Reichtum - Teil 66

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In der Nähe von Chapultepec hatte Blaue Eidechse ein relativ großes Stück Land erworben. Cortés hatte es ihm für sein Schießpulver gegeben. Er war noch nie dort gewesen und begab sich jetzt zum ersten Mal auf seinen Besitz. Begleitet wurde er von Coyote, Martín, Bosco und Nkobe.

Nach langen Gesprächen hatte der schwarze Mann festgestellt, dass Martín und Bosco keine von diesen Spaniern waren, die er so sehr verabscheute. Sie unterschieden sich wohltuend von denen, die in ihm nichts weiter als einen Sklaven oder eine Ware sahen. Deshalb hatte er sich entschlossen, mitzukommen und wollte sich den Besitz seines Freundes ansehen.

Im Grunde war er ja selbst die treibende Kraft gewesen, die es Blaue Eidechse ermöglichte, dieses Stück Land zu erwerben. Jetzt war er neugierig und wollte es sehen.

Schon den ganzen Tag wanderten sie über das Land und es war so ganz anders, als noch vor Monaten, im Krieg. Damals musste Martín immer voll bewaffnet, in seiner Rüstung marschieren und er war immer von der gesamten Armee umgeben. Oft war er auch an ganz normalen Tagen furchtbar erschöpft von den langen Fußmärschen.

Gerieten sie dann auch noch in schwere Kämpfe, fiel er in den wenigen Ruhepausen in einen fast bewusstlosen Schlaf. Oft stank er wie ein Ziegenbock, weil sie sich wochenlang nicht waschen konnten.

Diese Reise im Frieden unterschied sich komplett von allen vorherigen Reisen in diesem Land. Martín hatte seine Rüstung abgelegt und trug Stiefel, eine lange schwarze Hose aus Rindsleder, ein weites, luftiges, weißes Hemd und einen Hut aus Bast, gegen die Sonne. Diese Hüte wurden hier im Hochland jetzt immer beliebter.

Einst hatte Cortés einen Hut getragen und war damit sehr aufgefallen, weil kein Indianer je zuvor so ein Ding gesehen hatte. Weil die Menschen ihn aber so sehr verehrten, wollten sie sich so kleiden wie er und das einfachste war ein Hut aus Bast. Den konnte jeder selbst herstellen, denn er unterschied sich nur wenig von einem Korb.

Der Hut von Cortés bestand damals aus Filz und er hatte nur eine sehr kleine Krempe. Die einfachen Hüte des Volkes wurden mit der Zeit aber immer größer, denn schnell hatten die Leute erkannt, dass man damit den ganzen Tag in der Sonne herum laufen und sich doch im Schatten aufhalten konnte.

Weil Schatten im Spanischen Sombra heißt, nannten sie ihre Hüte Sombrero. Dieser spanische Name und die Form dieses Hutes verbreiteten sich in Windeseile rund um die Hauptstadt. Genau so einen Hut trug jetzt Martín und er fühlte sich sehr wohl damit. Endlich konnte er einmal ohne seine schwere Rüstung ausschreiten und die Sonne briet ihm nicht das Gehirn.

Coyote und Blaue Eidechse waren ganz ähnlich gekleidet, wie Martín. Nur trugen die beiden kein Schwert an ihrer Hüfte. Seit kurzem war es nur noch den Spaniern und den Tlaxcalteken erlaubt, Waffen zu tragen. Alle anderen Indianer mussten unbewaffnet gehen. Damit wollte Cortés die Ordnung im Land wieder herstellen.

Seit die Azteken nicht mehr ihre Gesetze mit Gewalt durch setzten, war eine Welle des Verbrechens über das Land geschwappt. Besonders die Städte waren davon betroffen. Hier gab es besonders in der Nacht Mord und Totschlag. 

Trotz des Verbots eine Waffe zu tragen, war Coyote nicht unbewaffnet. Er hatte seine Schleuder dabei und ein paar Steine in der Tasche. Außerdem besaß er einen langen Wanderstock aus Hartholz, der oben in einer kleinen Kugel auslief. Damit konnte er sich sehr gut verteidigen, wenn es darauf ankam.

Nkobe trug einen ähnlichen Stock, nur war seiner sehr viel kürzer und dünner. Die Kugel am oberen Ende lag gut in seiner Hand und er benutzte seinen Stock hin und wieder als Spazierstock. Doch meistens hatte er ihn in der Mitte gepackt.

Blaue Eidechse trug nur einen Dolch aus Toledo unter seiner Kleidung. Offen durfte er selbst diese kleine Waffe nicht tragen. Er fand das ungerecht, denn er war es doch gewesen, der Cortés mit seinem Schießpulver zum Sieg über die Azteken verholfen hatte und jetzt durfte er noch nicht einmal eine Waffe tragen.

Der letzte JaguarkriegerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt