Das Geheimnis des Goldes - Teil 32

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Auch nach diesem nächtlichen Angriff wollte Cortés den Tlaxcalteken ein Friedensangebot schicken. Aber Malinche machte in ihrer Übersetzung daraus erneut ein Ultimatum. Sie drohte den Tlaxcalteken die aller schlimmsten Strafen an, wenn sie nicht innerhalb von zwei Tagen zu Verhandlungen erscheinen sollten.

Auch dieses Mal wollte Hummel der Jüngere von Verhandlungen nichts wissen, aber sein Vater, Hummel der Ältere, sprach sich für Verhandlungen aus und alle anderen Heerführer stimmten ihm zu. Alle zusammen setzten sie dem jungen Hitzkopf so sehr zu, dass er sich geschlagen geben musste, denn sie drohten damit, ihm alle Titel und alle Federn zu entziehen und so beugte er sich zähneknirschend, aber leider nur zum Schein.

In Wahrheit schickte er den Spaniern Unterhändler, die sie ausspionieren sollten. Es waren mehr als 20 Männer und alle benahmen sich sehr neugierig im Lager ihrer Feinde. Sie schauten sich alles ganz genau an und das fiel den Totonaken auf. 

„Das sind Spione", flüsterte einer der Totonaken leise Malinche zu. „Schau sie dir an, Schwester! Sie haben ihre Augen überall! Schau wie sie mit einander tuscheln und wie sie unsere Verletzten zählen."

Malinche nickte, ihre Gedanken rasten. Sie wusste, dass sie handeln musste und wandte sich an Leon und seine Männer.

„Nehmt diese Kerle fest!", befahl sie ihm voller Überzeugung und ohne jedes Zögern in ihrer Stimme.

Leon war einer der höchsten Adligen auf diesem Feldzug. Niemals hätte er in der Heimat einen Befehl von einer Frau hingenommen. Doch Malinche hatte Schulter an Schulter mit ihnen gekämpft und einem der ihren das Leben gerettet. In der schlimmsten Not war sie es, die den Männern Halt gab und sie wieder aufrichtete, wenn sie verzweifelt waren. So stellte er ihr keine Fragen, nickte seinen Männern zu. Die zogen blank und nahmen die Unterhändler einfach fest.

Ohne jeden Widerstand ließen sie sich von den Totonaken fesseln. Kaum war das erledigt, schleiften die Totonaken sie vor das Zelt von Cortés. Dort traten sie ihnen in die Kniekehlen und brachten sie zu Fall. Dabei waren sie nicht zimperlich und ließen auch ihre Fäuste fliegen.

„Was ist das für ein Lärm da draußen?", wunderte sich Cortés und trat vor sein Zelt.

„Spione", antwortete Malinche und wies auf die Gefangenen. „Sie haben uns belogen. Sie kamen nicht, um zu verhandeln. Stattdessen haben sie alles genau ausgekundschaftet."

Cortés fuhr vor Wut fast aus der Haut.

„Wer hat euch gesagt, dass ihr hier spionieren sollt? Das ist doch nicht auf eurem Mist gewachsen!", fuhr er die Männer an und zum ersten Mal half Martín bei der Übersetzung, denn einen solchen Ausspruch gab es nicht in ihrer Sprache.

Ganz offen antwortete ein junger Krieger. „Hummel der Jüngere hat es uns befohlen."

Mit Bedauern schaute Martín auf diesen Mann. Er wollte jetzt nicht in dessen Haut stecken, denn es war Cortés anzusehen, wie wütend er war. Die Ader an seinem Hals war angeschwollen und pochte wild. Noch immer in Rage wandte er sich an einen seiner Soldaten. "Hole den kleinen Tisch aus dem Zelt!"

Der Mann tat, was ihm befohlen wurde, stellte den kleinen Tisch vor dem Zelt ab und schaute Cortés erwartungsvoll an.

„Jetzt nimmst du dein kleines Beil und dann hackst allen die Daumen ab!"

Leons Männer grinsten und zerrten den ersten Gefangenen zu dem kleinen Eichentisch. Dort legten sie seine Hand flach auf die Tischplatte aus Eiche. 

Der Soldat zielte gut, schlug zu und sah wie das Blut spritzte. Einen Daumen nach dem anderen brachten seine Kameraden in Position. Die gefangenen Tlaxcalteken heulten und schrien, aber es half ihnen nichts. Erbarmungslos schlug der Mann mit dem Beil zu und ein Daumen nach dem anderen fiel zu Boden. 

Der letzte JaguarkriegerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt