Ein Mann von Adel - Teil 13

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Von Anfang an hatte Manuel gewusst, dass er nicht für immer im Kloster bleiben konnte. Er wollte ja raus aus diesem langweiligen Leben, in dem es außer den Büchern und seinem Freund Bosco nichts als Arbeit und Gebete gab, die er nur zum Schein aufsagte. 

Er wollte ja Abenteuer erleben, sich in der neuen Welt mit den Wilden schlagen und endlich die nackten Mädchen sehen, von denen alle sprachen. Aber noch erschien es ihm zu früh. Sie waren doch erst siebzehn Jahre alt und überhaupt, wie sollten sie die Reise dort hin bezahlen? Sie besaßen doch nichts! Wie sollten sie dort hingelangen?

Eigentlich hatte er geglaubt, dass Bosco sich wieder beruhigen und dass sie noch einmal darüber reden würden. Aber nach ihrem Streit blieb er verschwunden. Als er auch am Tag darauf nicht zur Arbeit kam, wurde ihm klar, dass er sich auf den Weg zu den westindischen Inseln gemacht hatte. Er überlegte hin und her und dachte sogar daran, für immer im Kloster zu bleiben.

Aber den Ausschlag gaben am Ende die Mönche selbst. Am Tag beteten sie und flehten Gott um Vergebung für ihre Sünden an und in der Nacht bebockten sie sich gegenseitig. Was sie da in der Nacht in ihren Betten trieben, wäre ihm egal gewesen, wenn sie nicht am Tag ständig Keuschheit und Enthaltsamkeit gepredigt hätten.

Es war diese Bigotterie, die ihn so sehr abstieß. Diese Verlogenheit wollte er auf gar keinen Fall für immer ertragen. Aus diesem Grund hatte er ein paar Tage nach Bosco das Kloster ebenfalls heimlich verlassen und sich auf den Weg nach Sevilla gemacht. Dort wollte er ein Schiff besteigen und zu den Inseln fahren, auf denen die jungen Mädchen nackt herumliefen.

Wie er die Überfahrt bezahlen sollte, wusste er nicht. Aber irgendetwas würde sich ganz bestimmt ergeben. Bosco hatte recht. Er musste es zumindest versuchen. Sonst war er für immer ein Gefangener hinter den Mauern des Klosters.

Vielleicht würde er Bosco ja noch einholen, vielleicht würde er ihn in der Neuen Welt wieder treffen. Dann wollte er ihm reinen Wein einschenken und ihm alles erzählen. Warum hatte er ihn nur angelogen und ihm nicht vertraut? Wenn er doch nur die Zeit zurückdrehen und alles ändern könnte! Dann wäre er jetzt nicht allein unterwegs in die Neue Welt.

„Gott zum Gruße, Bruder", hörte er hinter sich die Stimme eines Mannes. Für einen Augenblick war er erschrocken, weil er so sehr in seinen Gedanken versunken war. Doch schnell fasste er sich, setzte ein freundliches Lächeln auf und drehte sich um.

„In Ewigkeit Amen!", rief er dem fremden Mann zu und trat zur Seite, sodass sein Gespann passieren konnte. Der Mann zügelte seine Pferde so, dass sein Wagen genau neben dem Mönch zum Stehen kam, nahm seine Mütze ab und rückte auf seinem Bock zur Seite.

„Darf ich euch ein Stück mitnehmen? Ich bin Eduardo aus Burujón."

„Sehr gern, Eduardo! Ich bin Bruder Manuel aus El Burgo Ranero."

Eduardo riss erstaunt die Augen auf. „Liegt das nicht in der Nähe von León? Da seid ihr aber schon sehr lange unterwegs!"

Bruder Manuel lächelte ihn offen an. „Zeit spielt für mich keine Rolle, denn ich bin im Auftrag des Herrn unterwegs."

Geduldig hatte Eduardo gewartet, bis der Mönch neben ihm sicher auf dem Bock saß. Erst jetzt schnalzte er mit der Zunge und ließ die Pferde weiter gehen.

„Wollt ihr mir von eurem Auftrag erzählen?", fragte Eduardo und hoffte auf ein schönes Gespräch auf seinem einsamen Weg.

„Mein Abt hat mich in die neue Welt gesandt. Ich soll dort ein Kloster errichten und den Wilden die Heilige Schrift nahe bringen."

„Ist so ein neues Kloster nicht furchtbar teuer? Ihr seht nicht gerade so aus, als hättet ihr große Schätze unter eurer Kutte verborgen." Eduardo lachte ein wenig verlegen über seine eigene Frechheit. Es ging ihn schließlich gar nichts an, was dieser groß gewachsene, hagere, junge Mönch unter seiner Kutte verbarg. Doch Manuel nahm es nicht krumm.

Der letzte JaguarkriegerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt