Die Verschwörer - Teil 68

27 5 51
                                    

Blaue Eidechse hatte sich gerade wieder von den Schlägen und Tritten erholt, als Nkobe sich eines Nachts nach Mexico Ciudad schlich und an ihre Tür klopfte. Martín ließ ihn herein und sah sofort, dass etwas nicht stimmte. Der schwarze Mann war vollkommen aufgelöst.

Er führte ihn in den großen Saal und sagte einem ihrer Dienstmädchen, dass sie ihrem Gast etwas zu essen aus der Küche holen solle. Nachdem Nkobe sich gestärkt hatte, erzählte er von der Katastrophe, die über Xochimilco hereingebrochen war. Er berichtete, wie die Spanier sich dort benahmen und wie schamlos sie sich bereicherten.

Obendrein lebte jetzt auch noch ein katholischer Priester in Xochimilco, der ihr Leben anscheinend vollkommen umkrempeln wollte. Dieser Priester brachte den Kindern Spanisch bei, nur um sie danach mit seiner Religion zu füttern. Er hatte die Leute gezwungen, eine Kirche zu bauen. Hinter jedem Ritual und jeder Feier vermutete er einen Teufelskult und Blasphemie. Es war jetzt gefährlich, etwas gegen den Gott der Spanier zu sagen, denn ein Gefängnis hatte man dort auch schon errichtet.

Coyote, Blaue Eidechse und Martín hörten fassungslos zu, aber Nkobe hatte ihnen das Schlimmste noch gar nicht erzählt.

„Die beiden Söhne des neuen Patróns haben Mildes Chili vergewaltigt und sie fast tot geprügelt."

Coyote sprang auf, griff sich seinen Wanderstock, der eigentlich eine Kriegskeule war und schlug damit auf den nächst besten teuren Stuhl aus Frankreich ein. Der Stuhl zerbrach und Coyote schüttelte seine Waffe voller Wut.

„Ich werde diese Mistkerle umbringen! Die können nicht einfach machen, was sie wollen!", schrie er, hieb mit seiner Keule durch die Luft und sah Blaue Eidechse an. „Erst haben sie dich blutig geschlagen und jetzt dieser Angriff auf Mildes Chili! Ich werde das nicht länger zulassen! Ich bringe diese Kerle um!"

Martín sah seine Wut und konnte ihn gut verstehen. Er wollte genau das Gleiche, aber er war sich auch darüber im Klaren, dass sie keinen Krieg anfangen konnten. Einen solchen Krieg konnten sie nicht gewinnen. Er versuchte seine Gedanken zu ordnen, denn ihm schwebte da etwas vor, was er selbst noch nicht so richtig beschreiben konnte.

„Wenn du diese Kerle umbringen willst, dann bin ich an deiner Seite, Bruder. Wir reißen ihnen das Herz heraus, hacken sie in Stücke und essen ihre warme Leber. Aber ich glaube nicht, dass es etwas ändern würde. Es würden andere Spanier nach Xochimilco kommen, die dort ganz genauso weiter machen. Wir müssen uns etwas anderes einfallen lassen. Vielleicht wäre es besser, wenn wir Angst und Schrecken unter ihnen verbreiten", sagte Martín und Nkobe nickte heftig.

Er fand die Idee großartig. In seiner Kindheit war ein Zauberer mit einer schrecklichen Maske in ihr Dorf gekommen und hatte den Kindern große Angst gemacht. Er konnte sich nicht mehr erinnern, was der Zauberer genau von ihnen wollte, aber an sein eigenes Verhalten und an das Verhalten seiner Freunde konnte er sich noch gut erinnern.

Nach dem dieser Mann Angst und Schrecken unter den Kindern verbreitet hatte, waren sie alle wie ausgewechselt. Keiner seiner Freunde erlaubte sich nach dem Besuch des Zauberers auch nur den kleinsten Verstoß gegen die Regeln der Erwachsenen. So ähnlich müssten sie es jetzt auch anstellen.

Martín schritt langsam hin und her und dachte nach.

„Die Spanier behaupten immer, dass sie sich vor nichts und niemandem fürchten. Nur ihren eigenen Gott fürchten sie und darauf sind sie auch noch stolz. Wir sollten sie Furcht vor unserem eigenen Gott lehren!"

In diesem Moment griff Martín in eine Kiste, hielt etwas hinter seinem Rücken und grinste seine Freunde entschlossen an. Dann holte er aus und krachte mit voller Wucht einen Schädel aus massivem Silber auf den Tisch. Sein Grinsen wurde noch breiter, als er die schockierten Gesichter seiner Freunde sah. Dieser silberne Totenschädel war potthässlich! Er sah zum Fürchten aus, denn er hatte schrecklich lange Raubtierzähne. 

Der letzte JaguarkriegerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt