Chapter 12

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Elena reagierte genau so wie erwartet. Sie war die Ruhe selbst und unterstütze mich voll und ganz. Ich hoffte, dass Levi ebenfalls gut reagieren würde.

Auf dem Heimweg dachte ich nur daran. Bei Johannes legte ich nur einen kurzen Zwischenstopp ein. Er strich mir nur kurz über den Unterarm und lächelte mich aufmunternd an, dann stieg ich auch schon wieder mit Levi zusammen ins Auto. Auf der Fahrt erzählte mir Levi begeistert von seinem Besuch im Museum und dem Training. "Johannes ist super", sagte er und beendete damit seine Erzählung. Hoffnungsvoll sah ich in Rückspiegel. Er würde es vermutlich besser aufnehmen, als ich mir vorstellen konnte.

Zuhause angekommen tischte ich uns ein simples Abendessen auf. Einfach nur Brot mit Aufstrich, Wurst und Käse. Ich aß nicht viel. Levi dagegen schlug ordentlich zu.

"Levi, mein Schatz? Können wir mal reden?", fing ich die Unterhaltung an. Mit vollem Mund nickte er. "Weißt du noch, dass wir gestern darüber geredet haben, dass ich Johannes mag?", fragte ich weiter. Levi nickte erneut. "Weißt du, ich hab das gestern auch dem Johannes erzählt. Er mag mich auch. Und wir haben beschlossen, dass wir gerne zusammen sein wollen und ein wenig mehr Zeit miteinander verbringen wollen", sagte ich dann, ohne noch groß drumherum zu reden. Levi sah mich für einen Moment nachdenklich an. "Also seid ihr jetzt so zusammen wie die Eltern von Matteo? So richtig mit küssen und Händchen halten und so?", fragte er dann. Ich musste Grinsen. "Ja, genau. Wie Matteos Eltern", sagte ich zustimmend. "Macht ihr dann auch ein Baby?", fragte er weiter. "Noch nicht, aber vielleicht mal irgendwann. Wäre das blöd?", stellte ich die Gegenfrage. Levi schüttelte den Kopf. "Solange ich eine Schwester bekomme, könnt ihr hundert Babys machen", sagte er. "Nein. Hundert sind zu viel. Hör mal, du weißt aber, dass wir Papa deshalb nicht ersetzen oder?", erwiderte ich. „Ja, das weiß ich", sagte er, während er sich den letzten Bissen in Mund schob.

In der Nacht schlief Levi bei mir. Es dauerte nicht lange bis er eingeschlafen war, doch ich lag noch länger wach. Ich betrachte sein kleines Gesicht, welches vom Mondschein hell erleuchtet wurde. Er war eine Kopie seines Vaters. Ich drehte mich auf den Rücken und starrte die Decke an. Ich musste endlich akzeptieren, dass Ilay nicht mehr lebte und ich mich getrost in eine neue Beziehung begeben konnte.

Am Samstag fuhren wir zu Johannes. Als er die Tür öffnete sprang Levi ihm in die Arme. "Na mein großer?", fragte er und ließ ihn wieder auf den Boden. Erwartungsvoll blieb er zwischen uns stehen und sah zu uns hinauf. "Na los, jetzt küsst euch schon", sagte er dann in einem trockenen Ton. Manchmal war er wie ein kleiner Erwachsener. Wir ließen es uns nicht zweimal sagen. Johannes strahlte, seine Augen blitzten und er lehnte sich zu mir. Levi klatschte vor Freude in seine Hände als wir uns küssten. "Mama und Johannes küssen sich", kicherte er. Johannes ließ von mir ab, wuschelte Levi durch seine Haare und ging in die Wohnung.

Den Tag darauf war Levi zum Kindergeburtstag von Leon eingeladen. Johannes und ich brachten ihn gemeinsam hin und fuhren dann wieder zurück zu seiner Wohnung. Ich machte mich ein wenig über den pinken Duftbaum an seinem Rückspiegel lustig. Die Art und Weise wie wir uns gegenseitig neckten war geradezu klischeehaft. Wir hätten genauso gut die Hauptrollen in einem Romantikfilm sein können.

"Ha ha ha", sagte ich ironisch nach dem ich ausgestiegen und zu Haustür gelaufen war. Johannes kam zu mir und schloss die Haustür auf. "War ja nur ein Scherz", sagte er und küsste mich. Der Kuss intensivierte sich augenblicklich. Die sexuelle Spannung war in Null komma nichts auf 100. Wir ließen nur voneinander ab, um die Treppen hinaufzugehen, doch vor der Wohnungstür angekommen begannen wir erneut uns zu küssen. Mit geschlossenen Augen und in den Kuss vertieft, stocherte Johannes mit dem Schlüssel herum.

Kaum hatte er die Tür geöffnet schob er mich küssend zur Tür hinein. Achtlos warfen wir unsere Schuhe und Jacken in die Ecke. Johannes drückte mich gegen die Wand und küsste mich an meinem Hals entlang. Ich biss mir auf die Unterlippe. Mein ganzer Körper kribbelte.

Wir jagten zum Schlafzimmer und blieben vor dem Bett stehen. Wie paralysiert sahen wir uns in die Augen. Johannes öffnete hastig seine Gürtelschnalle und entledigte sich seiner Hose, während ich mich von meinem Pulli befreite. Ich drückte ihn rückwärts auf das Bett. Er bewegte sich rückwärts bis zum Kopfende seines Bettes. Ich setzte mich auf ihn und wir küssten uns weiter. Als ich mit meinen Händen unter sein T-Shirt fuhr, konnte ich sein Herz schlagen spüren. Ich zog ihm sein Shirt ganz aus. Meine Hände glitten über seinen klar definierten Oberkörper.

Lange hatte ich davon geträumt so intim mit ihm zu sein. Seine Hände hatten ihren Platz auf meinem Gesäß gefunden. Leidenschaftlich vertieften wir uns in die Situation. Als ich meine Arme um seinen Nacken legte, nutzte er die Situation um mir meinen BH auszuziehen und mich auf den Rücken zu drehen. Gierig sah er mich an und zog mir den Rest aus.

Schwer atmend lagen wir nebeneinander dem Bett. Ich lächelte zufrieden. Man hatte ich das vermisst. Ich drehte mich auf die Seite und streichelte liebevoll Johannes Brust. Er grinste ebenfalls glücklich zu Decke hinauf.

Der Mathe Unterricht am Montag war der Inbegriff von seltsam. Ich empfand nun schon länger etwas für Johannes, doch noch nie hat ich meine Gefühle so sehr mit der Schule vermischt. Es fiel mir schwer, mich auch nur ansatzweise auf den Unterricht zu konzentrieren. Ich verstand das Thema noch weniger als sonst. Ich schaffte es nicht meine Blicke von dem attraktiven Mann an der Tafel abzuwenden. Ständig kreisten meine Gedanken um den gestrigen Tag. Johannes konnte sich offensichtlich auch nicht richtig konzentrieren, denn immer wieder verhaspelte er sich und warf mir kurze, nervöse Blicke zu.

"Ich glaube er ist von der geballten Kraft Frauen hier eingeschüchtert", flüsterte Emilia auf einmal nachdenklich in mein Ohr. Erstaunt sah ich sie an. Sie grinste mich an und wandte sich dann wieder der Tafel zu. Seit Beginn des Schuljahres hatte sie die Theorie, dass Johannes möglicherweise mit den 29 Mädchen überfordert war.

Two Miles apartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt