Kampf mit den Tabascos - Teil 22

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Bereits in der ersten Nacht fuhr das Schiff der Alvarados der Flotte davon und hielt auf die Insel Cozumel zu. Dort gingen die Männer an Land und benahmen sich so, wie sie es in der Karibik bisher auf jeder Insel getan hatten. Sie nahmen den Eingeborenen einfach alles weg, was sie gebrauchen konnten. Als Cortés mit seiner Flotte eintraf, stauchte er Pedro de Alvarado vor der versammelten Mannschaft zusammen und ließ alles, was den Indianern geraubt wurde, zurückgeben.

An diesem Tag wunderten sich die Alvarados zum ersten Mal über Cortés. 

„Haben wir ihn am Ende vollkommen falsch eingeschätzt? Ist er vielleicht doch nicht so einfach zu manipulieren, wie wir geglaubt haben?", fragte Juan leise in die Runde, als sie ein wenig abseits der Truppe standen. Doch Pedro winkte lässig ab. 

„Noch will ich nichts gegen ihn unternehmen. Solange er unsere eigenen Pläne nicht durchkreuzt, ist es mir egal, wenn er den Indianern ein paar Truthühner zurückgibt." 

Seine anderen Brüder sahen das ganz ähnlich und so nahmen sie den kleinen Rüffel ihres Oberbefehlshabers gelassen hin.

Durch diese kleine freundliche Geste erfuhr Cortés von den Eingeborenen, dass nur eine Stunde entfernt zwei Spanier lebten. Sie waren bei einem Schiffbruch gestrandet und hatten sich an das Leben unter den Indianern gewöhnt. Als Cortés davon erfuhr, hielt es ihn kaum noch auf seinem Platz. 

Als eine kleine Buße, für die gestohlenen Truthühner wandte er sich an Pedro und seine Brüder und schickte sie los, damit sie ihm diese beiden Männer brächten. 

Aber nur einer der beiden Schiffbrüchigen wollte mit den Alvarados gehen. Er hieß Gerónimo de Aguilar und hatte während seines Aufenthaltes bei den Indianern die Sprache der Maya sehr gut gelernt.

Der andere Mann, Gonzalo Guerrero, war vom christlichen Glauben abgefallen und hatte sich nach Sitte der Maya das Gesicht tätowieren lassen. Er war zu einem Blutsäufer geworden, wie Gerónimo de Aguilar es nannte. Selbst wenn er gewollt hätte, so hätte er nicht wieder mit den Spaniern gehen können. Er wäre auf jeden Fall ein Ausgestoßener geblieben und so war es besser für alle Beteiligten, wenn er bei den Maya blieb.

Diesen Blutsäuferkult konnte Cortés unter keinen Umständen dulden. In einem Tempel der Maya ließ er sämtliche steinernen Götzenfiguren der Indianer zerschlagen. So sehr die Indianer auch schrien und sich verzweifelt am Boden wälzten, ließ er trotzdem die Wände vom Blut der geopferten Gefangenen reinigen und ein Bildnis der heiligen Mutter Gottes aufstellen. Kurz darauf gab er den Befehl zum Aufbruch.

Wie lange die Indianer dieses Bildnis in ihrem Tempel stehen lassen würden, wusste niemand. Martín fand es richtig, den Indianern zu zeigen, wie falsch sie handelten. Aber trotzdem erschien es ihm vollkommen sinnlos. Denn dadurch änderte sich an diesem Ort doch rein gar nichts! 

Keiner der Indianer hatte verstanden, dass es falsch war, den Gefangenen das Herz herauszureißen und ihre Leichen zu essen. Es war also vollkommen sinnlos, ihre Bildnisse zu zerstören und dafür ein Bild von Maria aufzustellen. Das würden sie doch sofort wieder beseitigen.

Doch sagte er nichts und behielt seine Gedanken für sich. Er wollte auf keinen Fall in einem religiösen Disput im Mittelpunkt stehen und die Blicke aller auf sich ziehen. 

Wenn diese fanatischen Christen wüssten, wer er wirklich war, dann hätten sie ihn vermutlich sofort am nächsten Baum aufgehängt, weil er sie nicht nur belogen, sondern sie auch hintergangen hatte. Er hatte ihnen vorgespielt, jemand zu sein, der er nicht war. Bekamen sie das jemals heraus, dann wäre ihre Rache furchtbar. Doch er hatte lange genug unter Mönchen gelebt und fühlte sich sicher.

*

Auf der gleichen Route wie die Expedition zuvor, segelte die Flotte weiter in Richtung Norden und dann nach Westen, immer an der Küste Yucatáns entlang.
Als Cortés genau wie Juan Grijalva bei den Tabascos anlegen wollte, um frisches Wasser aufzunehmen, zeigten sich die Indianer erneut halsstarrig und verweigerten eine Landung an ihrer Küste. Mit 12.000 Männern standen sie am Ufer und drohten den Spaniern. 

Der letzte JaguarkriegerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt