Pedro de Alvarado - Teil 14

63 6 65
                                    

Noch immer stand Martín unter dem dünnen Wasserstrahl.

„Das war wohl ein langer Tag in Las Indias?", sprach ihn ein junger Mann mit einem verschmitzten Lächeln von der Seite an. Der ehemalige Mönch ließ sich das Wasser über den kahl geschorenen Kopf und über seine Kleider laufen und nickte.
„Ja, das stimmt! Es war ein sehr langer und vor allem ein sehr erfolgloser Tag!"

„Wenn ihr morgen erneut eure Zeit auf der Bank im Flur vertrödeln wollt, dann könnt ihr das gerne tun, aber ich sage euch, es wird euch nichts nützen. Es ist vollkommen sinnlos, Fonseca um irgendetwas zu bitten. Der kneift seinen Arsch immer ganz fest zu, wenn jemand mit einem Empfehlungsschreiben vor seiner Tür sitzt. Selbst in einhundert Jahren würdet ihr von diesem Bischof noch nicht einmal ein freundliches Wort geschenkt bekommen, denn er ist der geizigste, bösartigste und dümmste Mensch auf dem gesamten Erdkreis."

Der Mann lachte und streckte ihm die Hand entgegen. In Spanien war es eigentlich üblich, jemanden mit einem Kopfnicken oder einer Umarmung zu begrüßen. Aber Martín kannte diese Sitte aus den deutschen Landen. Als kleiner Junge war er mit seinem Vater einmal mit dem Pferdegespann durch Frankreich, bis nach Lübeck gefahren und er hatte gesehen, dass die Deutschen sich alle auf diese Weise begrüßten. Also nahm er die Hand und schüttelte sie.

„Ich bin Pedro de Alvarado aus Badajoz", sagte der Mann mit einem freundlichen Lächeln.

„Martín Azur y Alemán aus Losar de la Vera", sagte er mit einer angedeuteten, kleinen Verbeugung, wie er sie bei anderen Adligen gesehen hatte.
Die beiden sahen sich in die Augen und mussten plötzlich lachen.

„Ist es möglich, dass du, genau wie ich, deutsche Vorfahren hast?", fragte Martín und grinste Pedro an. Der nickte und nahm jetzt selbst einen ordentlichen Schluck Wasser.

„Das ist bei mir wohl nicht zu übersehen." 

Er hielt seinen Kopf unter den Wasserstrahl, um sich gleich darauf das Wasser wieder aus seinen langen, blonden Haaren zu schütteln. Noch nie hatte er einen Mann mit so hellblonden Haaren gesehen. Selbst nass waren seine Haare noch immer sehr hell.
Mit einem forschenden Blick betrachtete Pedro seinen neuen Freund.

„So wie du aussiehst, willst du in die Neue Welt. Allerdings hast du keinen Degen mehr und auch keine einzige Münze bei dir. Stattdessen hast du einen leeren Magen und keine Ahnung, wo du heute Nacht schlafen kannst." 

Martín nickte und ließ den Kopf hängen.

„Mach dir nichts draus! Ich lade dich ein. Lass uns in eine Taverne gehen."

Unterwegs nahm Pedro seinen neuen Freund ein wenig genauer in Augenschein. 

„Was ist denn mit deinen Haaren passiert? Du siehst aus, wie ein gerupftes Huhn!", fragte der blonde Mann mit einem Lachen. 

„Mit einem scharfen Feuerstein habe ich sie ratzekahl abrasiert! Sie waren so lang, dass sie mich gestört haben", meinte er ein wenig verlegen und ausweichend.

Bei einem wirklich ausgiebigen Mahl war die Welt schnell wieder in Ordnung. Gierig stopfte der vollkommen ausgehungerte Martín das gebratene Hühnerfleisch und das herrlich frische Brot in sich hinein. 

Pedro beobachtete ihn dabei mit einem Lächeln. „Eigentlich war ich nur hier in Spanien, um ein paar persönliche Angelegenheiten zu regeln. Mit meinen Brüdern lebe ich schon lange auf den Inseln in der Neuen Welt und ich kann dir sagen, es ist herrlich dort!"

„Stimmt es, dass die Mädchen dort nackt herumlaufen?", fragte Martín mit vollem Mund und brachte Pedro damit erneut zum Lachen. Er nickte und sah verträumt in die Ferne.
„Wenn du mit uns kommst, dann wirst du dort Wunder erleben, die du dir noch nicht einmal vorstellen kannst. Hast du schon einmal von der Insel Kuba gehört?"

Der letzte JaguarkriegerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt