Chapter 4

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Am Donnerstag hatten wir Sport bei Herr Schulte. Eigentlich hatte ich mir unter der Fachbezeichnung Sport- und Bewegungspädagogik eher einen theoretischen Unterricht vorgestellt, doch der tatsächliche Unterricht unterschied sich kein Stück von dem meiner Realschulzeit.

Nach dem Unterricht zogen wir uns in der Umkleide um. Emilia, Linnea, Jamie und ich waren die letzten. Als wir aus der Umkleide kamen, wartete Herr Schulte bereits auf uns. Er wollte die große Tür hinter uns abschließen. "Luna, warten sie bitte noch einen Moment?", fragte er. Die Drei Mädchen sahen mich überrascht an. "Ich erzähls euch gleich, geht schon mal vor", beruhigte ich sie und drehte mich um.

"Also das geht in Ordnung. Kommen sie mit ihrem Sohn am Samstag gegen 17 Uhr zum Tennisplatz. Passt das für Sie?", begann er das Gespräch. Ich nickte und bedankte mich höflich. "Er soll Sportklamotten anziehen und wenn er schon einen Schläger hat darf er den gerne mitbringen", sagte er dann noch. "Ja hat er. Er wird sich sicher freuen wie ein Schneekönig", erwiderte ich. Ich lächelte in mich hinein, bei dem Gedanken daran wie sehr sich Levi freuen würde. Herr Schulte lachte. "Sie können gern Ihren Mann, Freund oder was auch immer mitbringen. Während des Trainings dürfen Sie gerne zuschauen", erklärte er mir dann. Ich nickte freundlich und lief dann grinsend zum Klassenzimmer.

Linnea, Emilia und Jamie warteten schon gespannt. "Uuund?", fragte Jamie neugierig. Man merkte den dreien ihre jugendliche Neugierde an. "Nichts spezielles. Mein Sohn will Tennis lernen und Herr Schulte ist beim Verein in unserem Ort für die Kinder zuständig", erklärte ich. Linnea sah erstaunt aus. "Häää? Du wohnst ja voll weit weg. Der ja dann auch. Wieso unterrichtet der dann hier? Ich mein du kannst es dir ja nicht aussuchen, immerhin ist es die einzige Berufsschule in der Nähe, aber er...", sagte sie dann. Stimmt. Darüber hatte ich noch nicht nachgedacht.

Ich zuckte mit den Schultern und wechselte das Thema. "Freut ihr euch schon auf das erste Mal arbeiten nächste Woche?", fragte ich. Die anderen nickten. Ich freute  mich auch. Ich war gespannt auf die Kinder die mich in der Kita erwarteten. "Gehst du eigentlich zu deinem Sohn in die Kita?", fragte Jamie auf einmal. "Nein. Ich glaub nicht das das eine gute Idee wäre. Zumindest nicht während der Ausbildung. Ich geh hier in eine Kita", antwortete ich.

Auf der Fahrt zu Levis Kita dachte ich voller Vorfreude daran Levi die frohe Botschaft zu überbringen. Kaum war er ins Auto gestiegen und angeschnallt setzte ich mich hinters Lenkrad und drehte mich um. Ich grinste ihn an. "Ich hab das mit Tennis geklärt. Am Samstag gehen wir zum ersten Mal dahin", sagte ich. Levi fing an zu strahlen. Man konnte sehen wie sich die Freude in seinem Gesicht ausbreitete. Er fing an zu jubeln.

Der Samstag kam schneller als gedacht. Ich war froh als Levi bereit für das Training auf der Rückbank saß. Seit ich ihm die frohe Botschaft verkündet hatte war er aufgeregt und quakte pausenlos. Ich hatte leichten Bammel davor. Die Tatsache das sein zukünftiger Trainer mein Lehrer war störte mich nur noch wenig. Ich hatte mich an den Gedanken gewöhnt. Allerdings wühlte mich der Gedanke an einen Tennisplatz sehr auf.

Herr Schulte wartete bereits an einem der fünf Tennisplätzen auf uns. Levi hüpfte vor mir her. Bei ihm angekommen begrüßte ich ihn freundlich. Er grüßte zurück und ging dann vor Levi in die Hocke. Er gab ihm seine Hand und stellte sich vor: "Hallo. Ich bin Johannes und wer bist du?". Ich grinste in mich hinein. Er sah nicht gerade wie ein Johannes aus. Lennart oder Thomas hätte besser gepasst. Levi sah mich an. Ich nickte und er antwortete: "Ich bin Levi". Seine helle Kinderstimme war eine Oktave höher gerutscht. Er war zwar sehr selbstbewusst, doch ich wusste das er nun etwas aufgeregt war.

Herr Schulte ging mit uns über das Vereinsgelände und zeigte uns alles. Er gab uns ein paar Randinformationen und dann gingen wir zurück zu dem Tennisplatz. Ich setzte mich auf die Bank die am Rand des Feldes stand und sah zu Levi und Herr Schulte hinüber. Herr Schulte machte mit Levi einige Aufwärmübungen. Ich grinste. Ich fand die spielerische Art und Weise sehr ansprechend.

Als Levi später zu mir kam und sich in meine Arme warf, war ich froh. Ich sah in sein strahlendes Gesicht. Seine Haare klebten in seinem verschwitzen Gesicht. Herr Schulte setzte sich zu uns und Levi sagte: "Mama, Mama, Mama, das war so toll und das macht so viel Spaß". Ich lächelte ihn an und erwiderte: "Das freut mich sehr. Ich rede jetzt mal mit ihm ob du wiederkommen darfst". Levi nickte freudig. Herr Schulte sah überrascht aus und sagte dann: "Levi, wenn du möchtest kannst du noch mal für dich ein paar Bälle schlagen und ich rede währenddessen mit deiner Mama". Levi sprang auf und düste los.

Herr Schulte sah ihm kurz hinterher und drehte sich dann in meine Richtung. "Mir war gar nicht klar das sie Spanisch sprechen", sagte er. "Sie wissen vieles nicht", konterte ich grinsend. Er lachte auf. "Ich würde mich freuen wenn sie mich hier vielleicht duzen und Johannes nennen. Natürlich nur wenn sie sich dabei nicht unwohl fühlen, aber die anderen Eltern tun das auch und hier müssen sie mich nicht siezen nur weil ich ihr Lehrer bin", sagte er dann. "Okay. Aber dann duzen sie- ehh duzt du mich auch", erwiderte ich. Er nickte. "Wie hast du diese Stunde empfunden? Ich denke Levi ist mehr als bereit, er ist ein Naturtalent", kam Herr Schulte dann zurück zum Thema. Ich nickte zustimmend. "Wenn Levi das möchte darf er ab sofort Dienstags und Freitags von 17-18 Uhr kommen. Du darfst gerne die ersten paar Male dabei sein", sagte er. Ich lächelte.

Levi war einverstanden, also meldete ich ihn offiziell zum Training an. Abends schlief Levi mit einem breiten Grinsen in seinem Gesicht ein. Und ich war so ziemlich die glücklichste und stolzeste Mutter der Welt.

Two Miles apartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt