Am Sonntag fuhr ich zu Johannes. Elena hatte Levi nach dem Kinderland am Samstag mit zu sich genommen und so hatte ich Zeit um mit Johannes eine Lösung zu finden. Es war mir egal, ob uns jemand sehen könnte, denn egal welcher Ort, es wäre immer ein Risiko.
Er ließ mich rein und schloss dann die Tür hinter mir. Ich konnte den hungrigen Ausdruck in seinen Augen erkennen. Ich kannte diesen Blick. So hatte er schon die letzten beiden Male geschaut, als wir uns aussprechen wollten. Doch dieses Mal blockte ich ab. Als sich sein Mund dem meinen näherte, schob ich ihn wortlos zurück und sagte dann: „Johannes, so geht das nicht. Wir haben ein Problem und das sollten wir dringend klären bevor wir irgendetwas anderes machen und ich bin sicher, dass du das eigentlich weißt".
Johannes atmete hörbar aus und ging dann ins Wohnzimmer. „Willst du einen Kaffee?", fragte er. Ich nickte. Nur wenige Minuten später saß er neben mir auf der grauen Wohnlandschaft. „Ich weiß nicht was ich dazu sagen soll", begann er dann das Gespräch. „Dein Ernst? Wir sind nicht Ezra und Aria, das hier ist die Realität und so wie ich das sehe steht bei uns einiges auf dem Spiel", erwiderte ich genervt. „Bitte wer sind wir nicht?", harkte er nach. „Ach komm vergiss es, das tut jetzt nichts zur Sache. Das sind nur zwei aus der Serie Pretty Little Liars. Auch ein Lehrer und seine Schülerin die zusammenkommen", sagte ich dann.
Johannes starrte sekundenlang an die Wand. Er schien zu überlegen und sagte dann: „Ich weiß nicht wie es weitergehen soll. Ich liebe dich sehr, das steht außer Frage und deshalb kann ich dich auch nicht ohne weiteres gehen lassen. Ich weiß es wirklich nicht. Ich bin überfordert mit der Situation. Ich war noch nie mit einer Schülerin zusammen, das ist neu für mich und jeder andere vernünftige Mensch hätte nie was mit seiner Schülerin angefangen, aber das hier ist anders. Du bist nicht irgendwer. Und unsere Beziehung ist auch nicht illegal. Ich weiß das ist nicht das was du hören willst, aber wenn es nötig ist dann sage ich es dem Direktor selber. Wenn ich Glück hab muss ich deine Klasse einfach nur abgeben, aber wenn es schlecht läuft kündige ich und hoffe, dass er das nicht weitergibt und ich irgendwo anders eine Stelle bekomme".
Ich lächelte müde. Es wäre eine Lösung, aber ich konnte sie beim besten Willen nicht gutheißen. Ich wollte nicht diejenige sein die ihm irgendwas vermasselte. Ich schüttelte langsam den Kopf und sagte dann: „Nein, Johannes, nein. Es tut mir leid, aber das will ich nicht verantworten. Du willst verbeamtet werden und ich werde sicher nicht der Grund sein weshalb du es nicht wirst. Und es tut mir leid, aber ich hab momentan meine Schwierigkeiten eine gemeinsame Zukunft zu sehen. Zumindest jetzt. Wenn du nicht mehr mein Lehrer bist, ist es dann auch egal, aber jetzt.... Ich liebe dich sehr, oh ja das tu ich wirklich, ganz zu schweigen wie großartig du mit Levi bist, aber ich hab einfach Angst davor was passiert, wenn wir das vermasseln".
In diesem Moment funkte mein Handy dazwischen und unterbrach uns. Ich schaute auf das Display. Schon wieder meine Mutter. Das war der zweite Anruf in wenigen Tagen. So oft hatte sie mich in den letzten 5 Jahren nicht mehr angerufen. Wehmütig nahm ich ab. „Na? Unser Gespräch neulich wurde unterbrochen", hörte ich die raue, rauchige Stimme sagen. „Ja tut mir leid. Jetzt ist es auch eher schlecht. Können wir heute Abend reden?", fragte ich. Ich hörte sie schnaufen. „Bist du bei diesem Johannes?", fragte sie. „Ja", antwortete ich knapp.
Johannes hatte während dem Telefonat auf seinem Handy rumgedrückt. Kaum hatte ich aufgelegt, wurden seine Augen groß. Ohne Kontext drückte er mir es in die Hand. „Das ist die letzte Warnung. Finger weg von ihr oder du bist deinen Job los!", stand da. Schon wieder eine Nachricht von dem anonymen Erpresser. Hastig begann ich meinen Kopf zu schütteln, stand auf, schnappte meine Jacke und sagte: „Es tut mir leid. Ich kann das nicht. Vielleicht wenn du nicht mehr mein Lehrer bist".
Ich war schon fast zur Tür hinaus, da sprang Johannes auf und rief: „Warte!". Zögerlich sah ich ihn an. Er zog mich wieder zur Tür hinein und schloss sie hinter mir. „Bevor das ganze vorbei ist, lass uns bitte überlegen von wem diese Nachricht kommen könnte. Ich kann dich nicht einfach so gehen lassen und das muss ja jemand sein, den zumindest einer von uns kennt", ratterte er herunter. In meinem Kopf blickten augenblicklich Gedanken wie Warnsignale auf. Schnell ging ich die Menschen durch die ich kannte und bei denen es auch Sinn machen könnte. Und auf einmal hatte ich die Lösung.
„Ich glaub ich weiß wer die Nachrichten geschrieben hat. Meine Mutter", sagte ich. Johannes riss seine Augen weit auf und runzelte die Stirn. „Wie kommst du darauf?", fragte er. „Sie kennt dich zwar nicht, aber ich bin mir ziemlich sicher, dass sie dich nicht mag. Ihre Tochter hat eine Beziehung zu einem Mann der fast zehn Jahre älter und dann auch noch ihr Lehrer ist. Und es tut mir leid, aber es würde ihr ähnlich sehen. Die Frau besteht quasi aus Intrigen und der Intention das Glück anderer Menschen zu zerstören. Und außerdem würde es Sinn machen. Wer sonst sollte uns in Spanien gesehen haben?", erklärte ich hastig.
Johannes schien es die Sprache verschlagen zu haben. „Wie sollen wir das jetzt herausfinden?", fragte er. Ich überlegte kurz. Ich kannte meine Mutter. Niemals würde sie das einfach so zugeben, im Gegenteil, sie würde lügen bis ihr irgendwer das Gegenteil beweisen konnte. „Wir fahren nachher hin. Wir stellen dich brav vor und du quatschst mit ihr. Ich verschwinde dann kurz auf die Toilette. Die Frau parkt ihr Handy im Flur und benutzt eigentlich auch kein Passwort. Wenn ich Recht habe, dann konfrontieren wir sie damit", sagte ich bestimmt.
Johannes strahlte bis über beide Ohren. Wir standen noch immer im Flur und so langsam bekam er wieder diesen hungrigen Blick. Dieses Mal hatte ich nicht vor ihn abzublocken, also ging ich voll darauf ein, als er mich hart und bestimmt gegen die Wand drückte und leidenschaftlich küsste.
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Two Miles apart
RomansaTwo Miles apart, eine Geschichte über eine junge Frau inmitten ihrer zwanziger, deren Leben sich um 180° dreht, als sie sich Hals über Kopf in einen Mann verliebt. Die Hürden die ihre Beziehung bereitstellt, scheinen durch das Schüler-Lehrer Verhält...