Während alle anderen Krieger sich bereits mit den Spaniern schlugen, mussten die Läufer die Armee mit Befehlen aus dem Palast des Großen Sprechers versorgen und so die Angriffe koordinieren. Coyote war in Panik! Er wollte kämpfen und sich einen Gefangenen schnappen! Doch anstatt zu kämpfen, rannte er mit seinen Befehlen durch den Süden der dunklen Stadt bis zu dem Damm, der nach Coyoacán führte.
Dort wartete der größte Teil der Armee sehnsüchtig auf die Spanier, aber so wie es aussah, spielten sich die schweren Kämpfe allesamt weiter nördlich in der Stadt ab. Trotzdem mussten die Krieger hier ihre Stellung halten und konnten nicht in die Schlacht eingreifen. So schnell er nur konnte, übergab er seine Amatl Rolle an den befehlshabenden Adler und rannte zurück in den heiligen Bezirk.
Schon glaubte er, dass er nicht mehr in die Kämpfe eingreifen könnte, aber dann war der Palast des Großen Sprechers leer. Sogar der Getrocknete Kot hatte es nicht länger ausgehalten und führte die Angriffe jetzt selbst. Endlich! Jetzt konnte sich auch Coyote in den Kampf stürzen.
Vor der Tür des Palastes stand Korallenschlange.
„Wo warst du denn so lange? Wolltest du dir den Spaß entgehen lassen?", fragte er, grinste Coyote an und der grinste zurück. Korallenschlange reichte ihm das kurze Obsidianschwert, welches einst dem Bär aus den Bergen gehörte und gemeinsam rannten sie durch die stockdunkle Stadt.
Immer näher kamen sie dem Lärm der Kämpfe. Vermutlich waren sie nur noch wenige Straßen davon entfernt, denn die Kanonen waren deutlich zu hören. Dort waren anscheinend viele Spanier zwischen zwei Barrikaden eingeschlossen, denn sie blieben an Ort und Stelle und bewegten sich nicht weiter.
Wahrscheinlich brannten dort gleich mehrere Häuser. Die Flammen loderten so hoch hinauf in den Himmel, dass die beiden Krieger jetzt ein wenig mehr sehen konnten. In einer menschenleeren Straße liefen sie an einem Kanal entlang und wollten über die nächste Brücke, als auf der gegenüber liegenden Seite des Kanals eine Tür aufgestoßen wurde.
Zwei Spanier stürzten heraus und so wie es aussah, wollten sie in Panik fliehen, denn hinter ihnen, im Innern des Hauses, wurde Mann gegen Mann gekämpft. Doch auf dieser Seite des Hauses gab es keine Straße, hier lag der Kanal. Hier legte der Besitzer des Hauses mit dem Boot an. Aber ein Boot war nirgends zu sehen.
Aus dem Innern des Hauses waren Kampfgeräusche und Todesschreie zu hören. Mit vor Entsetzen geweiteten Augen standen die beiden Spanier auf dem kleinen Steg und wussten nicht weiter. Zurück in das Haus konnten sie nicht, denn dort drinnen wurde immer heftiger gekämpft, dort erwartete sie nur der Tod.
Sofort hatte Coyote seine Schleuder vom Gürtel gerissen und wollte den beiden ein paar Steine hinüberschicken, doch Korallenschlange legte ihm die Hand auf den Arm.
„Nein! Lass es sein! Vielleicht haben wir ja Glück. Vielleicht springen sie ja ins Wasser und versuchen zu entkommen. Dann können wir sie ergreifen", flüsterte Korallenschlange. Coyote ließ die Hand mit der Schleuder sinken und grinste. Vollkommen still verhielten sie sich und versteckten sich in der Dunkelheit.
Auf der anderen Seite des Kanals wurde noch immer im Inneren des Hauses gekämpft und die Kampfgeräusche wurden lauter. So wie es aussah, drangen von der Straße immer mehr Krieger in das Haus ein und kämpften die Spanier im Innern nieder. In Panik sprangen die zwei in Eisen gekleideten Männer ins Wasser.
Gleich darauf hechteten Korallenschlange und Coyote ihnen hinterher. Nur einer der beiden Spanier konnte sich mit seiner schweren Rüstung an der Oberfläche halten. Seinen Schild und sein Schwert hatte er sofort losgelassen. Jetzt strampelte er wie wild mit Armen und Beinen und versuchte verzweifelt das andere Ufer zu erreichen. Immer wieder ging er unter, aber er kam auch immer wieder hoch und schnappte jedes Mal panisch nach Luft.
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Der letzte Jaguarkrieger
Ficción históricaBevor die Spanier Mittelamerika betraten, waren die Azteken die beherrschende Macht auf dem Kontinent. Niemand konnte ihnen das Wasser reichen. Doch ihre Macht beruhte auf Gewalt und Terror. Die unterworfenen und geknechteten Völker warteten sehnsüc...