unterschlagenes Gold - Teil 29

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In Vera Cruz waren die Arbeiten an den Wehranlagen der Festung endlich abgeschlossen. Ohne die Hilfe der Totonaken wäre es ganz sicher nicht so schnell vorangegangen, aber die hatten sich ordentlich ins Zeug gelegt, denn gerade sie hatten ja das größte Interesse daran, dass die Spanier hinter ihren dicken Mauern sicher waren. Denn nur die Spanier konnten sie vor der Rache der Azteken schützen.

Nachdem eine kleine Mannschaft ausgesucht war, die in der Festung, in Vera Cruz bleiben sollte, wollte Cortés mit dem weitaus größeren Teil der Männer in das Innere des Landes ziehen. Doch zuerst gab es noch ein paar Dinge, die erledigt werden mussten.

Der König musste darüber ins Bild gesetzt werden, was sie bisher erreicht und was sie noch vorhatten. Zudem musste er für diese zukünftigen Unternehmungen gnädig gestimmt werden. Darüber waren sich die Männer einig. Doch wie sollten sie das erreichen? Velázquez besaß sehr viel mehr Gold und konnte den König sehr viel gnädiger stimmen.

So kamen sie überein, dass sie kein einziges Körnchen Gold für sich selbst behalten würden. Sie wollten alles, was sie besaßen, dem König schicken und alles auf diese eine Karte setzen.
Für die Anhänger von Velázquez war das natürlich hart, denn sie hatten darauf gehofft, endlich nach Kuba zurückfahren zu können. Doch was wollten sie dort ohne Gold?

In Tenochtitlán hingegen sollte es ganze Berge von Gold geben. So entschlossen sich die allermeisten zu bleiben und weiter mit Cortés zu gehen. Doch es kostete sie eine Menge Überwindung, ihr Gold herauszurücken.

Martín konnte die Schläue und die Gerissenheit von Cortés nur bewundern. Er nahm ihnen alles, was sie zusammengerafft hatten und machte sie so arm wie am ersten Tag. Damit hielt er sie bei der Stange.

Das gesamte Gold wurde den beiden hohen Offizieren Alonso Portocarrero und Carlos Montoya anvertraut. Sie sollten es zusammen mit den Briefen von Cortés und den Briefen der Mannschaft nach Spanien bringen und alles dem König überreichen.

Zusätzlich sollten sie ein paar Indianer mitnehmen, die sie in den Käfigen der Totonaken gefunden und vor dem Opfertod bewahrt hatten. Diese Männer konnten nicht unter den Totonaken leben und auch nicht zurück zu ihrem eigenen Volk.

Sie waren in Gefangenschaft geraten und damit »Coacalcos«, im Käfig aufbewahrte Nahrung für die Götter. Als Coacalcos hatten sie keinerlei Lebensrecht mehr in ihrer alten Heimat und so sollten sie mit den Spaniern über den Ozean fahren. Am Hof des Königs sollten sie als Kuriosität der Unterhaltung dienen.

Bevor das Schiff ablegte, ließ Cortés alle anderen Schiffe abtakeln. Alle beweglichen Teile, wie Masten und Segel, Anker und Kompass ließ er an Land bringen. Die Rümpfe hingegen ließ er in der Bucht versenken und diese wenig ehrenhafte Aufgabe übertrug er seinem Sekretär.

Mit Martin Lopez, einem Schiffbaumeister an seiner Seite, ließ Martín sich von den Seeleuten an Bord des ersten Schiffes rudern und schaute ihnen dabei zu, wie sie in den leeren Laderaum stiegen und mit Äxten den Rumpf zerschlugen. Keinen der Männer ließ diese Aufgabe kalt. Sie waren Seeleute, die sich dem Meer auf diesen Schiffen anvertrauten und jetzt schickten sie ihre treuen Gefährten auf den Grund. 

Es war ihnen anzusehen, wie schwer sie daran zu tragen hatten. In einem dicken Strahl schoss das Wasser durch eine zerschlagene Planke in das Innere des Schiffes und selbst Martín packte in diesem Moment die Angst. Genau wie alle anderen beeilte auch er sich, von Bord zu kommen.

Von einem Schiff ruderten sie zum nächsten und als sie das letzte Schiff unbrauchbar gemacht hatten, war das erste Schiff bereits in der Bucht versunken. Nur das Flaggschiff hatten sie nicht zerstört. Den anderen Schiffen war anzusehen, dass sie sich nicht mehr lange an der Oberfläche halten würden. Einigen Männern saß ein Kloß im Hals und sie mussten schlucken, denn jetzt war ihnen der Rückweg endgültig versperrt. Sie mussten erfolgreich sein, es gab für sie keinen Weg zurück, denn ihre Schiffe sanken gerade auf den Grund des Ozeans.

Der letzte JaguarkriegerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt