Chapter 27

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Das Restaurant lag direkt am Strand. Wir saßen an einem Tisch auf der Terrasse. Über uns hatte der Restaurantbesitzer Lichterketten an der Pergola angebracht und machte sie an als die Sonne unter ging.

Levi und Johannes sahen mich mit dem selben verwirrten Blick an, als die Bedienung die Speisekarte brachte. Die Karte war auf portugiesisch und ohne Bilder, also las ich den Beiden die Karte vor und erklärte Johannes was das war. Levi kannte die meisten Gerichte schon, denn ich hatte oft spanisch oder brasilianisch gekocht. Johannes entschied sich für das Nationalgericht Feijoda, ein Bohneneintopf. Levi und ich nahmen Carurú, ein Gericht aus Krabben und einer scharfen Soße.

Nach dem Essen liefen wir an der Strandpromenade entlang. Man hörte Musik, Menschengerede, das rauschen des Meeres und die Autos die an der Copacabana entlang fuhren. Man roch die Essensdüfte der verschiedenen Restaurants und Imbisse, die sich mit dem salzigen Geruch des Meeres vermischten. Die Luft war feucht und kündigte Regen an. Trotzdem liefen wir Hand in Hand weiter.

„Aww schau mal wie süß! Da will glaube ich jemand einen Antrag machen", quietschte ich. Ein paar Meter weiter hatte jemand auf dem Strand mit ewigen Lichtern ein Herz gestellt. Um das Herz herum standen weitere Lichter und erleuchtete den hellen Sand. Johannes grinste mich an. Er machte sich immer ein wenig über meine Emotionalität im Bezug auf nette Gesten lustig. „Lasss uns doch mal hingehen", sagte er. Geschockt sah ich ihn an. „Das können wir doch nicht machen", erwiderte ich. „Natürlich können wir das. Da ist doch niemand", antwortete Johannes.

Er zog mich hinter sich her. Nur widerwillig ging ich mit. Johannes blieb davor stehen und sah sich um, dann grinste er Levi an und stellte sich in das Herz. „Komm auch", forderte er mich auf. Kopfschüttelnd stellte ich mich dazu. Levi blieb grinsend davor stehen. „Eyy wenn der Kerl kommt, der seiner zukünftigen einen Antrag machen will, dann sind wir erledigt", sagte ich. Auf Johannes Gesicht breitete sich ein nervöses Lächeln aus. „Der Kerl der seiner zukünftigen einen Antrag machen will ist schon längst hier", konterte er.

Sämtliches Blut in meinem Körper schoss mir in den Kopf. Mein Herz machte große Sprünge und ich riss meine Augen auf. Er meinte doch nicht-. Und dann ging Johannes vor mir auf die Knie. „Luna, meine wunderschöne Luna. Ich kann nicht in Worte fassen was du mit mir machst. Ich hab Mathe studiert. Ich kann dir einiges berechnen. Die dritte Wurzel aus 216 oder die quadratische Gleichung einer Normalparabel und was noch alles. Aber was ich nicht berechnet hab ist, dass ich mich in eine so wunderbare Frau verliebe. Eine Frau mit einem grandiosen Sohn, mit einem so tollen Charakter und einem wahnsinnigen Humor. Ich weiß, wir wollten es langsam angehen und nichts überstürzen und ich erwarte auch nicht, dass du mich nächste Woche heiratest -wir können auch noch zwei, drei oder fünf Jahre warten-, aber ich möchte, dass du weißt wie sehr ich dich liebe und dass ich mein Leben mit euch verbringen möchte. Deshalb.... Luna Valeria Díaz, möchtest du meine Frau werden?", sagte er.

In diesem Moment begann es zu regnen. Augenblicklich waren wir vollkommen durchnässt. In Johannes Augen spiegelten sich einige Tränen. Ich dagegen weinte schon wieder wie ein Schlosshund. Meine Tränen vermischten sich mit dem Regenwasser und langsam erloschen die Kerzen um uns herum. Ich ging auf die Knie und küsste ihn. „Ja, ja, ja, ich will", sagte ich zwischen jedem Kuss. Johannes stand auf, zog mich hoch und schloss mich in seine Arme. Er strahlte über das ganze Gesicht. „Levi, kommst du?", fragte er irgendwann. Ich wischte mir die Tränen weg und sah zu dem kleinen Jungen. Er trat in das Herz und hielt mir eine kleine Schachtel entgegen. Er klappte sie auf und darin befand sich ein schlichter, goldener Ring, der mit einem einzelnen Diamanten besetzt war. „Den musst du jetzt anziehen, weil du hast ja ja gesagt", sagte er. Ich lachte. Levi schob mir grinsend den Ring auf den Zeigefinger. Johannes begann zu lachen.

Um uns herum hatte sich eine Menschenmasse angesammelt, die begann zu applaudieren.

Er nahm uns erneut in die Arme und dann rannten wir Hand in Hand zurück zum Hotel. In der Lobby hinterließen wir große, nasse Tropfen und im Aufzug sogar eine große Wasserpfütze. Levi begann lauthals zu lachen, als er den Blick des Pagen bemerkte.

Nachdem wir alle frisch geduscht waren, lagen wir zu dritt auf dem Bett. Ich hatte meinen Verlobungsring nach dem Duschen auf den Ringfinger gesteckt und besah ihn nun stolz. „Sag mal Levi, wusstest du eigentlich davon?", fragte ich in die Stille hinein. Frech nickte Levi und Johannes sagte grinsend: „Ich musste ja wohl erst mal deinen Sohn um Erlaubnis bitten. Und dann haben wir heute Morgen alles zusammen vorbereitet. Ich wusste zwar, dass ich dir einen Antrag machen will, deshalb haben wir auch die schicken Sachen mitgenommen, aber ich wollte den Ring mit Levi zusammen kaufen. Und dann haben wir zusammen jemanden gesucht der die ganzen ewigen Lichter dahin gestellt hat bevor wir gekommen sind". Die Tatsache, dass er Levi sogar gefragt hatte, machte ihn nur noch perfekter.

„Hast du eigentlich was geahnt?", fragte Johannes nach einigen Minuten. Ich schüttelte den Kopf. ich hatte tatsächlich rein gar nichts geahnt. Irgendwie hatte ich mir das auch immer gewünscht, dass wenn ich einen Antrag bekommen würde, er unerwartet käme. Johannes hatte meine Vorstellungen an einen Heiratsantrag vollkommen erfüllt. Nur den Regen hatte ich mir nicht vorgestellt, aber der hatte das ganze irgendwie noch romantischer gemacht.

Ich fiel in einen tiefen und entspannten Schlaf. Auch Levi und Johannes atmeten friedlich und gleichmäßig.

Two Miles apartWo Geschichten leben. Entdecke jetzt