Chapter 40

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Als ich mich im Spiegel besah, konnte ich nicht anders als breit zu grinsen. Für die standesamtliche Hochzeit hatte ich mich für ein etwas gewagteres Outfit entschieden. Ein zweiteiliger Hosenanzug in cremeweiß. Die lockere Hose die meinen Hüften schmeichelte, passte super zu dem schlichten weißen Top mit einem tiefen Ausschnitt, das ich mit einem durchsichtigen, mit Blumen bestickten Chiffon-Bolero kombiniert hatte.

"Mama, du siehst wunderschön aus. Wie eine Prinzessin", sagte Levi als er mich sah. Sofort stiegen mir die Tränen in die Augen und ich nahm ihn fest in meine Arme. So emotional war ich schon lange nicht mehr gewesen, aber mir war von Anfang an klar, dass ich an diesem besonderen Tag ständig weinen würde. Levi stand in einem royal blauen Anzug vor mir. Sein weißes Hemd steckte in seiner Hose und er trug passende Hosenträger. Die kleine Fliege an seinem Kragen, die sein Outfit perfektionierten, lies ihn zauberhaft aussehen.

"Nicht heulen!", schimpfte Elena. Dabei glänzten ihre Augen auch. Dann klingelte es an der Tür. Es war bereits halb Elf, also konnte es nur Johannes sein. Elena öffnete die Tür und trat gemeinsam mit Valentin und Robin ein. Levi stürmte sofort auf ihn zu. Johannes hatte die selben Klamotten, nur in größer an; ein wunderbarer Anblick.

Dann fiel Johannes Blick auf mich. Fast schüchtern lächelte ich. Seine Augen wurden immer größer und er begann zu strahlen. Dann kam er auf mich zu und sagte: "Du bist die wunderschönste Frau der Welt und ich kann es kaum abwarten dich zu heiraten". Und dann küsste er mich. "Awww", sagten die anderen drei Erwachsenen im Chor. Levi sah sie nur irritiert an.

"Also, los jetzt. Ihr wollt ja wohl nicht zu spät zu eurer eigenen Hochzeit kommen", sagte Valentin bestimmt. Hätten er und Elena nicht bereits beide einen Partner, hätten sie ein herausragendes Paar abgegeben. Also stiegen wir in unsere Autos. Robin und Valentin fuhren in einem Auto, während Johannes, Levi und ich in Elenas Auto Platz nahmen.

Vor dem Standesamt standen bereits alle Freunde und Familienmitglieder die wir bei der standesamtlichen Trauung dabei haben wollten. Es waren nicht viele. Nur unsere Eltern, Großeltern und unsere drei Freunde. Herzlich wurden wir in Empfang genommen, doch viel Zeit zum quatschen blieb nicht, denn pünktlich um 11 Uhr begann die Trauung und keine halbe Stunde später standen wir schon wieder vor dem Standesamt und nahmen die Glückwünsche entgegen.

"Ich weiß wir hatten schwere Jahre miteinander, aber ich freue mich sehr für dich, für euch und ich wünsche euch alles liebe dieser Welt", sagte meine Mutter, nachdem sie mich kurz zur Seite genommen hatte. Es war kein Tag um Trübsal zu blasen oder irgendwem sauer zu sein, also bedankte ich mich mit einem lachen.

Der Fotograf den wir für den Tag gebucht hatten stand bereits bereit und begann dann damit, Gruppenfotos zu machen. Kurz danach fuhren wir wieder nach Hause um uns für die Freie Trauung umzuziehen. Wir hatten uns von Anfang an gegen eine kirchliche Trauung entschieden, denn ich traute den göttlichen Fähigkeiten nicht mehr so wirklich über den Weg.

Also fuhren Johannes und Levi auch dieses Mal mit zu Valentin und ich mit Elena wieder zu uns nach Hause. Knapp eine Stunde hatten wir Zeit, bis ich mich durch den Hintereingang in den Festsaal schleichen musste. Der Anblick der sich mir bot, als ich in meinem Brautkleid in den Spiegel sah, war in keinster Weise mit dem Anblick von mir in einem Hosenanzug zu vergleichen. Ich hatte mich selbst zwar schon in dem Kleid gesehen, doch erst vor ein paar Tagen hatte die Schneiderin noch einige Details angepasst und gemeinsam mit meiner Frisur und meinem Braut Make Up, überwältigte mich der Anblick geradezu.

Pünktlich auf die Minute schlichen wir durch den Hintereingang in das Gebäude in dem wir später feiern würden. Das Gebäude war eine Art Schloss. Die weiße Fassade und die tiefgrüne Gartengestaltung, ließen das Ambiente märchenhaft erscheinen. Ich begab mich in einen kleinen Nebenraum, welcher extra für die Braut gedacht war. Kaum waren wir eingetreten, klopfte es an der Tür und Emilia, Jamie und Linnea steckten ihre Köpfe hinein. Als meine Brautjungfern trugen sie pastellige, lavendelfarbene Kleider und Emilia überreichte mir stolz den Brautstrauß, den sie zuvor bei einem Blumenladen abgeholt hatten.

In den Minuten vor der Hochzeit stießen wir mit einem Glas Sekt an. Nur ich nicht. Wenn ich in mein Glas schaute, sah ich nur meinen Orangensaft. Ich wagte einen Blick aus dem Fenster in den Garten. Auf beiden Seiten des Hauptweges, der mitten durch den Garten führte, waren durchsichtige Stühle aufgestellt worden, auf denen bereits die Gäste saßen. Der weiße Kiesweg führte zu einem kleinen Podest, auf dem sich ein goldener, mit Blumen besetzter Bogen befand. Noch bevor ich weitere Details erhaschen konnte, klopfte es erneut an der Tür.

Dieses Mal war es mein Vater mit Levi an der Hand. Mein Vater versuchte schnell zu blinzeln um sich die Tränen zu verkneifen, doch er schaffte es nicht und so rollten ihm lauter Tränen über die Wangen als er mich sah. "Meine wunderschöne Tochter.... Meine wunderschöne Tochter...", flüsterte er fast fassungslos vor sich hin. Levi trug mittlerweile den beigen Anzug und Elena ging los um Matteo und Ayla zu holen. Ihr Mann hatte die beiden mitgebracht. Ich sah ihr an, dass sie unter Stress stand, doch sie hatte darauf bestanden als meine Trauzeugin sämtliche Dinge zu organsieren.

Und dann stellten wir uns hinter die große Holztür und warteten. Von draußen hörte ich schon die Musik des kleinen Orchester und ich wusste, dass Johannes sich in diesem Moment auf das Podest stellte. Auch Elena, Jamie, Emilia und Linnea hatten sich schon verabschiedet und sich auf das Podest gestellt. Nur noch Levi, Matteo, Ayla, mein Vater und ich waren übrig.

Und dann öffnete sich die große Tür.

Two Miles apartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt