Chapter 48

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Ich war schon im fünften Monat als ich endlich wieder damit begann zuzunehmen. Den Bluttest hatten wir inzwischen gemacht. Unser Baby war vollkommen gesund und ganz sicher ein Junge. Als wir Levi davon erzählt hatten, hatte er zuerst skeptisch reagiert und sich dann doch gefreut.

Mein Babybauch gewann auch schon langsam an Umfang. Ich passte nicht mehr in meine normalen Klamotten und musste los ziehen um mir Umstandskleidung zu besorgen. Und was gibt es in Umstandsgeschäften meistens noch? Genau. Babykleidung. Und aus irgendeinem Grund gehört Babykleidung für werdende Mütter zu den tollsten Dingen der Welt. Ich verbrachte fast den halben Nachmittag in der Babyabteilung.

Zuhause packte ich meine Errungenschaften direkt in die Waschmaschine. Die ersten Kleidungsstücke hatte ich mit Johannes gekauft, denn das hatte er sich nicht nehmen lassen, doch seither brachte sowohl er, als auch ich immer wieder etwas neues mit.

Ich war schon in der 20. Woche, als etwas wunderbares passierte. Wir waren gerade dabei uns auf dem Sofa einen Film anzusehen, als es passierte. Das Baby bewegte sich und ich spürte es. Ich kannte das Gefühl schon von Levi. Es wurde allseits immer als „Schmetterlinge im Bauch" beschrieben, doch das war tatsächlich die Beschreibung die dem Gefühl am nächsten kam. Johannes war total aufgekratzt.

„Sag mal, sollten wir nicht auch einen Geburtsvorbereitungskurs machen oder so?", fragte er, nachdem er sich wieder beruhigt hatte. „Pffff, ich mach so einen Kurs nicht mehr. Ich hab schon einen mit Elena gemacht und ich weiß wie eine Geburt funktioniert", sagte ich entschieden.

Für den Moment schluckte Johannes die Antwort, doch am nächsten Morgen sagte er: „Schatz ich finde wir sollten trotzdem so einen Kurs machen". Ich sah ihn an und erwiderte: „Ich wüsste nicht wieso". Johannes zog die Augenbrauen hoch und antwortete: „Schatz, Levi ist jetzt sieben Jahre alt. Das ist schon ganz schön lange her, dass du ein Kind bekommen hast. Und in dieser Zeit hat sich ganz schön viel verändert, meinst du nicht?". Ich überlegte einen Moment und sagte dann, noch immer von meiner Ansicht überzeugt: „Was soll sich seither so großartig verändert haben? Die Babys kommen in der Regel immer noch aus der Vagina ihrer Mutter". Johannes lachte hilflos. „Ja, schon. Aber du bekommst dein Baby dieses Mal ja auch in einem anderen Land, hier sind die Dinge vielleicht etwas anders. Und außerdem ist das die erste Geburt bei der ich dabei sein werde und ich hab keine Ahnung was ich zu tun hab. Alleine für mich könnten wir doch einen machen?", redete er eindringlich auf mich ein. Seufzend gab ich nach. „Na gut, dann such dir was raus".

Das war etwas woran man merkte, dass Johannes Lehrer war. Er hatte im Nu etwa gefunden, uns sofort angemeldet und keine ganzen Monat später saßen wir mit 6 anderen Pärchen auf einer Isomatte in einem Geburtsvorbereitungskurs. Die Hebamme die den Kurs gab, machte einen sehr kompetenten Eindruck. Doch im Grunde erzählte sie alles was ich schon wusste.

„Sie haben fast ein bisschen gelangweilt gewirkt", stellte die Frau neben mir nach dem Kurs grinsend fest. Entschuldigend lächelte ich und erklärte: „Ich hab schonmal ein Kind bekommen und weiß das alles schon, ich bin im Grunde nur meinem Mann zuliebe hier, denn für ihn ist es die erste Geburt". Die Frau war nett. Sie stellte sich als Alba und ihren Mann als Juan vor.

Es stellte sich heraus, dass Alba und ich gut harmonierten. Wir begannen uns außerhalb des Kurses zu treffen. „Aber nicht dass du mich jetzt als deine beste Freundin mit ihr ersetzt", sagte Elena scherzhaft als ich ihr von Alba erzählte.

Mit Alba als Freundin wurde der Geburtsvorbereitungskurs erträglicher. Johannes hatte sich auch mit ihrem Mann Juan angefreundet. Trotzdem war ich froh, als wir nach der letzten Einheit unsere Matte zusammenrollten und wir Levi bei Abuela abholten. Doch bevor wir nach Hause gingen, aßen wir noch eine gute Paella in dem Restaurant unter der Wohnung.

Kaum war der Kurs zu Ende, begannen wir damit, das Zimmer des Babys einzurichten. Wir hatten damit begonnen es zu tapezieren. Drei der Wände ließen wir weiß, während wir eine Wand mit einer Fototapete beklebten. Kleine Schiffe, Anker und Wellen waren darauf abgebildet. Auch ein weißes Gitterbett mit einem blauen Himmel und ein Wickeltisch waren eingezogen. Nur ein Schrank fehlte noch. Dabei hatten wir den so langsam ganz schön nötig. Die Babyklamotten stapelten sich in der Holztruhe die wir unter dem Fenster aufgestellt hatten.

Außerdem hatten wir ein neues Hauptthema unserer Unterhaltungen. Wie sollte unser Sohn heißen? „Wie wäre es mit Maël?", fragte Johannes. Fragend sah ich an und sagte: „Also erstens ist der Name viel zu ähnlich zu Levi's Zweitnamen und zweitens find ich den nicht soooo schön". Johannes nickte einsichtig: „Gut, ich seh es ja ein. Soll unser Baby eigentlich auch so viele Namen wie Levi haben?". Ich zog die Augenbrauen zusammen und sagte trotzig: „So viele Namen hat er gar nicht". Johannes grinste und konterte: „Er heißt Levi Yael Ilay... Und du denkst drei sind nicht viel? Ich hab nur einen". Grimmig sagte ich: „Ja schon, aber ich wollte, dass er seinen eigenen Zweitnamen hat und sein dritter Name halt einfach an seinen Vater erinnert. Aber dieses Baby braucht ja keinen Namen der an seinen Vater erinnert, aber einen Zweitnamen will ich". Johannes nickte. „Gut, lass uns die Diskussion auf später verschieben", bestimmte er.

Wir hatten sogar unsere Freunde um Rat gefragt bei dem Namen. Auch Levi, doch Levi's Vorschlag war gewesen, das Baby Levi zu nennen. Er fand eine Omage an seinen eigenen Namen höchst passend. „Gut, Levi fragen wir wohl eher nicht mehr nach Vorschlägen", stellte ich fest. Auch meine Abuela hatte nur sehr altmodische Namen als Vorschlag, also beschränkten wir uns wieder darauf, uns im Internet Namen zu suchen.

Two Miles apartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt