Je länger ich darüber nachdachte, desto klarer wurde mir, dass ich bereit war mit Johannes Kinder zu bekommen. Ich liebte Johannes und ich war mir sicher wie nie zuvor, dass er der Richtige war. Ganz zu Schweigen davon, dass es ein ausgesprochen guter Zeitpunkt zum Kinder kriegen war.
Ich dachte ausführlich darüber nach, wie Johannes zu dem Thema stand und ob er wohl auch so weit war wie ich, doch seltsamerweise traute ich mich nicht ihn darauf anzusprechen. Ganz offensichtlich war ich schon bereiter als gedacht und hatte ein wenig Angst vor seiner Antwort.
Nachdenklich sah ich die unglaublich attraktive Erscheinung die sich meinen Verlobten nannte an, während ich mit zusammengekniffenen Augen auf meiner Unterlippe herum kaute. „Schatz?", fragte Johannes irgendwann. „Hmm?", erwiderte ich abwesend. „Hab ich etwas im Gesicht oder wieso starrst du mich so an?", fragte er weiter. „Also ich seh nix", mischte sich Levi mit überzeugter Stimme ein. Er sah aufmerksam zwischen uns hin und her. Johannes lachte und wuschelte Levi durch die Haare. Für mich ein ganz eindeutiges Zeichen, dass er auch bereit sein musste.
Beim Abendessen hatte er nicht nochmal nachgefragt. Doch als wir später mit einem Glas Wein in aller Zweisamkeit auf dem Balkon saßen, schnitt er die Thematik erneut an. "Verrätst du mir noch wieso du mich beim Abendessen angeschaut hats, als würdest du sämtliche Lebensentscheidungen in Frage stellen?", fragte er leise. "Gott, so schlimm ist es auch wieder nicht", sagte ich. "Also ist tatsächlich was", stellte Johannes triumphierend fest.
Ich lächelte leicht und sah über das Balkongeländer in den Sonnenuntergang. Es war schon kühl, doch die Atmosphäre war perfekt. Die dunkelorangenen Sonnenstrahlen reflektierten auf Johannes Gesicht und der leichte Juniwind wehte ihm durch die Haare.
"Ich hab halt über uns nachgedacht und das worüber wir am Anfang unserer Beziehung gesprochen haben", erklärte ich zögerlich. "Ja. Drüber habe ich auch schon nachgedacht. Zumindest wenn du den Baby Plan meinst", entgegnete Johannes. Ich nickte und sah von meinem Weinglas auf. "Wir haben nie darüber geredet wann wir ein Kind bekommen wollen und irgendwie hat die Hochzeit nächsten Monat alles beschleunigt", führte Johannes weiter aus. "Das war auch einer meiner Gedanken. Aber dann habe ich mich gefragt, ob ich es schlimm finde, wenn die Hochzeit alles beschleunigt", antwortete ich.
"Und? Findest du es schlimm?", fragte er vorsichtig. Wenn mich nicht alles täuschte konnte man seiner Stimme ein leichtes Zittern entnehmen. Gleichzeitig sah ich wie er nervös an seinem Armband herum spielte und war mir sicher, dass ich es mir nicht einbildete.
"Nein. Ich finde es nicht schlimm. Ich denke ich wäre bereit für ein Baby", wisperte ich kaum hörbar und linste dann fast ängstlich zu Johannes. Es schien als brauchte er einen Moment bis die Worte in seinem Kopf an kamen. Langsam breitete sich ein Lächeln auf seinem Gesicht aus und er stand ruckartig auf um sich vor mich hin zu knien. Er zog mein Gesicht zu sich herunter und begann damit mein ganzes Gesicht zu küssen. Ich war fast ein wenig überrascht von seiner Reaktion. "Ich will auch ein Baby", sagte er zwischen seinen Küssen. Erleichtert stieß ich Luft aus und lachte auf, dann fiel ich ihm in die Arme. Bis es ganz dunkel wurde, verbrachten wir die Zeit damit über ein Baby zu reden und beschlossen, dass ich erst Mal keine neue Arbeit antreten würde und wir nach der Hochzeit das Verhüten sein lassen wollten.
Eine Woche später war es so weit. Die Zeugnisverleihung fand über eine Woche vor dem offiziellen Ende des Schuljahres statt und in dieser Zeit musste ich noch arbeiten, doch in meinem Kopf hatte ich die Ausbildung beendet. Ich hatte Elena und meine Eltern zur Verleihung eingeladen. Auch wenn ich mich mit meiner Mutter ein wenig besser verstand, hatte ich insgeheim gehofft, dass sie nicht kommen würde. Ich traute ihr noch nicht ganz. Doch sie saß neben meinem Vater der geradezu stolz grinste. Levi saß bei Elena, die von einem Ohr zum anderen strahlte. Johannes saß in der ersten Reihe zwischen den Lehrern.
"Luna Díaz", hörte ich die Stimme des Direktors durch das Mikrofon sagen. Ich stand auf und lief breit lächelnd auf die Bühne. "Das ist meine Mama", hörte man eine Kinderstimme aus dem Publikum. Ich sah zu Elena und Levi der Elena anstarrte und aufgeregt auf mich zeigte. Die Menschen lachten und selbst ich konnte nicht anders als zu lachen. "Sehr schön, ihr Sohn scheint ja auch ganz schn stolz auf sie zu sein, doch das haben sie verdient, denn sie scheiden mit Bestleistung ab. Herzlichen Glückwunsch", sagte der Direktor, schüttelte meine Hand und überreichte mir meine Zeugnismappe.
Danach wurde mit Sekt angestoßen. "Lad deine Mädls ein bevor wir gehen", flüsterte mir Johannes auf einmal ins Ohr. Überrascht sah ich ihn an. "Jetzt ist es mir auch egal ob was raus kommt, weißt du", erklärte er. Zuerst wollte ich widersprechen, doch er schüttelte bestimmt den Kopf und noch bevor ich irgendetwas anderes sagen konnte, tauchte der Direktor auf und bat Johannes um ein Gespräch unter vier Augen.
"Können wir mal quatschen?", fragte ich meine Mädls. Die Drei nickten und wir verschwanden in ein leeres Klassenzimmer. Ich schwang mich auf einen der Tische und die Drei taten es mir gleich. "Ihr müsst mich versprechen nicht voll auszurasten, vor Schreck vom Tisch zu fallen oder mich sitzen zu lassen weil ich euch das nicht früher erzählt hab", sagte ich bestimmt. "Bist du schwanger?", fragte Emilia sofort mit aufgerissenen Augen. "Noch nicht", erwiderte ich. "Wie jetzt?", fragte Jamie erstaunt. "Hast du einen Freund?", warf Linnea ein.
Für einen Moment dachte ich nochmal darüber nach, ob es wirklich eine gute Idee war den Mädchen das zu sagen, doch im Endeffekt war es Johannes Entscheidung, also setzte ich zu einer Erklärung an.

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Two Miles apart
RomansaTwo Miles apart, eine Geschichte über eine junge Frau inmitten ihrer zwanziger, deren Leben sich um 180° dreht, als sie sich Hals über Kopf in einen Mann verliebt. Die Hürden die ihre Beziehung bereitstellt, scheinen durch das Schüler-Lehrer Verhält...