Chapter 8

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Nachdem ich im Bad gewesen war, lief ich in Johannes Schlafzimmer. "Hast du irgendwie ein T-Shirt das ich zum Schlafen anziehen kann?", fragte ich ihn. Er gab mir eins und verschwand dann selbst im Bad.

Als er wieder kam, lag ich bereits in seinem Bett. Es roch nach ihm. Sein maskuliner Duft war äußerst angenehm. Ich war an die äußerste Ecke seines Bettes gerutscht. Als er es bemerkte, zog er mich näher zu sich. Ich konnte spüren, dass er nichts außer einer Unterhose trug. Mein Herzschlag beschleunigte automatisch. Reflexartig rückte ich näher an ihn ran. Seit Ilay gestorben war hatte ich nicht mehr so mit einem Mann gekuschelt. Mein inneres sträubte sich noch ein wenig, doch es fühlte sich wahnsinnig gut an. Sein Körper war warm und seine Haut weich. Offenbar war er einer dieser Männer die solche lockeren Unterhosen trugen. Ich grinste in mich hinein.

Es dauerte ein wenig bis ich einschlief, doch ich schlief so gut wie lange nicht mehr. Am nächsten Morgen wachte ich eng umschlungen mit Johannes auf. Er war bereits wach und lächelte mich an. Ich hatte es genossen und irgendwie tat es im Herzen weh als ich aufstand um nach Levi zu schauen. Das T-Shirt das Johannes mir gegeben hatte ging nur bis knapp über die Hüfte und ich spürte wie er mich ansah als ich zur Tür hinaushuschte.

Levi schlief noch, doch als ich zur Tür hineinkam fing er an, sich im Bett zu wälzen. Er streckte sich und sah sich dann mit einem Auge um. "Wo bin ich?", fragte er. "Bei Johannes. Wir haben heute hier geschlafen", antwortete ich.

Zum Frühstück hatte Johannes ein paar Croissants besorgt. Eigentlich wollte ich danach wieder nach Hause, doch Johannes überredete mich zum bleiben und so gingen wir noch ein wenig spazieren. Levi rannte vor uns her durch die letzten Blätterhaufen die sich auf dem kalten Beton gesammelt hatten. Zwischendurch sah ich auf mein Handy. Elena hatte mir geschrieben ob Levi Lust hätte am Wochenende bei Matteo zu schlafen.

"Levi, willst du bei Matteo schlafen am Wochenende?", rief ich. Er nickte, also sagte ich Elena zu. "Was war?", fragte Johannes. "Levi schläft nächstes Wochenende von Samstag auf Sonntag bei Matteo", antwortete ich. Johannes Augen blitzten auf und er sagte: "Hast du vielleicht Lust dann mit zu meinen Freunden zu kommen? Wir wollen zusammen essen". Ich überlegte kurz, aber meiner Meinung nach war ich seit der letzten Nacht sowieso hoffnungslos verloren, also sagt ich zu.

Der Samstag kam schneller als gedacht. Ich lud Levi bei Matteo ab und fuhr dann weiter zu Johannes.

Johannes Freunde waren lustig. Valentin und Robin waren zwei richtige Quatschköpfe. Valentin hatte ich schon vor ein paar Wochen kennengelernt. Die Freundin von Valentin sah dem Spektakel die die drei beim Kochen veranstalteten ebenso interessiert zu wie ich. Robin zog Johannes mit irgendwelchen Sprüchen auf und erzählte mir Geschichten aus seiner Jugend. Die Beiden waren seit ihrer Schulzeit miteinander befreundet.

Nach dem Essen saßen wir gemütlich beisammen. Später verzog ich mich kurz ins Wohnzimmer. Ich wollte Elena schreiben ob mit Levi alles gut war. Sie schrieb mir kurz zurück, dass die Jungs bereits schliefen.

Ich wollte schon wieder zurück in die Küche, da kam Valentin rein. "Können wir vielleicht mal kurz quatschen?", fragte er. Verwirrt nickte ich. "Ehm, ich weiß, das ganze geht mich eigentlich nichts an, aber ich hab ein paar Sachen gehört und will gern mal mit dir reden", fing er an. "Okayyyy?", sagte ich erwartend.
"Ja also wo fang ich an. Johannes ist ja dein Lehrer und so, aber ihr verbringt ja ganz schön viel Zeit miteinander außerhalb der Schule. Und ich sehe wie ihr euch anseht. Wie lange soll das noch so weitergehen?", sagte er dann.
Es hätte mich nicht gewundert wenn mir vor Schreck die Augen aus dem Kopf gefallen wären. Ich druckste herum und fragte schließlich: "Was soll weitergehen?". Er konnte doch niemals wissen das ich Gefühle für Johannes hatte.
"Ich hab nicht vor ihm zu erzählen was du mir sagst, aber ich habe da so eine Vermutung, dass du ihn vielleicht ein bisschen magst", antwortete er.
Ich schluckte. Ich hatte nicht damit gerechnet, dass irgendwer mein Geheimnis lüften würde. Eigentlich wollte ich es mit ins Grab nehmen. Ich war mir nicht sicher wie ich antworten sollte. Einerseits wollte ich ihn nicht anlügen, aber andererseits wollte ich nicht erzählen was in mir vorging.

Valentin schien es als Zustimmung zu interpretieren. "Hör zu. Ich weiß möglicherweise, dass das auf Gegenseitigkeit beruht. Aber ihr müsst das selbst klären. Ich bin nicht Amor oder so. Ich weiß halt das es Johannes ziemlich unglücklich macht weil er denkt, dass er es dir nicht sagen kann. Immerhin bist du acht Jahre jünger und seine Schülerin", sagte er dann. Ich sah ihn nachdenklich an. "Aber ich kann doch nichts sagen. Mir ist das alles egal, nur ist er derjenige der gefeuert werden kann nicht ich. Und außerdem weiß ich nicht wie es Levi gehen würde wenn ich auf einmal mit Johannes zusammen komme", sprudelte es dann aus mir heraus.

Ich hatte recht. Vorallem über den zweiten Punkt hatte ich noch nicht so ausführlich nachgedacht und das sollte ich dringend tun bevor ich irgendwem irgendwas sagte.

Zurück am Tisch konnte ich mich nicht mehr so richtig auf die Unterhaltung konzentrieren. Nie wäre ich auf die Idee gekommen, dass Johannes auch Gefühle für mich haben könnte. Aber eigentlich hätte ich es merken müssen, denn wenn ich so darüber nachdachte hatte es klare Anzeichen dafür gegeben. Johannes hatte so viel Zeit mit mir verbracht, hatte viel den Körperkontakt gesucht und dann auch noch die innigen Blicke die er mir hin und wieder zugeworfen hatte. Wie konnte ich nur so blind sein.

Ich beobachtete Johannes. Er lachte viel, an seinen Augen deuteten sich bereits einige Lachfältchen an. Die eisblauen Augen funkelten und immer wieder sah er mich freudig an. Hin und wieder strich er leicht über meinen Arm oder drückte meine Hand ein wenig.

Ich konnte mein Herz in meinem Kopf schlagen hören.

Two Miles apartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt