Chapter 28

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Die letzten beiden Wochen der Sommerferien vergingen wie im Flug und früher als erwartet kam der erste Schultag. Ich hatte die letzten Tage der Sommerferien dazu genutzt Elena und meiner Abuela von der Verlobung erzählt. Elena hatte sich so sehr gefreut, dass sie fast fünf Minuten herumgehüpft war. Matteo und seine kleine Schwester Ayla hatten sie ganz geschockt dabei beobachtet.

Am ersten Schultag hielt uns unsere Klassenlehrerin eine typische Lehreransprache. Wir würden in diesem Jahr unseren Abschluss haben und dementsprechend übte sie ein wenig Druck auf uns aus. Danach bekamen wir den neuen Stundenplan. Aufgeregt suchte ich die Felder nach Mathe und Sport ab. Ich atmete laut aus, als ich den Namen sah. Schon wieder Johannes. Also ein weiteres Jahr in dem wir unsere Beziehung strickt verheimlichen mussten.

Linnea, Jamie, Emilia und ich waren in der Schule zwar ein eingeschweißtes Viererpack, doch in unserer Freizeit machten wir in der Regel nichts zusammen. Ich hatte lange überlegt, ob ich den Verlobungsring in der Schule tragen wollte, doch ich hatte mich dafür entschieden und beschlossen, dass ich auf Nachfrage sagen würde, dass es einfach nur ein Schmuckstück war.

Die Sitzordnung war genau wie im vergangenen Jahr. In der ersten Mathestunde im neuen Schuljahr saß ich nur da und beobachtete Johannes. Irgendwie eine ganz schön seltsame Vorstellung. Der Kerl der dort vorne stand war mein Lehrer und gleichzeitig wohnten wir zusammen, waren verlobt, hatten Sex miteinander und keiner wusste es. Zumindest niemand der es nicht wissen durfte. Ich hatte noch nie so intensiv darüber nachgedacht. Johannes schenkte mir irgendwann einen ziemlich bösen Blick, denn offenbar war ihm mein Starren aufgefallen und störte ihn nun.

„Luna, kommen sie bitte nach vorne und rechnen mir dieses Beispiel aus", sagte Johannes auf einmal. Ich schreckte auf. Offenbar war es die Strafe dafür, dass ich selbst nach seinem bösen Blick nicht aufgehört hatte. Zögerlich stand ich auf und besah mir die Gleichung an der Tafel. Ich hatte absolut keine Ahnung was ich machen musste. Hilflos sah ich zu Johannes und zu den Mädels.

„So und hier haben wir ein wunderbares Beispiel dafür was passiert, wenn man nicht aufpasst. Ich unterrichte hier nicht zum Spaß. Ihr sollt was lernen und ich erwarte, dass jeder von ihnen Lernbereitschaft zeigt, ansonsten muss ich das in ihrer mündlichen Leistung notieren. Jetzt können sie sich wieder hin setzen, Luna. Ab sofort erwarte ich mehr Mitarbeit von ihnen. Nach der Stunde kommen sie bitte nochmal zu mir", sagte Johannes mit erhobener Stimme. Ich wurde rot. Er hatte mich bloßgestellt.

„Was geht denn jetzt ab? Der hat dich ja richtig abgekanzelt. Das hat der noch nie gemacht. Seit wann ist denn der so selbstsicher? Hatte der ein Systemupdate?", flüsterte Jamie in mein Ohr. Böse und noch immer mit hochrotem Kopf starrte ich erneut auf den Mann an der Tafel. Jamie hatte recht. Er hatte mich abgekanzelt und das hatte er noch nie gemacht. Ich war mir sicher, dass er das nicht gemacht hätte, wenn wir nicht zusammen wären. Ich zuckte mit den Schultern und folgte die restliche Stunde wütend dem Unterricht.

„Was soll der Scheiß?", fragte Johannes, als die letzte Schülerin den Raum verlassen und die Tür hinter sich geschlossen hatte. „Das fragst du mich?", erwiderte ich fassungslos. „Natürlich. Du kannst mich nicht einfach die ganze Stunde so anstarren", sagte er. Ich spürte den Groll in mir. „Super. Danke. Aber mich vor der ganzen Klasse bloß zu stellen ist besser?", entgegnete ich ihm wütend. „Ich hab dich nicht bloßstellen wollen, aber das geht nicht. Es darf niemand wissen, dass wir zusammen sind und daran müssen wir uns halten", sagte er. „Das ist mir auch klar, aber ich bin sicher nicht deine erste Schülerin die sich in dich verliebt hat. Wie du dich vielleicht erinnern kannst bist du ein äußerst attraktiver Mann. Und die hast du sicher nicht so angeranzt", sagte ich. „Nein, aber das ist was anderes", antwortete er. „Das ist überhaupt nichts anderes. Das Starren war blöd, okay, aber nicht weniger auffällig wie dass du mich zur Schnecke gemacht hast. Die anderen fanden es total komisch weil du das erste Mal jemanden blöd angemacht hast", konterte ich und verlies wütend den Raum.

Schön, ein kindischer Streit mit meinem Verlobten, dem Lehrer. Das war es natürlich was ich mir schon immer gewünscht hatte.

Nach der Schule holte ich Levi von der Kita ab. Eigentlich hatte ich mit Levi heim fahren wollen, doch ich hatte keine Lust dieses kindische Geplänkel um nichts mit Johannes fort zu setzen, also fuhr ich mit Levi mal wieder in den Drive In und zu unserer Wiese auf dem Berg am Stadtrand. Wie schon im letzten Jahr nutzten wir die Zeit um Levi's Geburtstag zu besprechen. Sein sechster Geburtstag schon. Das Lebensjahr in dem er eingeschult werden würde. Bei dem Gedanken daran wurde mir ein kleiner Stich in die Herzgegend versetzt.

Dieses Jahr wollten wir seinen Geburtstag in der Wohnung feiern und ein paar typische Kindergeburtstags Spiele spielen. Johannes und ich hatten Levi sogar schon ein Geschenk besorgt. Ein Schulranzen gefüllt mit ein paar neuen Spielautos und Süßigkeiten.

Die Sonne war schon untergegangen, bis wir wieder zur Wohnung fuhren. Johannes saß am Schreibtisch und breitete den Unterricht für den nächsten Tag vor. Ich schenkte ihm einen grimmigen Blick und ging unter die Dusche. Als ich aus der Dusche trat, stand Johannes mit dem Blick auf mich gerichtet am Waschbecken. „Können wir das jetzt bitte klären?", fragte Johannes. Ich schnaubte und erwiderte: „Was gibt es noch zu klären? Du beharrst auf deinem Standpunkt genauso sehr wie ich. Wir sind beide nicht gut mit der Situation umgegangen und müssen das in Zukunft besser machen. Punkt". Johannes lächelte und umarmte mich. Wenigstens konnte ich mir dann ein Handtuch sparen. „Ich weiß, wie anstrengend das für dich ist, dass wir unsere Beziehung jetzt noch länger verheimlichen müssen. Ich finde es auch nicht toll, aber wir dürfen deshalb nicht schlampig werden und das Ganze in Gefahr bringen. Denn es ist nur noch ein Jahr, danach können wir von mir aus alles machen worauf du Lust hast", antwortete Johannes.

Two Miles apartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt