Die verborgene Tür - Teil 44

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Sofort berichteten die Männer Cortés von dieser geheimnisvollen Tür und der ließ sie aufbrechen.

Schon oft auf ihrer Reise hatten die Männer sprachlos vor vielen Wundern gestanden. Aber hier blieb allen die Luft weg. 

Hier lagen all die Schätze zu Bergen aufgetürmt, die der Vater von Moctezuma in seinem Leben angesammelt hatte. Als Moctezuma den Thron bestieg, hatte er sich einen neuen Palast bauen und diesen Raum verschließen lassen. Keiner der Spanier konnte nachvollziehen, warum er das getan hatte. Doch der Grund war den Männern auch egal.

Sie standen staunend vor diesem unfassbar großen Schatz aus Gold, Silber, Edelsteinen, Jade und Perlen und glaubten zu träumen. Zuerst wollten die Offiziere den Raum sofort wieder verschließen, damit die Männer bei diesem Anblick nicht vollkommen den Verstand verloren, doch Cortés entschied sich dagegen.

Er ließ die Männer in kleinen Gruppen holen und zeigte einem nach dem anderen diesen Raum. Jeder Soldat bekam genug Zeit, sich hier umzusehen. Weil dieser Raum kein Fenster und noch nicht einmal eine Dachluke besaß, stand Martín die ganze Zeit mit einer Fackel in der Hand dort und konnte die Habgier im Blick eines jeden sehen. Ihm war klar, was Cortés mit diesem Schritt beabsichtigte.

Er wollte den Männern ein Ziel geben, für das es sich zu kämpfen lohnte. Ganz sicher würde er schon bald eine Entscheidung treffen. Aber wie sollten sie mit diesem Schatz aus der Stadt fliehen? Wie sollte das gehen?

Dieser Schatz war viel zu groß, als dass sie unbemerkt damit verschwinden konnten. Das ganze Zeug wog etwa zehnmal so viel wie ihre fünf Kanonen. Was hatte er also vor?

Mit großem Interesse sah Martín zu, wie die Männer sich berieten und wie sie alle zusammen ganz aufgeregt zu Cortés kamen. Pedro de Alvarado schickten sie vor, als ihren Sprecher.

„Wir sollten Moctezuma als Geisel nehmen. Nur mit ihm als Faustpfand haben wir eine Chance, zusammen mit diesem Schatz die Stadt zu verlassen", meinte Pedro und sah dabei doch so unsicher aus, wie nie zuvor. Anscheinend glaubte er selbst nicht an seine eigenen Worte. 

Einen Moment lang tat Cortés so, als würde er darüber nachdenken. Dann zog er einen Brief unter seinem Wams hervor. Die Tlaxcalteken hatten ihn heimlich von der Küste hier her gebracht.

„Meine Herren, ich denke ganz genau wie ihr alle. Wir sollten Moctezuma sofort gefangen nehmen. Aber es nützt uns nichts, wenn wir mit Gold beladen aus der Stadt flüchten. Wir würden es niemals aus diesem Land heraus schaffen. Denn die Azteken haben unseren Außenposten in Veracruz angegriffen. Mehrere Männer und das Pferd von Escalante sind tot und die Totonaken haben so große Angst vor den Azteken, dass sie unsere Leute nicht länger mit Nahrung versorgen. Je länger wir warten, umso gefährlicher wird es für uns alle. Aus diesem Grund sollten wir Moctezuma sofort gefangen nehmen."

Er ließ seine Worte wirken und schaute in die Runde. Einige Männer waren blass geworden, denn jeder wusste, was das bedeutete. Die Azteken spielten falsch! Hier zeigten sie ihnen ein freundliches Gesicht und in Veracruz brachten sie ihre Leute um. Die Tlaxcalteken hatten recht! Sie konnten diesen falschen Schlangen nicht trauen!

Vollkommen ungerührt schaute Cortés in die Runde.

„Wenn wir uns heimlich davon machen, dann haben wir nicht nur die Azteken am Hals, sondern auch alle anderen Völker. Dann müssen sich unsere Leute an der Küste auch gegen die Totonaken wehren. Denn die werden nicht zögern uns in den Rücken zu fallen, um sich bei den Azteken wieder beliebt zu machen. Auch die Tlaxcalteken werden über uns herfallen, wenn wir versuchen zu verschwinden. Dann war alles umsonst."

Martín hatte das Gefühl, einem Puppenspieler zuzusehen, der seine Figuren tanzen ließ. Es war unglaublich. Die Männer hingen an seinen Lippen und es war vollkommen egal, wie er sich entscheiden würde. Sie würden jeden seiner Befehle ausführen. Er hatte sie vollkommen in der Hand. Cortés baute sich vor ihnen auf und Martín glaubte ein ganz kleines Lächeln in seinem Gesicht zu sehen. 

Der letzte JaguarkriegerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt