Selbst in dieser verzweifelten Lage wollte der Herabstürzende Adler nicht aufgeben. Er rief seine Krieger noch einmal zu einem großen Angriff zusammen und in der Nacht fielen sie über die Spanier her. An einer dünn besetzten Stelle in der Frontlinie brachen die Krieger durch und rannten dort hin, wo sie den Herren von Malinche vermuteten. Rund um sein Lager waren die Kämpfe am heftigsten, doch Cortés war bereits bei den Pferden und führte den Gegenangriff.
Mit eingelegten Lanzen griffen die Spanier in ihrer Formation mit mehr als 100 Pferden an und trieben die Azteken im Galopp vor sich her. Das gab den spanischen Fußtruppen die Gelegenheit ihre Reihen zu schließen. Nach kurzer Zeit hatten die Spanier die aztekischen Truppen wieder in die Stadt hinein gedrängt. Doch auch in der Stadt gingen die Kämpfe weiter, denn die Tlaxcalteken und ihre indianischen Hilfstruppen ließen nicht locker. Sie verfolgten ihre Feinde durch die stockdunkle Nacht bis auf deren Territorium.
Weil seine Verletzungen schon fast wieder verheilt waren, wollte Coyote diesen Angriff unbedingt mitmachen. Doch schon wieder befanden sie sich auf der Flucht. So war das jedes Mal! Auf jeden Angriff folgte der Rückzug! Nie schafften sie einen Durchbruch bis auf das Festland.
Mit seinem blutigen Schwert in der Hand versuchte Coyote den Tlaxcalteken zu entkommen und rannte so schnell er konnte wieder in die Stadt hinein. Gedeckt von der Schwärze der Nacht versteckte er sich gemeinsam mit ein paar wenigen Kriegern und ein paar abgemagerten Jungs im dunklen Schatten eines Hauseingangs und versuchte seinen rasselnden Atem in den Griff zu bekommen.
Diese Jungs hatten ganz sicher noch keine 12 große Sonnen gesehen. Sie waren noch Kinder und ihre Ausbildung im jungen Mais hatte noch nicht einmal begonnen. Trotzdem kämpften sie tapfer Seite an Seite mit den Kriegern. Sogar eine Frau hatte Coyote auf ihrem Rückzug im Licht der Sterne erkannt.
Genau wie die Krieger trug auch sie ein Obsidianschwert, aber keinen Schild. Es blieb ihm keine Zeit, sich über den Mut dieser Frau zu wundern. Schon sahen sie die Feinde, wie sie im Licht der Sterne über die Brücke stürmten. Plötzlich sprangen die Azteken aus dem dunklen Schatten ihres Verstecks heraus und hieben auf ihre Verfolger ein.
Irgendetwas traf Coyote hart an der Brust, aber er beachtete es gar nicht und schlug mit seinem Schwert aus Stahl auf die Feinde ein. Ein Schwall Blut traf ihn mitten im Gesicht und lief ihm ins Auge und über die Lippen. Schreie ertönten und direkt neben ihm wälzten sich zwei Männer am Boden. Überall wurde gekämpft und Coyote konnte sehen, wie die Frau neben ihm getroffen wurde. Taumelnd stolperte sie und fiel kopfüber in den Kanal. Waffen trafen aufeinander und drangen durch Fleisch und Knochen. Überall schrien verletzte Männer. Plötzlich wurde Coyote von einem schattenhaften Krieger angegriffen.
Mit aller Gewalt schlug der Kerl auf ihn ein. Coyote ahnte die Schläge in der Dunkelheit mehr, als dass er sie sah und er hatte Glück, dass er sie mit seinem Schwert abfangen konnte. Als er selbst angriff, geriet er ins Stolpern, weil er auf eine Leiche trat. Doch auch sein Gegner hatte Probleme. Er rutschte in einer riesigen Blutlache aus, landete auf dem Rücken und noch bevor er sich wieder vom Boden erheben konnte, verpasste Coyote ihm einen gewaltigen Tritt gegen den Kopf.
Gleich mehrere Zähne spuckte der Mann aus und wollte sich benommen auf allen Vieren wegdrehen, aber Coyote schlug ihm ein zweites Mal mit dem Fuß und mit aller Gewalt gegen den Kopf. Sein Kiefer brach mit einem schauerlichen Geräusch und der Mann ging erneut zu Boden.
In diesem Moment wurde er von hinten gepackt. Jemand hatte ihm den Arm um den Hals gelegt und versuchte ihm die Luft abzudrücken. Die Wut füllte ihn vollkommen aus. Sie unterdrückte seine Angst. Adrenalin schoss durch seinen Körper und mit aller Kraft riss er an dem Arm an seinem Hals, konnte sich aber nicht befreien.
![](https://img.wattpad.com/cover/312094179-288-k180103.jpg)
DU LIEST GERADE
Der letzte Jaguarkrieger
Fiksi SejarahBevor die Spanier Mittelamerika betraten, waren die Azteken die beherrschende Macht auf dem Kontinent. Niemand konnte ihnen das Wasser reichen. Doch ihre Macht beruhte auf Gewalt und Terror. Die unterworfenen und geknechteten Völker warteten sehnsüc...