„Levi mein Schatz?", sagte ich. Ich war ein wenig aufgeregt. Er saß auf dem Boden und spielte auf dem grünen Teppich mit den Straßen. Er schob die Autos hin und her und machte dabei Autogeräusche. Er stoppte kurz und sah mich abwartend an. Ich klopft auf das Sofa neben mir und er sprang auf um sich neben mich zu setzen. Ich nahm ihn in den Arm und sagte: „Wie findest du das, dass wir so oft bei Johannes sind?", fragte ich. „Gut", sagte Levi. „Was würdest du davon halten, wenn wir ganz bei ihm wohnen würden?", fragte ich vorsichtig. Er schien zu überlegen. Dann sah er mich an und sagte mit überzeugter Stimme: „Das finde ich toll". Ich strahlte glücklich und drückte ihm einen Kuss auf die Stirn. Ich hatte den tollsten Sohn der Welt. Ich sprang auf und während Levi sich wieder zu seinen Autos gesellte, rief ich Johannes an.
Am Samstag räumte ich dann ein wenig auf. Wir packten die restlichen Spielsachen und Klamotten in Kisten und fuhren damit zu Johannes. Die restlichen Sachen wollten wir alle da lassen. Johannes und ich hatten uns im Online Portal einen Pax Kleiderschrank zusammenstellt, denn der jetzige war eindeutig zu klein um all unsere Klamotten darin unterzubringen. Also war Johannes am aufbauen, als wir zu ihm kamen.
Es dauerte fast eine Woche bis alle Kisten aus dem Flur verschwunden waren und es nach einer gemeinsamen Wohnung aussah. Ich freute mich sowieso schon wie ein Schneekönig, doch als wir ein Bild von Johannes, Levi und mir auf die TV Kommode stellten war ich kurz vor dem explodieren, so sehr freute ich mich.
Kurz darauf folgte Ostern. Am Ostersonntag waren wir bei Johannes Familie eingeladen. Johannes hatte mir erzählt, dass der Brunch ein jährliches Ritual der Familie war. Im Grunde kannte ich alle schon von Weihnachten, doch es war nochmal etwas spezieller, denn es fühlte sich an als würde ich mit meiner Familie dorthin gehen. Seine Mutter beschlagnahmte mich augenblicklich. Ich hatte ihr angeboten in der Küche zu helfen und so fragte sie mich aus, während ich die Wurstplatte richtete. Zwischendurch kam Levi herein. Ich konnte an seinem Blick sehen, dass er gerne eine Scheibe Lyoner stibitzt hätte, doch er blieb davor stehen und hielt sich zurück. Johannes Mutter Käthe kannte wohl den Blick, denn sie hielt ihm die Wurstpackung wortlos hin und grinste. Levi nahm sich strahlend eine Scheibe und gesellte sich dann wieder zu den anderen Kindern.
„Johannes hat auch immer so geschaut, wenn er etwas wollte", sagte Käthe grinsend während sie Levi beim schaukeln im Garten beobachtete. Ich lächelte. Ich war dankbar für das was ich hatte. „Du hast wirklich einen tollen Sohn. Johannes schwärmt mir immer von ihm vor, wenn ich mit ihm telefoniere. Er ist wirklich glücklich mit dir", fuhr Käthe fort. „Das freut mich sehr. Ich bin nämlich auch wahnsinnig glücklich mit ihm. Er geht wirklich toll mit Levi um und ich hätte mir keinen besseren Kerl wünschen können. Du hast ihn wirklich gut erzogen, deinen Sohn", erwiderte ich. Johannes hatte sich inzwischen zu Levi gestellt und schubste ihn lachend an. „Gleichfalls. Wollt ihr eigentlich mal Kinder? Also für den Fall, dass ihr überhaupt schon darüber geredet habt", fragte Käthe erwartungsvoll. Gespannt sah sie mich an. Ich nickte und sagte dann: „Ja, wollen wir. Aber momentan ist ja alles noch ein bisschen schwierig, aber ich glaube das zwischen uns ist richtig und wir werden nächstes Jahr nochmal über die Thematik reden. Jetzt möchte ich ja erst einmal meine Ausbildung fertig machen und außerdem ist Johannes ja noch mein Lehrer".
Kurz nachdem alle Gäste eingetrudelt waren, war das Buffet fertig angerichtet. Es schmeckte wirklich vorzüglich. Die Auswahl war groß und jeder der Anwesenden wurde satt. Nach dem Frühstück nahm Käthe alle Kinder mit zum Händewaschen. Die Erwachsenen nutzten die Zeit um so schnell wie möglich sämtliche Geschenke zu verstecken. Also saßen wir brav wieder auf den Biergarniturbänken, als die Kinder wieder zurück kamen.
Es war schon Mitte April und die Sonne strahlte bereits mit voller Kraft vom Himmel hinunter. „Der Osterhase war da!", rief Johannes Schwester Marie dann. Die Kinder strahlten vom einen zum anderen Ohr und schnappten sich eines der Osterkörbchen die auf der Mauer standen. Levi kam zögerlich zu mir und setzte sich auf meinen Schoß. „Wieso suchst du nicht mit?", fragte ich ihn leise. „Ich glaub nicht, dass der Osterhase mir auch was gebracht hat", flüsterte er leise in mein Ohr. Doch bevor ich antworten konnte, kam Käthe zu uns. „Ja auf gehts, Levi. Der Osterhase hat dir doch auch was gebracht", sagte sie. Levi's Gesicht fing an zu leuchten und er sprang auf. „Danke Käthe. Er hat unser Geschenk schon bekommen und ich glaube er hat nicht erwartet, dass er noch etwas anderes bekommt", erklärte ich. Er tat mir ein bisschen leid. Die Tatsache, dass das nicht seine richtige Familie war, war bei ihm offensichtlich präsenter als ich es mir gewünscht hätte.
Die Kinder kamen mit ihren Körbchen zurück. Alle waren bis oben hin mit Eiern und Schokohasen gefüllt. Levi sah ebenfalls sehr glücklich aus und zeigte Johannes und mir stolz seine Ausbeute. Ich drückte unter dem Tisch die Hand von Johannes. Er sah mich mit einem beschwichtigenden Blick an. Ich glaube er wusste was in mir vorging.
Als die Kinder wieder zu spielen begonnen hatten, setzte sich Marie neben mich. „Ich kann mir vorstellen wie schwer das für dich und Levi sein muss, aber ich möchte dir sagen, dass ihr herzlich willkommen seid in dieser Familie. Wir werden euch genauso behandeln wie wenn Levi Johannes Sohn wäre. Ich wünsche mir, dass ihr euch wohl fühlt und ihr euch nicht ausgeschlossen fühlt oder so. Wenn irgendetwas ist, dann kannst du das immer sagen", sagte sie leise zu mir. Ich lächelte sie an. Ich war zu Tränen gerührt und war ihr wirklich sehr dankbar.
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Two Miles apart
Storie d'amoreTwo Miles apart, eine Geschichte über eine junge Frau inmitten ihrer zwanziger, deren Leben sich um 180° dreht, als sie sich Hals über Kopf in einen Mann verliebt. Die Hürden die ihre Beziehung bereitstellt, scheinen durch das Schüler-Lehrer Verhält...