Chapter 44

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Unsere Flitterwochen vergingen wie im Flug. Wir hatten die Zeit mit vollen Zügen genossen und abgesehen von meiner morgentlichen Übelkeit, die für meine Ansprüche perfektesten Flitterwochen verbracht. Doch als wir wieder im Flugzeug saßen, freute ich mich auf Levi.

Vor dem Gepäckband wartete er mit Käthe und stürmte los als er uns sah. "Ich hab euch vermisst", sagte er, während er sich an meinem Hals festklammerte. "Wir dich auch. Hattest du denn eine schöne Zeit bei Oma Käthe und Opa Bernd?", fragte ich. Levi streckte sich zu Johannes und antwortete erst als dieser Levi  aus meinem Arm nahm und ihn drückte. "Ja, hatte ich, aber Opa Bernd kann nicht so gut Fußball spielen wie Johannes", sagte er bestimmt. Käthe grinste darüber und begrüßte uns ebenfalls.

Zuhause angekommen begann ich sofort damit unsere Sachen aus den Koffern zu räumen. Je eher es gemacht war, desto eher konnte ich mich wieder anderen Dingen widmen. "Wollen wir nachher mal mit Levi reden wegen Spanien?", fragte Johannes als er einen Berg Wäsche vom Boden aufsammelte und zur Waschmaschiene bringen wollte. Ich nickte.

Wenn es nach mir gehen würde, dann würde ich es ihm nie erzählen, denn ich hatte Angst vor seiner Antwort, doch ich wusste, dass ich mich nicht wirklich darauf freuen konnte ohne zu wissen wie er darüber dachte, also setzten wir uns nach dem Abendessen mit ihm auf die Couch. "Levi, du bist doch gerne in Spanien oder?", begann ich das Gespräch.  Levi nickte hastig. "Wie fändest du es wenn wir da wohnen würden?", fragte nun Johannes. Levi schien ausgiebig darüber nachzudenken und sagte dann: "Ich glaub das fände ich gut". Johannes grinste mich siegessicher an. "Naja, wir würden gerne wirklich nach Spanien ziehen. Wir würden dann ganz nah bei Bisabuela wohnen und du würdest in Spanien in die Schule gehen. Sogar in die Schule in der Johannes Lehrer wäre", sagte ich. Levi begann zu jubeln, doch mit einem Mal verfinsterte sich sein Blick.

In mir machte sich ein Gefühl von Angst breit. Was wenn er seine Meinung geändert hätte und doch nicht nach Spanien ziehen wollte? Was würden wir dann tun? Einerseits war er noch klein und würde seine Meinung sicher ändern sobald wir in Spanien wäen, doch andererseits hatte ich nie über Levis Kopf hinweg Entscheidungen getroffen und ich weiß nicht, ob ich ihn einfach so aus seiner Umgebung herausreißen könnte.

"Zieht Matteo auch mit um?", fragte Levi dann. Langsam schüttelte ich den Kopf. "Nein, Matteo bleibt hier, aber du siehst in trotzdem immer noch. Matteo kann uns besuchen, wir werden ihn besuchen und ihr könnt wann immer ihr wollt telefonieren. Sogar mit Bild, dann siehst du ihn auch. Und was die Schule betrifft ändert sich auch nichts. Du würdest auch hier in Deutschland nicht mit Matteo in eine Klasse kommen, er geht nämlich auf eine andere Schule", sagte ich wohlüberlegt. Levi schien erneut nachzudenken. "Okay, dann ziehen wir halt nach Spanien. Ich pack schonmal meine Sachen", sagte er schlussendlich und stürmte in sein Zimmer. Ich nahm mir einen Moment Zeit und umarmte Johannes freudig. Dann ging ich Levi hinterhier, dieser hatte nämlich tatsächlich angefangen seine Klamotten in seinen kleinen Koffer zu packen.

Mit Levis Einverständnis begann die Planung und Organisation für den Umzug. Es gab viel zu tun und die Liste war lang. Doch der erste Punkt der zu erledigen war, stand sofort fest. Wir mussten unseren Freunden und Familien von unseren Plänen erzählen. So in etwa reagierten alle gleich. Sie waren geschockt, stellten viele Fragen, einige Tränen wurden verdrückt und dann wünschten sie uns viel Glück und versprachen, uns zu besuchen.

Elena war die Letzte die wir besucht hatten. Wir hatten versucht innerhalb von einem Tag alle zu besuchen und allen davon zu erzählen und ich wusste, dass wir von Elena nicht so schnell los kommen würden. Ich hatte recht behalten, denn es war schon fast Mitternacht als wir ins Bett fielen. Doch ich konnte nicht sofort schlafen. Ich schreckte wieder hoch, als mir ein Gedanke kam.

"Was ist los?", murmelte Johannes in sein Kissen. "Ich bin schwanger", stellte ich fest. Johannes hob seinen Kopf und sah mich ungläubig an. "Und das merkst du erst jetzt?", fragte er dann. "Nein so meine ich das nicht. Wir wollten doch erst erzählen, dass ich schwanger bin, wenn ich über die 12 Wochen hinaus bin, aber bis es so weit ist wohnen wir ja schon in Spanien und wir können das doch nicht über das Telefon erzählen!", sagte ich hektisch. Johannes setzte sich auf, rieb sich das Gesicht und sagte dann: "Stimmt, das geht nicht". Minutenlang schwiegen wir in die Dunkelheit hinein. "Lass uns mal den Termin beim Frauenarzt abwarten und dann überlegen wir weiter", sagte Johannes und legte sich überzeugt von seinen Worten wieder hin. Ich dachte kurz nach und zuckte dann mit den Schultern. Eigentlich war die Idee gut.

Ende Juli war der Termin. Bis dahin hatten wir damit begonnen unsere Sachen in Kartons zu packen. Johannes hatte inzwischen der Schule und dem Vermieter in Spanien Bescheid gegeben. Ich hatte endlich die letzten Sachen aus meiner alten Wohnung aussgeräumt und eine Wohnungsanzeige inseriert. Keine ganze Woche später hatte ich einen Mieter gefunden, welcher Anfang August einziehen sollte. Damit wurde die Liste immer kürzer und immer mehr Punkte konnten wir abhaken. Auch die Wohnung in der wir im Moment noch wohnten, war besichtigt worden, doch einen neuen Mieter gab es noch nicht. Johannes hatte inziwischen sogar seinen Trainerposten beim Tennisverein gekündigt, ein Schritt von dem ich wusste, dass er ihm sehr schwer fiel. Doch wir hatten gemeinsam recherchiert und einen Tennisverein ganz in der Nähe von unserer neuen Wohnung gefunden. Sobald wir umgezogen waren, wollten wir Levi anmelden und herausfinden, ob Johannes als Trainer anfangen konnte.

Two Miles apartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt