Wie man Götter tötet - Teil 27

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Für Cortés war es an der Zeit dem dicken Häuptling die Daumenschrauben anzulegen. Mit einem charmanten Lächeln saß er ihm am Boden gegenüber und sah ihm direkt in die Augen.

„Nur wenn wir zwei so fest zusammenhalten und zueinander stehen wie Brüder, kannst du dich dauerhaft aus der Knechtschaft der Azteken befreien!", sagte er zu ihm und hielt ihn mit seinem Blick fest.

Das sah der dicke Häuptling sofort ein. Er wollte sich gern noch fester an die Spanier binden. Denn das Schlimmste, was ihm passieren konnte, wäre ein Abzug dieser Männer. Deshalb nickte er aufgeregt und war sofort einverstanden, als Cortés sich einen Vertrag von Martín reichen ließ. Er hätte diesem Vertrag auch dann zugestimmt, wenn Martín ihn nicht gemeinsam mit Malinche übersetzt hätte. Doch das wollte Cortés nicht. Er sollte ganz genau verstehen, was in dem Vertrag stand und so hörte der Dicke aufmerksam zu.

Von nun an waren die Totonaken Untertanen von König Carlos I. in Spanien. Sie waren aber nicht nur seine Untertanen, sie hatten auch Anspruch auf seinen Schutz. Cortés versprach alles in seiner Macht Stehende zur Verteidigung der Totonaken zu tun, sollten sich die Azteken jemals wieder hier an der Küste, in ihrem kleinen Reich sehen lassen.

Das fand der dicke Häuptling großartig und Martín konnte sehen, wie eine gewaltige Last von ihm abfiel. Die Anspannung wich aus seinem Gesicht und ein ganz kleines Lächeln zeigte sich auf seinen Lippen.

Nach dem Cortés zu Ende gelesen und Malinche die Worte übersetzt hatte, war der dicke Häuptling sehr erstaunt darüber, dass in dem Vertrag nur von Freundschaft und Schutz die Rede war, aber kein einziges Mal das Wort Tribut darin vorkam. Damit hatte er nicht gerechnet. So etwas gab es in seiner Welt nicht! Konnte das wirklich wahr sein? 

Schnell fragte er noch einmal nach und erneut bestätigte Cortés ihm, dass die Spanier keinen Tribut von den Totonaken forderten. Erst jetzt entspannte sich der dicke Häuptling vollkommen und ein Lächeln breitete sich auf seinem runden Gesicht aus. Doch Cortés ließ ihm nicht viel Zeit, sich zu wundern.

„Du solltest den Vertrag von deinen Leuten in deiner Schrift abschreiben lassen. Am besten wäre es, wenn sie ihn gleich mehrfach anfertigen. Dann sollten Boten diesen Vertrag in jedes Dorf tragen und ihn dort verlesen, sodass alle Totonaken davon erfahren."

Noch während Malinche die Worte von Cortés übersetzte, nickte der dicke Häuptling heftig und gab sofort den Befehl, den Vertrag in seinem gesamten Reich bekannt zu machen.

Als die Leute von diesem Vertrag hörten, waren sie wie vor den Kopf geschlagen. Sie waren wirklich frei! Sie brauchten keine Tribute mehr an die Azteken zahlen. Aber wer hatte jemals von einem solchen Vertrag gehört?

Die Spanier hatten sich als wahre Freunde erwiesen. Sie boten ihnen Schutz und sie verlangten nichts dafür. Als den Menschen klar wurde, wie viel Glück sie mit ihren neuen Freunden hatten, feierten sie gleich mehrere Tage mit ihnen und überhäuften sie mit Geschenken.

Weil die Spanier keine Bauern waren und kein eigenes Land besaßen, versorgten die Totonaken sie natürlich auch mit Nahrung. Das war für sie selbstverständlich. Cortés musste sie nicht ein einziges Mal darum bitten, ihnen Nahrung zu liefern.

Doch den Totonaken war auch klar, dass die Azteken das nicht so ohne weiteres hinnehmen würden. Irgendwann würden sie mit der geballten Macht ihrer Armee zurückkommen. Aus diesem Grund kam der dicke Häuptling eines Tages von ganz allein mit dem Vorschlag zu Cortés, eine starke Truppe von etwa 500 Männern aufzustellen, die an der Seite der Spanier stehen sollte. Cortés sollte über diese Männer verfügen und sie so einsetzen, wie er es für richtig hielt. Nur so glaubte er, dass die Totonaken ihrem Schicksal entgehen könnten.

Doch Cortés war noch nicht fertig mit ihnen. Jetzt holte er zu seinem schlimmsten Schlag aus.

„Von nun an sind die Totonaken Untertanen von König Carlos I. in Spanien. Deshalb müsst ihr sofort den einzig wahren Glauben annehmen und Jesus Christus anbeten!"

Der letzte JaguarkriegerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt