Die heimlichen Helfer - Teil 54

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Schon lange wurde Blaue Eidechse nicht mehr von den anderen jungen Männern aus seinem Dorf verprügelt, aber das Verhältnis zu ihnen hatte sich auch nie freundschaftlich entwickelt. Wenn er Freunde treffen wollte, dann ging er in die Stadt, nach Xochimilco.

Doch heute suchten ihn die gleichen jungen Männer auf seinem neuen Chinampas auf, die ihn so lange drangsaliert hatten. Aber dieses Mal warteten sie respektvoll in einiger Entfernung mit ihren Booten, bis Blaue Eidechse seine Arbeit unterbrach.

Er hatte sie schon lange bemerkt und zuerst war ihm der Schrecken in die Glieder gefahren, als er seine alten Feinde in ihren Booten kommen sah. Doch dann straffte er die Schultern.

„Was wollt ihr von mir?", fragte er barsch und hatte sein langes Stück Hartholz in der Hand, mit dem er das Schilf abschnitt.

„Wir würden gern mit dir und deinem Sklaven reden", meinte der Flinke Waschbär ohne jede Aggression in der Stimme.

„Er ist nicht mein Sklave, er ist mein Freund", antwortete Blaue Eidechse, ohne Nkobe anzusehen. Der hatte ebenfalls die Arbeit eingestellt und war sehr froh über diese Worte. Bisher hatten sie sich noch nie über seinen Status unterhalten und er wusste nicht genau, was er eigentlich war. Ein Gast? Ein Gefangener? Ein Sklave? Er hätte alles Mögliche sein können, aber es freute ihn sehr, dass Blaue Eidechse ihn als seinen Freund sah.

Der Flinke Waschbär nickte, denn es war ihm egal, ob dieses schwarze Monster mit seinem zerstörten Gesicht ein Sklave oder ein Freund war.

„Es heißt, dass dein Freund die Sprache der Spanier beherrscht und wir brauchen seine Hilfe."

„Was wollt ihr denn von den Spaniern?", fragte Blaue Eidechse ein wenig spöttisch.

„Wir wollen ihnen helfen und sie fragen, was wir für sie tun können. Aber wir können uns nicht mit ihnen verständigen."

Am liebsten hätte Nkobe ihnen zugerufen, dass er ihnen auf gar keinen Fall helfen würde. Nie wieder wollte er etwas mit den Spaniern zu tun haben. Aber er wusste genau, wie das bei ihnen ankommen würde. Deshalb überließ er es Blaue Eidechse, ihnen zu antworten.

„Mein Freund will nicht wieder zurück zu ihnen, weil sie ihn sehr schlecht behandelt haben. Aber wenn ihr mit ihnen reden wollt, dann kann ich eure Worte übersetzen. Denn seit mehreren Monden spreche ich mit ihm Spanisch. Ich denke ich kann diese Sprache inzwischen so gut, dass jeder Spanier mich versteht und obendrein kenne ich einen Spanier, der unsere Sprache spricht."

Ein wenig schockiert schauten die jungen Männer Blaue Eidechse an.

„Du hast mit einem Spanier gesprochen?" Die Überraschung im Gesicht von Verbranntes Gras war nicht zu übersehen. Blaue Eidechse schaute ihn nur mit einem selbstbewussten Lächeln an, ohne zu antworten.

„Würdest du uns helfen und mit uns nach Iztapalapa gehen? Es heißt, die Spanier würden dort hinziehen, um die Stadt anzugreifen. Wir würden die Schlacht gern aus der Entfernung sehen und nach ihrem Sieg würden wir die Spanier gern fragen, was wir für sie tun können. Aber wir können uns nicht mit ihnen verständigen und die Tlaxcalteken sind bei ihnen."

Ein wenig beschämt senkte Verbranntes Gras den Kopf.

„Vor den Tlaxcalteken habt ihr wohl Angst?", fragte Blaue Eidechse und genoss diese Frage sehr.

Alle schauten sie betreten in ihre Boote und keiner antwortete ihm.

„Also gut!" Blaue Eidechse hatte sich entschlossen. „Ich werde mit den Spaniern reden, aber wir sollten nicht alle zusammen zu ihnen gehen. In einer großen Gruppe ist es gefährlich. Zu leicht können uns die Tlaxcalteken dann für aztekische Hilfstruppen halten. Nur wir drei sollten über den See fahren und an der Straße nach Iztapalapa auf die Spanier warten."

Der letzte JaguarkriegerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt