Chapter 46

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Eigentlich sollte ich mich beim Schlafen ganz normal fühlen. So wie immer. Doch ich fühlte mich nicht normal. Und deshalb wachte ich auf. Ich rieb mir das Gesicht und drehte mich in Johannes Richtung. Und dann wusste ich wieso ich mich nicht normal fühlte. Er saß im Schneidersitz auf seiner Matratze und starrte mich an. Hinter ihm auf dem Nachttisch flackerte seine Nachttischlampe.

"Spinnst du? Du kannst mich doch nicht einfach so anstarren", fluchte ich. Johannes reagierte nicht richtig sondern sah mich einfach weiter mit einem grübelnden Blick an. "Schatz, was ist los?", fragte ich dann und setzte mich auf. "Ich weiß nicht wie ich das finden soll, dass Levi mich Papa nennen will", flüsterte er. Ich nahm sein Gesicht in meine Hände und wisperte: "Das ist okay. Wenn du nicht möchtest, dass Levi nicht Papa sagt, dann ist das so". Johannes schüttelte langsam den Kopf. "Das ist es nicht. Ich freue mich sehr darüber, dass er mich als Vaterfigur sieht, denn ich wollte ihm immer eine Art Vater sein. Aber es fühlt sich komisch an, wenn er Papa zu mir sagt. Ilay ist sein Papa und ich will Ilay nicht ersetzen oder so", murmelte er.

Er sah mich nicht richtig an und ich wusste, dass es ihm schwer fiel. "Wenn es nur das ist, dann kann ich Abhilfe schaffen. Levi will Ilay nicht mit dir ersetzen. Levi liebt Ilay und Levi liebt dich. Und er differenziert euch auch. Zu Ilay sagt er schon immer, schon sein ganzes Leben in spanisch Papa und als er über dich geredet hat, hat er in deutsch Papa gesagt. Er unterscheidet definitiv zwischen euch. Er sagt halt nicht Papa und Stiefpapa oder Adoptivpapa, sondern Papa und Papa", erklärte ich leise. Ergiebig nickte er und legte sich schlafen.

Doch am nächsten Morgen war noch nichts von einer Veränderung sichtbar. Levi nannte Johannes weiterhin Johannes und Johannes sah ihn mit leicht verändertem Blick und einem Dauerlächeln an.

„Und wie willst du es ihm jetzt sagen?", flüsterte Johannes leise, während wir Levi beim spielen beobachteten. „Weiß nicht. Lass es uns einfach mal probieren", schlug ich vor. Johannes nickte zustimmend und wir setzten uns zu Levi auf den Boden. „Levi?", fragte ich vorsichtig. „Hm?", fragte er zurück und sah mich mit seinen blau-grauen Augen an. „Weißt du noch als ich dir erzählt habe, das Johannes und ich jetzt ein Paar sind und du gefragt hast ob wir denn dann ein Baby machen?", fing ich an. „Ja, wieso?", fragte er. „Was würdest du von einem Geschwisterchen halten?", stellte ich die Frage. Levi schien einen Moment nachzudenken und dann breitete sich ein Strahlen auf seinem Gesicht aus. „Das fände ich toll!", erwiderte er freudig. Johannes und ich grinsten uns siegessicher an. „Und was würdest du sagen, wenn Mama schon ein Baby im Bauch hat?", fragte Johannes weiter. Levi's Augen  wurden groß, er sprang auf und fragte ungläubig: „Hast du ein Baby im Bauch?". Ich nickte. Levi begann zu jubeln und stürzte auf mich zu.

Den halben Tag verbrachte Levi damit mich auszufragen. Er fragte mich wie es da hineingekommen war -eine ausgesprochen schwierige Frage für jemanden der mit seinem Sohn noch nie über die Art und Weise wie Babys gemacht werden gesprochen hatte-, er fragte wie es wieder aus meinem Bauch kommen würde, er wollte wissen ob es ein Bruder oder eine Schwester werden würde, wie es heißen würde, ob es mit ihm Fußball spielen könnte und er wollte wissen, ob das Baby bei ihm wohnen könnte wenn es auf der Welt wäre.

„Sehr schön. Jetzt wissen es Levi und Elena. Wer erfährt es als nächstes?", fragte ich Johannes später. „Meine Eltern?", schlug er vor. Zustimmend nickte ich. Das war auch meine Idee gewesen. Also überlegten wir uns wie wir es ihnen sagen wollten, meldeten uns bei ihnen für den nächsten Tag an und fuhren einkaufen.

Wir hatten uns etwas überlegt wie wir es Käthe und Bernd sagen wollten und hatten dafür auch schon etwas besorgt. Eine sehr klischeehafte Art, doch wie ich fand eine sehr schöne Art. Ich war nervös, als wir die kleine Klingel drückten. Ich wusste genau, dass sich die Beiden über alles freuen würden, trotzdem war ich aufgeregt.

„Wir haben ein Geschenk für euch", sagten wir und schoben ihnen jeweils eine Schachtel hin. Überrascht sahen Käthe und Bernd und an und dann auf ihre Schachteln. Die weißen Schachteln hatten wir mit einer roten Schleife umwickelt. Es war mucksmäuschenstill, als sie begannen die Schachteln zu öffnen. Käthe war die Erste die den kleinen Babybody in den Händen hielt. Bernd sah die kleinen Babysöckchen in der Schachtel an. „Oma ist die Beste" und „Opa ist der Beste", stand auf den Babyklamotten. Es dauerte einen Moment. Bernd schien es zuerst zu realisieren. „Bist du schwanger?", flüsterte er ungläubig. Spätestens in diesem Moment hatte es bei Käthe Klick gemacht. Sie sah mich ebenfalls geschockt an. Ich nickte strahlend. Käthe warf sich fast schreiend in meine Arme um mir zu gratulieren. Auch Bernd freute sich sehr.

Bis Ende der Woche hatten wir allen wichtigen Freunden und Familienmitgliedern von meiner Schwangerschaft erzählt. Alle hatten sich riesig für und gefreut. Auch unsere Vorfreude stieg. Am liebsten hätte ich schon damit angefangen Babyklamotten zu shoppen, doch ich hatte die goldene Grenze der drei Monate noch nicht überschritten und außerdem brauchte ich nicht auf die Idee zu kommen in Deutschland noch Babysachen zu kaufen, denn wir müssten alles mit nach Spanien schleppen und wir hatten ohnehin genug.

Zuerst hatten wir überlegt mein Auto zu verkaufen und nur mit Johannes Auto und einem Anhänger zu fahren, doch uns war ziemlich schnell klar geworden, dass das nicht reichen würde, als hatten meine Schwiegereltern angeboten mit meinem Auto hinter uns her zu fahren uns die erstem Tage zu unterstützen und dann zurück zu fliegen.

Two Miles apartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt