Schwangerschaftstest.

Gelangweilt sah ich Elena an. "Du glaubst doch wohl selbst nicht, dass ich schwanger bin? Wir wollen die Verhütung erst nach der Hochzeit sein lassen. Und außerdem ging es Johannes auch nicht gut und bei unserem letzten Test war er auch negativ weil es was anderes war", sagte ich. "Jetzt macht ihn einfach und wenn er negativ ist nimmst du ne Vomex und fertig", befahl Elena.

Johannes und ich gehorchten und verschwanden ins Bad. Während ich der Gebrauchsanweisung folgte, rasierte Johannes sich. Und dann standen wir beide gespannt wie ein Flitzebogen vor dem kleinen Teststäbchen.

Ich hörte den Wecker auf meinem Nachttisch bis ins Bad ticken. Trotzdem blickte ich immer wieder nervös auf die Uhr. Mein Kopf war wie leer gefegt. "Schauen wir?", fragte Johannes nach Ablauf der drei Minuten. Zögerlich nickte ich.

Johannes drehte das Teststäbchen langsam um. Gemeinsam versuchten wir zu entziffern was dort stand, denn Johannes zitterte so sehr, dass es kaum möglich war das Ergebnis zu lesen. Ich griff nach seinem Arm um das Ergebnis endlich sehen zu können. Ich schnappte nach Luft. Ich musste erst realisieren was dort stand. Schwanger 3+ stand dort. Ich schlug mir geschockt die Hand vor den Mund. Ich spürte wie mir die Tränen in die Augen schossen und sah Johannes an. Auch im flossen die Tränen über die Wangen. Unsere Reaktion hätte kaum klischeehafter sein können, denn wir fielen uns in die Arme und schluchzten.

Eine geschlagene Viertelstunde dauerte es bis wir uns wieder gefangen hatten. Ich war sprachlos. 3+. Das bedeutete, dass ich sicher schon in der Vierten Woche sein musste. Der Blick in meinen Periodenkalender gab mir die Bestätigung. "Wir werden Eltern", stellte Johannes erstaunt fest und stürzte auf mich, um mich wie wild von oben bis unten ab zu küssen.

Ich hatte mit vielem gerechnet, nur nicht damit. Es hatte eigentlich immer eine sinnvolle Begründung gegeben dafür, dass ich mich so viel übergeben hatte, also hatte ich diese Option nicht einmal in Erwägung gezogen, doch je länger ich darüber nachdachte, desto sinnvoller erschien es mir. Ich hatte schon seit Tagen ein Ziehen in der Brust gespürt und genau wie bei Levi damals hatte ich andauernd ein Völlegefühl gehabt.

"Und?", fragte Elena gespannt, als wir kurz darauf aus dem Schlafzimmer traten. Ich nickte starr. Mein Kopf hatte die Information noch immer nicht richtig verarbeitet und es fühlte sich nicht realistisch an. Elena stürzte freudig auf mich zu und umarmte zuerst mich und dann Johannes.

"Aber noch nicht weiter erzählen, vor allem nicht Levi, ich will nicht, dass etwas schief läuft und ich das dann allen erklären muss", sagte ich. Elena nickte verständnisvoll.

"So. Aber jetzt ein anderes Thema. Ich hab hier Brötchen dabei, ihr braucht was im Magen. Johannes, weck mal Levi auf und nach dem Frühstück fährst du zu Valentin", sagte Elena in einem gebieterischen Tonfall. Johannes gehorchte und so saßen wir nur wenige Minuten später am Frühstückstisch.

Der Gedanke, dass in meinem Bauch ein Baby war, hatte mich kurzzeitig vergessen lassen, dass ich heute heiraten sollte, doch kaum saß Levi am Tisch, wurde es wieder klarerer, denn Levi quasselte ununterbrochen. So langsam stieg auch bei mir die Aufregung und wenn ich Johannes ansah, konnte ich sehen, dass es im kein Stück besser ging. Seine Augen leuchteten und seine Wangen waren gerötet und immer wieder warf er mir einen überglücklichen Blick zu. Er hatte sich so sehr über die Schwangerschaft gefreut, dass ich es nun noch weniger abwarten konnte ihn zu heiraten. Ich freute mich auf das Leben das uns erwartete.

Direkt nach dem Frühstück fuhr Johannes los. Erst kurz bevor wir zur standesamtlichen Hochzeit los fahren würden, würde er wieder kommen. Doch bis da hin gab es noch viel zu tun. Elena konnte seit der Geburt ihrer Tochter Ayla sehr gut Haare frisieren, also widmete sie sich meinen Haaren, während ich damit begann, mich zu schminken.

Two Miles apartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt